Hilfe beim Osmosewasser, Silikat

  • Hilfe beim Osmosewasser, Silikat



    Guten Abend.


    Ich hatte mein Becken- und Osmosewasser bei ATI testen lassen.


    Beim Osmosewasser wurde ein Wert von 355.6 µg/l angezeigt und der Hinweis," Anlage benötigt Wartung, Harz sollte getauscht werden."



    Ich betreibe seit zwei Monaten eine Osmoseanlage von IEM, Aqua Profi 380, Verhältnis 1:1, mit nachgeschalteter Mischbettharzpatrone. Wenn 200-300 Liter Wasser durchgegangen sind ist das viel.



    Bei IEM selbst glaubte man den Werten von ATI nicht und äußerte lediglich, " die wollen nur Produkte loswerden".



    Ich habe mein Osmosewasser dann noch mal vom Händler testen lassen. Der stellte auch etwas Silikat fest.



    Ich habe mir nun neues Harz zugelegt, MB 20 und die Patrone direkt neu bestückt.



    Vorher hatte ich für einen Wasserwechsel Osmosewasser vom Händler geholt.



    Heute habe ich dann mit einen JBL Silikattest folgendes Wasser gemessen,



    direktes Wasser aus unserer Hausleitung: Wert über max., also größer 6mg/l



    Osmosewasser mit dem alten Harz: knapp über 1mg/l



    Osmosewasser mit MB 20, nach Befüllen: 0,4-0,8 mg/l



    Osmosewasser vom Händler: 0,4-0,8 mg/l



    Meerwasser meines Beckens: 0,2 mg/l.



    Ich weiß irgendwie nicht weiter!



    Müsste nicht das Osmosewasser mit neuem MB20 und das Händlerwasser wenigstens unter 0,1 MG/l anzeigen??



    Liegt's am JBL Test? Die Osmoseanlage ist neu.



    Meinen Saliferttest kann ich ganz vergessen, der zeigt immer 0 an.



    Wer weiß Rat?



    LG Daniel

  • Hallo Daniel,


    silikatfreies Wasser wird Du nie herstellen können - es ist alles eine Sache der Messmethodik und der Betriebsweise Deiner Wasseraufbereitungsanlage.


    RO-Anlage
    1:1-RO-Anlagen sind grundsätzlich schlechter von der Wasserqualität her gesehen, als 2:1 oder 3:1-Anlagen. Zudem steigt die Gefahr des Membranverblockens mit niedrigem Verhältnis.

    Das Wasser, dass Du bei der 1:1-Anlage einsparst, musst Du teuer in Mischbettharz investieren. Mit 1 Liter Mischbettharz kann man - wenn es gut kommt - ca. 1000 Liter Wasser aufbereiten. 300 Liter sind nicht unrealistisch (je nach Ausgangswasser, dass Deine RO-Anlage produziert). Rechne den Preis von einem Kubikmeter Trinkwasser gegen den Preis von einem 1 Liter Harz.
    Ich würde IEM fragen, ob es ein Umrüstsatz von der 1:1-Anlage auf eine 3:1-Anlage gibt. Ansonsten kannst Du mich fragen.


    Harze
    Es gibt eine unüberschaubare Auswahl von Mischbettharzen. Oft genug verwenden unterschiedliche Hersteller gleiche Bezeichnungen.
    Das Dow Amberlite MB20 ist ein regeneriertes Harz (siehe Datenblatt). Regenerierte Harze sind grundsätzlich schlechter für die Silikatentfernung geeignet als fabrikneue Harze (z.B. MB400).
    An Deiner Stelle würde ich mir ein Leitfähigkeitsmessgerät für den Reinwasserbereich besorgen (z.B. Hanna Proto-Reihe 0-20 µS/cm). Erstens kannst Du damit schnell die Umkehrosmoseanlage überprüfen und zweitens die Reinwasserqualität nach dem Harzfilter. Die Kapazität des Harzfilters wird nämlich nie gleich sein, je nachdem wie Du Deine RO-Anlage betreibst. Steigt die LF des Reinstwasser deutlich an (ich würde 3 µS/cm als absolut oberste Grenze sehen), muss das Harz getauscht werden. Und bitte erst messen, wenn die Anlage mindestens 3-5 Liter Wasser produziert hat. Das erste Wasser ist nämlich belastet (sowohl von der RO als auch vom Harzfilter).


    Silikatkonzentration:
    Welches ist nun die besten Silikatkonzentration im Meerwasseraquarium? Die natürliche Konzentration ist sehr unterschiedlich (ich habe Werte von 0 bis 39000 µg/l Si gefunden) und abhängig von Ort (geografisch und Wassertiefe) und Zeit; danach kann man sich also nicht richten.
    Nach meinen Erfahrungen sind Beckenwerte bis 500 µg/l Silikat kein Problem - Ausnahmen mag es natürlich geben. Nicht jeder braune Belag im Aquarium besteht aus Kieselalgen. Sicherheit gibt da nur eine Mikroskop. (Und außerdem sind Kieselalgen eine wichtige Stufe in der Nahrungskette.)


    Messwerte:
    Messwerte können schon einige Ungenauigkeiten aufweisen. Wir haben z.B. mal eine Analyse von unserem RO-Wasser mit anschließendem Mischbettharz (Purolite MB400) bei einem aquaristischen ICP-Messlabor machen lassen. Im Umkehrosmosewasser war Si nicht nachweisbar, im VE-Wasser nach der RO deutlich erhöht.

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort!!


    Ein schwer verständliches Thema für mich :smiling_face:


    Ich habe extra eine 1:1 Anlage gekauft, um wirklich viel Schadstoffe rauszubekommen...


    Bei der ATI Analyse waren ja auch alle Werte nicht nachweisbar, außer Silicium.


    Bei einer Umrüstung auf 3:1, habe ich dann nicht wieder andere Schadstoffe drin?


    In einem anderen Forum sagte man mir, dass meine Mischbettharzpatrone zu klein wäre und hat zu einer größeren Patrone, ab 3l geraten....???


    Meinst du diesen Leitwertmesser? Die Protoreihe habe ich nicht gefunden....


    https://hannainst.de/106-hi983…r-bis-20-00-ms.html?c=429


    Und habe ich das richtig verstanden, dass die ersten 3-5 Liter Osmosewasser, wenn ich die Anlage 1-2 Wochen nicht genutzt habe, wegschütte, da dort eine Belastung da wäre?


    Was hast du denn für ein Umrüstsatz?
    Brauche ich dann keine größere Patrone mehr?


    Sorry, für die vielen Fragen :smiling_face:

  • moin,


    silikat ist ja nicht unbedingt als "schadstoff" zu benennen.


    es stirbt nix davon und z. b. schwämme benötigen selbiges zum skelettaufbau.


    wenn nicht gerade kieselalgen die übrigen bewohner des beckens durch megawachstum ersticken, kann einem der silikatwert fast wurst sein.

  • Hallo Daniel,


    Silikat gehört wie Joe schon geschrieben hat nicht zu den Schadstoffen, sondern zu den Nährstoffen. Und hier gilt wie immer bei den Nährstoffen: alles in Maßen, nicht zu viel und nicht zu wenig.
    Silikat kann Kieselalgen als Nahrungsgrundlage zur Massenvermehrung dienen, tut es im eingefahrenen Becken aber nicht, das passiert meist nur in der Einfahrphase.


    Das Reinwasser-/Abwasser-Verhältnis der Osmose ist mehr eine Frage des Wassersparens, nicht der Ergebnisgüte. Da sind die Anlagen mit mehr Abwasser besser, wie Burkhard schon gezeigt hat.


    Die Osmose lässt meist einen guten Teil des Silikats durch, aber das Harz dahinter sollte eigentlich das verbliebene Silikat restlos schlucken. Wenn es das nicht tut ist entweder das Harz erschöpft (schlecht aufbereitet) oder die Harzkartusche funktioniert nicht richtig und das Wasser geht zum guten Teil am Harz ungefiltert vorbei.


    Mit den üblichen 10 Zoll Töpfen war ich immer ziemlich unglücklich und undicht und hatte auch Probleme mit schlechten Rückhalteraten. Da ich ohnehin mehr Wasser brauche habe ich mir eine lange 3l-Säule geholt. Seitdem ist alles gut.



    Bei mir habe ich einen billigen Inline-TDS-Meter für die Überwachung der Qualität reingesetzt, das genügt mir völlig, auch wenn es keine realistische Aussage in den niedrigen Bereichen gibt. Aber es zeigt mir vor allem, wie das Ergebnis hinter der Osmose und hinter der Harzsäule ist.


    Ich habe dann nur noch ein paar Abzweige gesetzt, um das Wasser erst durch die Harzsäule zu leiten, wenn die Osmose freigespült ist. Ebenso schließe ich den Hahn, nach der Reinwassergewinnung. Das verlängert die Lebensdauer des Harzes um einiges. So eine kleine Ergänzung zur Osmose ist nicht teuer und recht einfach zu machen.

  • nun, planarien/strudelwürmer werden ja nicht durch silikat hervorgerufen, sondern sind von aussen eingebracht worden. die vermehrungsrate wird etwas angekurbelt. hat aber eher zur folge, dass der aquarianer, der meist beim auftauchen von einigen wenigen, das ganze auszusitzen versucht, aber infolge stärkerer vermehrung dann endlich tätig wird. :winking_face:


    mag sein, dass silikat auch cyanos etwas "begünstigt", wenn sie dann da sind - ursächlich ist es u. e. jedoch nicht. auch verschwinden cyanos nicht automatisch, falls ein vorh. silikatwert reduziert wird.


    silikat ist kein stoff, bei dem man in "panik" ausbrechen muss.

  • Bei einer Umrüstung auf 3:1, habe ich dann nicht wieder andere Schadstoffe drin?


    In einem anderen Forum sagte man mir, dass meine Mischbettharzpatrone zu klein wäre und hat zu einer größeren Patrone, ab 3l geraten....???


    Meinst du diesen Leitwertmesser? Die Protoreihe habe ich nicht gefunden....

    Sorry, schreiben muss man schon können: Pronto-Serie


    https://hannainst.de/2482-hi98…line-sonde-pronto-ec.html


    Die Stoffe werden zwar in unterschiedlichen Konzentrationen von einer Membran zurückgehalten, doch das allgemeine Verhalten ist immer gleich. Nimmt eine Anlage mehr Schadstoff heraus, gilt das für alle rückhaltbaren Stoffe. Deshalb ist die Leitfähigkeitsmessung so ein genialer Summenparameter: weniger Leitfähigkeit = bessere Rückhaltung für alle (rückhaltbaren) Stoffe.


    Die 10" Harzpatronen haben eigentlich eine ungünstige Geometrie: nämlich eine viel zu niedrigere Füllhöhe. Ab ca. 50 cm wird es erst interessant. Der Durchmesser sollte nicht zu groß sein, damit die optimale Beladungsgeschwindigkeit (8-30 m/h) erreicht wird. Darunter ist Mist, darüber auch.


    Du kannst per PN (wäre für's Forum wahrscheinlich uninteressant) ein Foto von der Reduziereinheit Deiner RO-Anlage schicken. Ein Datenblatt der Anlage wäre auch nicht schlecht.

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