pH zu hoch ?

  • Hallo,
    ich habe in meinem Becken einen pH Wert von morgens 8,3-8,4 und abends 8,6-8,7
    Ich messe den pH Wert mit einem GHL Profilux und habe mir extra eine neue Elektrode bestellt weil ich gemeint habe die alte ist über die Zeit halt verbraucht.
    Ich habe die neue Elektrode geeicht und danach zeigt sie in der Eichlösung genau 7 an. Eigentlich sollte die Messung somit halbwegs stimmen.


    Hat ein zu hoher Wert Einfluss auf SPS z.B. Wachstum oder Polypenbild ? Kann bzw. sollte ich den Wert überhaupt senken?


    Der Abschäumer hängt schon länger nicht mehr an der Außenluft, Atemkalk verwende ich nicht, kein Refugium.
    Ich verwende Kalkreaktor und sonst eigentlich außer sporadisch Wasser Wechsel und wenig Spuris nichts weiter. Kein Ozon, keine weiteren Filtermedien wie Kohle und z.B. Rowaphos.
    Ich habe auch keine Algenplagen die das Co2 verbrauchen, nur ist das Becken mit Korallen gut besetzt.


    Gruß

  • Moin,


    wie alt ist denn die Eichlösung? Die sollte nicht zu alt sein.
    Ist dein Aquarium offen? Wenn ja, dann könntest du mal versuchen es eine Zeit lang abzudecken.


    Schöne Grüße
    Andre

    Viele Grüße
    Andre



    Fische sind statistisch gesehen, die am seltensten überfahrenen Tiere.

  • Hallo Spooner,


    welchen 2. Puffer verwendest Du beim Kalibrieren? pH 9, pH10 oder im sauren Bereich pH 4?
    Wenn Du den pH 4 verwendest, dann besorge Dir bitte einen neuen pH 9 oder pH 10 und messen den pH-Wert darin. Wenn Dein Messgerät gut den Puffer-pH-Wert anzeigt, dann ist Deine pH-Messung erst einmal in Ordnung.


    Wird Kalkreaktor mit oder ohne Neutralisierung benutzt? Wenn ja, kannst Du die Neutralisierungsleistung drosseln (weniger Material), um den pH-Wert im Aquarium ein wenig zu senken. Deine Karbonathärte schein o.k. zu sein - die pH-Schwankungen von 0,3 sind o.k..


    Solange der pH-Wert nicht weiter ansteigt, würde ich mir bei einem eingefahrenen Becken keine Sorgen machen. Bei einem jungen Becken besteht die Gefahr der Ammoniakvergiftung.

  • Hallo,
    Danke für eure Antworten. Ich habe heute mit beiden Sonden noch gemessen und getestet. Die Pufferlösungen sind vermutlich das Problem bzw hab ich falsch geeicht. Ich hatte immer so kleine Zwischenbehälter um nicht direkt in dem Original die Elektrode zu Eichen und dadurch viell die Lösung zu verunreinigen. Früher hatte ich 4 und 7 und hatte mir bei mrutzek 5 und 7 nachbestellt. Dann einen Teil in die Behälter umgefüllt und geeicht. Der eine war aber noch mit 4 beschriftet und ich hab mir 4 geeicht obwohl die neue mit 5 drin ist .
    Werde mir neue bestellen damit sie frisch sind und dann neu Eichen. Aktuell ist der Wert aber deutlich tiefer.
    Ist 4 und 7 ideal oder 7 und 9 ?
    Gruß

  • Sandy, ein eindeutiges jein.


    Für die präzise Messung wären 7 und 9 ideal. Leider altern die Puffer über 7 sehr schnell, weil CO2 mit den hohen pH-Werten reagiert. Für die pH 10 Lösung reicht schon eine Nacht ohne Verschlusskappe und der Wert ist auf 9 Komma irgendwas gefallen. Die wenigsten Aquarianer kaufen jeden Monat neue Kalibrierlösungen. Deshalb plädiere ich für pH 4 und pH 7.


    Spooner, das mit dem Abfüllen hast Du schon richtig gemacht. Wenn man nämlich andauernd mit einer benutzten Messkette in den Pufferbehälter hineintaucht gibt es mit der Zeit zwangsläufig Verunreinigungen. Also besser immer kleine Mengen für die Kalibrierung abzweigen und danach wegschmeißen. Wichtig: Messkette und das Behälterchen dreimal mit RO-Wasser Spülen und nicht versuchen mit einem Lappen abzutrocknen. Die paar Tropfen RO-Wasser beeinflussen den pH-Wert nicht, ein Tuch mit werweiswas dran eventuell schon. Und: leistet Euch eine Spritzflasche für RO-Wasser - erleichtert die Arbeit ungemein.


    Zwei Möglichkeiten für den sinnvollen Gebrauch von Pufferlösungen:



    1. kleine Mengen abzwacken und immer die gleichen gut (3x) gespülten Gefäße benutzen



    2. Pufferflasche mit integrierter Messkammer verwenden

  • Hallo,
    vorerst noch mal danke für eure Antworten, dadurch bin ich dem Problem ja auf die Spur gekommen.


    Nun ist es so das der pH nicht zu hoch sondern zu niedrig ist. Ich hatte früher an meinen alten Becken immer einen Kalkreaktor in Verbindung mit Kalkwasser und dort standen die Korallen eigentlich ganz anders zu heute bzw war das Becken insgesamt auch etwas anders.
    Das Kalkwasser hatte ich dann eingestellt weil ich mit einem Kalkrührer einen Unfall hatte der mir fast alle Korallen und viele Fische gekostet hat.


    Nun habe ich dazu eine Frage bzw ein Verständnisproblem


    Ich betreibe an einem Becken einen Kalkreaktor und versuche kh 7 zu halten angenommen der ph ist immer 8. Der Reaktor läuft auf 100% um den Wert zu halten und die Versorgung aufrecht zu halten bzw den kh konstant zu halten.


    Jetzt dosiert man einfach etwas Kalkwasser oder erhöht den pH über Atemkalk, Refugium oder sonst was auf 8,3.


    Durch das ansteigen des pH Werts steigt mein kh automatisch mit auf angenommen 8. Das führt dazu das ich den Reaktor z.B. auf 50-75% runter regeln muss um wieder auf kh 7 zu kommen.
    Das bringt wieder weniger CO2 ins Becken was den Kh weiter stabilisiert und ich pendele mich irgendwann mit der Kalkwassermenge und der Reaktor Einstellung irgendwo bei einem höheren ph Wert ein.


    Das verringern des co2 und erhöhen des ph kommt den Korallen auch zu Gute.



    Was ist aber vorher bei niedrigen ph passiert das ich den Reaktor so aufdrehen musste um den kh zu halten für die Korallen? Hat man dadurch das Milieu zu ungunsten des Beckens bzw der Korallen so verschlechtert oder verschoben das man andere Probleme dadurch hat oder ist das eigentlich egal ? Ich brauche jetzt ja viel weniger Reaktorleistung und CO2 bzw Balling Flüssigkeiten um den selben kh wert zu halten.

  • Hallo Spooner,


    Bin mir nicht sicher ob ich deine Frage richtig verstanden habe.


    Ein erhöhter CO2 Gehalt im Becken kann zu einem verstärkten Grünalgenwachstum führen. Ebenfalls kann ein niedriger pH Wert zu Dinofllagelaten führen. Außerdem hat der PH wert starken Einfluss auf die Löslichkeit unterschiedelicher Verbindungen, wie z.B Phosphate aber auch die max. Mögliche Konzentration an Calzium.


    Um in deinem Reaktor Calzium zu lösen muss der pH auf etwa 6 gesenkt werden. Wenn dein Reaktor jetzt deutlich mehr CO2 einleitet als nötig ist um den pH Wert auf pH 6 zu senken hat das kaum Auswirkung auf die im Reaktor in Lösung gebrachte Menge an Calzium und Hydrogencarbonat. Dafür ist die Konzentration an freien CO2 höher aber die zudosierte Menge an Calzium und Hydrogencarbonat fast genauso groß wie ein ideal Eingestellter Reaktor.

    Gruß
    Robin


    "Eine Gesellschaft blühe auf, wenn alte Männer Bäume pflanzen, in deren Schatten sie niemals sitzen werden. "

  • Hi,
    Vielleicht ist es zu kompliziert erklärt. Wenn ich kh 7 hab bzw halten möchte mit kalkreaktor oder balling muss ich eine gewisse Menge dem Becken zuführen.
    Wenn ich nur den ph im Becken erhöhe, steigt mein kh automatisch mit. Dadurch muss ich weniger balling nach dosieren um kh 7 zu halten.


    Hab ich mit niedrigem ph verschobene Werte im Becken oder wo geht das ganze kh hin was ich vorher an ballingsalzen mehr dosiert hab um 7 zu haben?


    Ich hab ohne die Dosierung zu verändern nur mit Erhöhung des ph im Becken eine kh Steigerung von 7 auf 8,1

  • Im Grunde hast du recht .


    Die Flüssigkeit in dem Test ist eine schwache Säure und ein Farbindikator der bei einem bestimmten pH Wert einen Farbumschlag hat.


    Vereinfacht senkst du mit dem KH Test den pHWert der Probe bis zum Farbumschlag . Wenn du vorher den pH-Wert deines Wassers mit Kalkwasser erhöht hast musst du ein oder 2 Tropfen mehr Testflüssigkeit zugeben um den pH-Wert des Probenwassers soweit zu senken das der Farbumschlag stattfindet.


    Das ist allerdings stark vereinfacht . In Wahrheit ist es komplexer mit dem Puffersystem des Salzwassers .


    Und zu einem gewissen Grad entsteht auch aus dem CO2 im Becken und aus dem OH des Kalkwasser Karbonat ( auch wieder vereinfacht)

  • Hallo Spooner,


    Jetzt habe ich deine Frage verstanden. Chemisch betrachtet ist das übrigens eine geniale Frage, da man mit Ihr viele Zusammenhänge erklären kann.

    Also um deine Frage richtig zu beantworten habe ich die Grafik oben Eingefügt. in der Grafik sind 3 Punkte makiert. Die sogenannten pks-Werte sind chemische Konstanten die verwendete werden um den pH-Wert von Lösungen zu Berechnen. Entspricht der pH Wert dem pks Wert liegen 50% des Stoffes dissoziiert vor.
    pks 1= +6,35
    pks 2= +10,33
    pks1+pks2 = +8,34 (errechnet)



    In Abhängigkeit vom pH-Wert liegt das im Wasser gelöste CO2 in unterschiedlichen Modifikation vor. Man nennt dieses Puffersystem auch Carbonat-Kohlendioxid-System. Bei einem PH wert von 8,3 können wir der Grafik die Zusammensetzung des gesamt im Wasser gelösten CO2 entnehmen. Es liegen 1% als CO2, 1% als CO32- und 98% als HCO3- vor.
    Haben wir nun 2,9 mmol/l gesamt CO2 im Wasser vorliegen bedeutet dieses das 0,029 mmol/l CO2 (1,8mg/l), 0,029 mmol/l CO32- und 2,8mmol/l HCO3- (KH=7,9). Nehmen wir nun an das Wässrige System befindet sich im Gleichgewicht und auch die CO2 Konzetration entspricht der des Gleichgewichts durch die Umgebungsluft, liegt ein stabiles System vor.
    Verändern wir jetzt den pH-Wert (zur Verdeutlichung machen wir das extrem) auf 7,0 ändert sich auch das Verhältnis der Kohlendioxidmodifikationen. Es liegen nun 20% als CO2 vor 80% als HCO3- und CO32- ist nicht mehr vorhanden. Gehen wir erneut von 2,9 mmol/l gesamt CO2 im Wasser aus, bedeutet dieses das 0,58mmol/l CO2 (35mg/l) und 2,32mmol/l HCO3- (KH=6,4) vorleigen. Das Wässrige System befindet sich im Gleichgewicht, aber die CO2 Konzentration nicht mit der Umgebungsluft! Das System ist Bestrebt immer im Gleichgewicht vorzuliegen und das überschüssige CO2 würde ausgasen.
    Andersrum funktioniert das selbstverständlich auch. Erhöhen wir den pH Wert auf 9 bei 2,9 mmol/l gesamt CO2 im Wasser wäre die CO2 0,0058 mmol/l (0,4mg/l), 0,058 mmol/l CO32- und 2,84mmol/l HCO3-. Das wässrige System befindet sich im Gleichgewicht, aber die CO2 Konzetration nicht mit der Umgebungsluft. Es würde sich vermehrt CO2 aus der Umgebungsluft im Wasser lösen bis wieder ein Gleichgewicht vorliegt. Nach dem Prinzip funktioniert die Kalkversorgung und Carbonatversorung mittels Kalkmilch, oder kann so die CO2 Konzentration errechnen.


    Das Messprinzip ist richtig erklärt, hat aber nur unwesentlich was mit dem zu tuen. Der pH-Wert ändert sich zu Beginn der Messung kaum. Anhand einer Titrationskurve kann man das er schön erklären.

    Phosphorsäure hat 3 sogenannten Umschlagpunkte. Der pH-Wert der Testlösung (blaue Linie) ändert sich nur leicht bis kurz vor erreichen des Wendepunktes (pH von 2 auf 3). Anschließend steigt der pH Wert Schlagartig auf 6. Hierzu sind nur wenige Tropfen der Natronlauge nötig. Am 1 Wendepunkt (ÄP1 =4,3) hat die komplette erste Dissoziationstufe der Phosporsäure reagiert. Der 2 Wendepunkt verhält sich ebenfalls so. Flacher Anstieg von 6 auf 8 und steigt dann innerhalb weniger Mikroliter auf 11 an (ÄP2 =9) 2 Dissoziationstufe.
    Das Volumen von ÄP1 zu ÄP2 ist konstant und ist ausschließlich von der Konzentration der zu Titrierenden Lösung abhängig. Der pH Wert hat hier drauf keinen Einfluss wie man am ÄP2 erkennt. beim ÄP3 spielt wiederrum das Puffervermögen des Phosphats eine Rolle.

    Gruß
    Robin


    "Eine Gesellschaft blühe auf, wenn alte Männer Bäume pflanzen, in deren Schatten sie niemals sitzen werden. "

  • Nun wieder der Klugscheißer:


    Wir messen gar nicht die Karbonathärte sondern "nur" die Pufferkapazität (im Englischen ist der Ausdruck alcalinity sehr viel treffender). Zum Glück ist das stärkste Puffersystem im Meerwasser tatsächlich das Kalk-Kohlensäuresystem, so dass die gemessene "Karbonathärte" der tatsächlichen Karbonathärte entspricht. Bei sehr hohen Phosphatkonzentrationen (Aquakultur) muss man bei der Messerei schon aufpassen. In diesen Fällen wäre eine Leitfähigkeitstitration schon angebrachter.


    Das mit dem Gleichgewicht ist so eine Sache. Das Kohlendioxid-Kohlensäure-Hydrogencarbonat-Carbonat-Gleichgewicht ist sehr, sehr träge, so dass das Wasser praktisch nie im Gleichgewicht ist. Andere Prozesse, die am festen Kalksubstrat knabbern (Bakterien, bohrende Organismen), beeinflussen das Gleichgewicht ebenfalls.

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