Versorgungssysteme Essentials - Balling Light

  • Um auf mein Eingangsposting zurück zu kommen, daran erkennt man ja mal wieder, dass es eben kein "Rundum-sorglos" Paket gibt, mit dem man sein Hirn ausschalten kann und jeder ohne Problem ein Meerwasseraquarium betreiben kann. Ich denke, heute gibt es mehrere funktionierende "Systeme", die dem Anwender je nach Neigung etwas mehr Auswahl lassen. Bei den moderneren Ansätzen steht das Messen mehr im Zentrum, aber das ersetzt die Beobachtung der Tiere nicht, auch nicht die regelmäßigen Messungen von Nährstoffen, Makroelementen und der Dichte.

    Man sollte folgendes nicht vergessen: Meeresaquaristik ist im Kern geistige Arbeit. Sie wird es immer bleiben!


    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Ohne die ganzen Hersteller hätten wir heute sicher keine so guten Salze und andere sehr sinnvolle Produkte.

    Das ist schön zu hören. Oft genug wird im Zusammenhang "Hersteller" von Abzocke und dumm-und-dämlich-Verdienen gesprochen (klar: schwarze Schafe gibt es überall). Natürlich müssen wir Geld verdienen, denn wir müssen unsere Angestellten ordentlich bezahlen, der Staat bekommt auch sein "Scheibchen" ab und von reiner Wohltätigkeit können die wenigsten von uns überleben.
    Die Spurenelementdiskussion ist nahezu so alt wie die Meerwasseraquaristik selbst. Ein perfektes System wird es nie geben, da die Aquarien sich zu unterschiedlich entwickeln. So bleibt bei den All-in-One-Produkten immer nur die Möglichkeit, zu generalisieren und auf Erfahrungen zurückzugreifen. ICP ist eine tolle Sache, aber auch nur ein stumpfes Schwert, um wirklich zu beurteilen, ob man auf dem "richtigen" Weg ist. Trotz ausgeklügelter Dosieranleitungen eines jeden einzelnen Spurenelements wird es weiterhin unmöglich bleiben, jedes Rifftiere zu halten. Ein jeder hat die Erfahrung gemacht, dass in seinem Aquarium einige Tiere einfach nicht so wollen, wie der Aquarianer es sich vorstellt. Beim Nachbarn aber genau diese Tiere geradezu wuchern.
    Nichts gegen ICP. Die Parameter sind jedoch zu vielfälltig, um die ganze Diskussion an Spurenelementen aufzuhängen. Der Wunsch, den Zustand des Aquariums an für den Aquarianer messbaren Parametern zu beurteilen, ist nur zu verständlich. Es sind leider zu viele Parameter, die eine essentielle Rolle spielen und nicht messbar sind. So muss jeder SEINEN Weg finden.

  • Ich denke, Triton oder ATI haben so viele Messergebnisse, dass sie das bei der Herstellung Ihrer Produkte berücksichtigen und einen "guten Standard" abbilden.

    Hallo Daniel,


    kennst Du Messergebnisse von Spurenmetallen aus Aquarien? In der Regel liegen die unter der Nachweisgrenze und werden so durchgewunken (grünes Licht).

    Ich vermute jetzt einfach mal, dass man mit den regelmäßigen Wasserwechseln genügend Spurenelemente reinschüttet dass das in der Regel gut funktioniert.

    Hallo Chris,


    funktioniert definitiv beim Iod so nicht. Salze enthalten in der Regel die richtige Menge Iod. Der Iodverbrauch ist aber enorm hoch, da kommt kein Wasserwechsel mit.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Burkhard,


    sehe ich genauso. Ich bin selbst Unternehmer (allerdings in einem ganz anderen Bereich) und mir fällt immer wieder auf, wie Hersteller in diversen Foren angegangen werden. Dabei ist recht ungewöhnlich, dass im Meerwasserbereich so viele Hersteller in Foren unterwegs sind und Rede und Antwort stehen. Das ist sehr schön und wenn man immer im Hinterkopf behält, dass Firmen natürlich auch verkaufen möchten, dann erhält man schon recht brauchbare Infos. Der eine oder andere Hersteller hat sich aus den Foren zurück gezogen, was ich sehr schade finde. Es kann nicht sein, dass man auf der einen Seite eine Vielfalt an Produkten wünscht, auf der anderen Seite aber Herstellern recht schnell Profitgier usw. vorwirft. Wo wir wieder beim "Hirn" wären, das man eben nicht abschalten sollte wenn man Produkte kauft und verwendet.
    Ich nutze die ICP Analyse ganz banal zur Überprüfung meiner Tröpfchentests und der Dichte. Alleine das ist schon viel Wert. Ich bin nicht so lange Meerwasseraquarianer, aber wenn ich eins gelernt habe, dann dass die Tröpfchentests und Geräte zur Messung der Dichte immer mit Vorsicht zu genießen sind. Ich benutze kein Refraktometer mehr, hatte bisher zwei und immer mal wieder verstellen die sich. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Jetzt habe ich eine Qualitätsspindel und messe zudem den Leitwert. Bei den Tröpfchentests notiere ich mir mehrere Werte, da die Farbumschläge manchmal etwas schwierig einzuschätzen sind und vergleiche sie mit den Ergebnissen der ICP.
    Was die Spurenelemente angelangt hing ich tatsächlich der Idee an, man könne eine perfekte Umgebung schaffen wenn man sich an die Idealwerte hält. Ok, Traum geplatzt ;-), aber es ist trotzdem gut zu wissen, wenn ein wichtiges Element wie Jod fehlt bzw. zu wenig enthalten ist oder es ein unerwünschte Belastung gibt.


    Gruß


    Chris

  • Hallo Hans-Werner,


    der Peter Gilbers hatte z.B. schon 2015 mit einer Perkin Elmer Nexion 350D ICP-MS gemessen.


    http://riffaquaristik-journal.…bers-startet-icp-analyse/


    Aus dem Bericht stammt auch das untere Bild her.



    Soweit ich weiß, sind die Mitarbeiter jetzt bei ATI (lasse mich aber gerne auch belehren).


    Oliver von ATI hat mal seine Nachweisgrenzen hier dargelegt: https://atiaquaristik.com/de/?page_id=3485


    So wäre das im einzelnen:


    Elementuntere Nachweisgrenzeobere NachweisgrenzeKorrelationskoeffizient
    Aluminium0.08 – 0.25 µg/l240 µg/l0.99996
    Antimon2,53 – 4,64 µg/l240 µg/l0.99996
    Arsen0,13 – 0,24 µg/l240 µg/l0.99993
    Barium0,09 – 0,22 µg/l240 µg/l0.99994
    Beryllium0,03 – 0,04 µg/l240 µg/l0.99999
    Bismuth0,54 – 1,54 µg/l240 µg/l0.99988
    Blei1.38 – 1.67 µg/l288 µg/l0.99993
    Cadmium0.09 – 0.14 µg/l240 µg/l0.99997
    Chrom0.08 – 0.15 µg/l240 µg/l0.99996
    Cobalt0.15 – 0.47 µg/l240 µg/l0.99994
    Eisen0.43 – 0.83 µg/l240 µg/l0.99992
    Jod3.01 – 6.24 µg/l396 µg/l0.99964
    Kupfer0.63 – 0.74 µg/l240 µg/l0.99997
    Lanthan4.03 – 6.31 µg/l36.0 µg/l0.99944
    Lithium0.03 – 0.26 µg/l240 µg/l0.99996
    Mangan0.03 – 0.04 µg/l240 µg/l0.99996
    Molybdän0.36 – 0.52 µg/l288 µg/l0.99999
    Nickel0.41 – 0.46 µg/l288 µg/l0.99994
    Quecksilber0.46 – 1.12 µg/l142 µg/l0.99998
    Phosphor0.07 – 0.25 µg/l360 µg/l0.99999
    Selen3.95 – 6.51 µg/l240 µg/l0.99999
    Silicium0.88 – 1.27 µg/l1200 µg/l0.99951
    Thallium4.17 – 7.22 µg/l240 µg/l0.99973
    Titan0.28 – 0.54 µg/l48 µg/l0.99997
    Vanadium0.27 – 0.59 µg/l240 µg/l0.99998
    Wolfram1.82 – 3.74 µg/l36.0 µg/l0.99928
    Zink0.07 – 0.35 µg/l240 µg/l0.99997
    Zinn0.57 – 0.88 µg/l192 µg/l0.99995



    Das beantwortet jetzt deine Frage leider nicht wirklich, aber zu mindestens kann man eine Überversorgung doch recht gut nachweisen. Ich gehe sowieso aus, dass aufgrund der geringen Beckengröße immer ein höherer Bedarf an Spurenelementen besteht als im Meer. Begründung:




    So schaut's im Aquarium aus, alles vollgestopft mit "Verbrauchern"


    Was uns fehlt, sind die mehrer tausend Liter Wasser pro Koralle.



    Insofern werden alle Leute mit guten und sehr guten Wachstum Spurenelemente konstant (Dosierpumpe) zuführen müssen und das in einer Dosis, die hoffentlich unter einer toxischen Grenze liegt, aber doch deutlich über den Wert im Meer.



    funktioniert definitiv beim Iod so nicht. Salze enthalten in der Regel die richtige Menge Iod. Der Iodverbrauch ist aber enorm hoch, da kommt kein Wasserwechsel mit.


    Das sehe ich ähnlich.



    LG
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    vielen Dank für den Überblick. Da wäre es eigentlich gut, wenn Nickel generell nachweisbar wäre, ist es aber glaube ich in der Regel nicht. Da könnte man ja glatt die Frage stellen, ob unsere Riffaquarien in der Regel Spurenmetall-Mangel-Aquarien sind!


    Gruß


    Hans-Werner

  • Da könnte man ja glatt die Frage stellen, ob unsere Riffaquarien in der Regel Spurenmetall-Mangel-Aquarien sind!


    Die mit entsprechenden Korallenwachstum sicherlich, wobei das sicher nicht für alle Spurenelemente im gleichen Umfang zutrifft. Es gibt etliche zugewucherte Becken, bei denen die doppelte Dosis zugeführt wird und das trotzdem nicht ausreichend ist.


    Einer der ersten der sich bereits 1989 intensiv damit beschäftigt hat, war Lars Sebralla. Leider wird die Homepage nicht mehr gepflegt. http://www.teichratgeber.de/meerwasser/index2.html


    ZITAT:"1989 war ich mit dem Wuchs und Farbigkeit der Weichkorallen nicht mehr zufrieden und Steinkorallen zu halten war sehr schwer und auch nur in allen Brauntönen möglich. Durch Wasseranalysen im Labor stellte sich dann sehr schnell heraus, dass aus dem Aquarienwasser einige Elemente "verschwunden" waren. Sie hatten sich ganz offensichtlich verbraucht und mussten dem Wasser wieder zugeführt werden. Doch hier fingen die Probleme erst an. Zwar kann man dem Wasser Calcium und Carbonat ohne großen Aufwand zusetzen, aber bei den restlichen Mineralien ist dies doch bedeutend schwieriger. Nach vielen Experimenten und Analysen waren die ersten Lösungen 1993 entwickelt, also nach 4 Jahren und konnten bei weiteren Aquarianern getestet werden. Die ersten Erfolge war ein besseres Wachstum aller Korallen und die Spitzen der braunen Steinkorallen wurden farbig. Dies war mir aber nicht genug, ich wollte durchgefärbte Steinkorallen. Durch eine konsequente Weiterentwicklung, vielen Laboruntersuchungen (Wasseranalysen und Skelettanalysen) und Experimenten konnte ich die Lösungen immer weiter verbessern."


    Also das wirklich interessante Thema wird dieses Jahr mindestens 30 Jahre alt. Übrigens war der Lars auch einer der Ersten, der versucht hat, ein Meerwasserbecken ohne Wasserwechsel zu betreiben und das in den Jahren 1997 ff.


    LG
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    ich hatte mit Lars damals vor allem auf Symposien Kontakt, z. B. in Straßburg. Soweit ich weiß hat er vor allem auch am Strontium gearbeitet, deswegen das bessere Wachstum. Später dürfte er auch mit den "Balling-Spuren" bzw. die ergänzten "Renke-Spuren" gearbeitet oder zumindest experimentiert haben, auch beim Biostab-Projekt, wie viele andere Aquarianer und Jung-Unternehmer (Pohl, Gross etc.) auch.


    Ich denke, diesen alten Zeiten müssen wir nicht nachtrauern, so viel war damals nicht bekannt, und die Analysen von Lars Sebralla waren anfangs frei zugänglich.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Ich denke, diesen alten Zeiten müssen wir nicht nachtrauern, so viel war damals nicht bekannt, und die Analysen von Lars Sebralla waren anfangs frei zugänglich.

    Nein, nachtrauern auf keinen Fall...... Ich wollte eigentlich nur zeigen, dass schon mindestens 30 Jahre über dem Problem der "perfekten" Versorgung mit Spurenelementen gebrütet wird. Manche unserer heutigen "Probleme" oder Problemchen sind fast so alt wie unser Hobby selbst, auch wenn in 30 Jahren viel neues Wissen hinzugekommen ist.


    LG
    Daniel

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