Meinungen zu einer Aussage einer Verkäuferin in der Meerwasseraquaristikabteilung

  • Hallo,


    zu folgender Aussage einer Verkäuferin in der Meerwasseraquaristikabteilung einer Zoohandlung hätte ich gerne eure Meinungen bzw. eigenen Erfahrungen:
    "Weichkorallenableger dürfen/sollen nicht, wenn sie frisch abgeschnitten sind, in anderes Beckenwasser gegeben werden. Da würde der Ableger kaputtgehen."


    Sachverhalt war folgender: Ich hatte eine schöne und schon recht große grüne Sinularia gesehen, die ich gerne käuflich erwerben wollte.
    Aus diesem Grund hab ich nach dem Preis gefragt.
    Da hieß es dann, dazu müßte man erst den daran befindlichen (sehr großen!) Stein wiegen und dann könne man den Preis sagen.
    Ich hab dann nachgefragt, ob sie mir die Koralle nicht abschneiden könne, weil zum einen hab ich für so einen großen Stein keinen Platz mehr im Becken und zum andren wollte ich keinen Stein bezahlen, den ich nicht brauche.
    Und dann kam der oben zitierte Satz. Mit dem Verweis eben, wenn sie die Koralle abschneiden würde und ich den dann in mein Becken gebe, würde er das vermutlich nicht überleben.
    Ich habe mir ihr noch etwas "diskutiert" und angemerkt, dass ich schon oft von Aquarianern Ableger bekommen habe, die frisch geschnitten und nicht aufgeklebt o.ä. waren. Sie meinte dann, deshalb würden ja so viele Ableger nicht überleben (also ganz allgemein gehalten) wenn Aquarianer untereinander tauschen oder verkaufen.


    Mir ist das nun neu, bisher hab ich keine schlechten Erfahrungen damit gemacht. Und ich hab das schon zigmal so gehandhabt.
    Was meint ihr bzw. was sind eure Erfahrungswerte?

  • Hallo Sonja,


    sorry, aber die Aussage der Verkäuferin ist schlicht und einfach Blödsinn, und zwar sowohl für Weich- als auch Steinkorallen.


    Und ich habe in zwei Punkten auch die gegenteiligen Erfahrungen gemacht:
    1.) als ich vor 9 Jahren meine erstes Meerwasserbecken startete, nahm ich nur frisch geschnittene Weichkorallenableger von Aquarianern aus der näheren Umgebung - und diese haben alle ohne Ausnahme überlebt und leben z.T. noch heute in meinem Becken.


    2.) Auch mit Steinkorallenablegern aus Becken anderer Aquarianer habe ich viel höhere Erfolgsquoten (nahezu 100%) als mit von Händlern importierten Korallen.


    Also es gab sich andere Gründe, warum die Verkäuferin Dir Deinen Wunsch nicht erfüllen wollt ....


    LG,
    Bernhard

  • Hi,
    normalerweise bekommt man die Sinularias ganz gut vom Stein ab weil der Fuß nicht so massiv mit viel Gewebe fest ist wie bei Sacrophyton z.B.
    Man hätte den Stein auch leicht verkleinern können. Privat würde ich schon frisch geschnittene nehmen bzw abgeben und wenn man die Schnittstelle etwas zudrückt ist es normalerweise kein Problem.
    Vielleicht dürfen sie es aber auch einfach nicht abschneiden, abreißen oder Steine zerlegen. Du könntest dich ja dann auch später beschweren wenn sie kaputt geht :winking_face:
    Oder sie hatte einfach keine Idee bzw Erfahrung wie sie die Koralle runter bekommt.

  • Also es gab sich andere Gründe, warum die Verkäuferin Dir Deinen Wunsch nicht erfüllen wollt ....


    LG,
    Bernhard

    Altes, neu aufgewaermtes Geschaeftsmodell. Preiswerte Koralle plus teurer Stein ergibt besseren Gewinn, als alternativer Einzelverkauf.
    Sinularia wächst überall an. Voraussetzung ist natürlich ein sauberes Wasser, in dem alle Parameter stimmig sind. Das vorgetragene Argument ist völlig bloedsinnig!
    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hi


    Ich war auch immer der Meinung. Aber kürzlich habe ich einem Neueinsteiger ein frisch geschnittenes Stück einer Sarco mit grünen Polypen mitgegeben. Das hast sich im neuen Becken (nährstoffarm) tatsächlich recht schnell aufgelöst. Gleichzeitig hat er weitere Ableger von Weichen, aber auch Zoas, LPS und ein paar einfache SPS mitgenommen. Denen geht es allesamt bestens. Vielleicht kann der Stress vom Schneiden kombiniert mit Milieuwechsel dennoch zum Absterben der Korallen führen. Das Risiko ist aber sicherlich gering.


    Gruss
    Andi

  • Vielleicht kann der Stress vom Schneiden kombiniert mit Milieuwechsel dennoch zum Absterben der Korallen führen. Das Risiko ist aber sicherlich gering.


    Gruss
    Andi

    Vielleicht sind die Grünen doch etwas empfindlicher. Ich hatte ein grosses Exemplar, das einen Ableger abgeschnuert hatte. Das Muttertier habe ich aus Platzgründen abgegeben, der kleine Ableger verblieb im Becken. Das ist jetzt ca. 6 Monate her. Seitdem ist der Zwerg nicht gewachsen. Er lebt, ist nicht geschrumpft. Obwohl es eine natürliche Fortpflanzung gegeben hatte, stimmt etwas nicht. Das Muttertier erfreut sich bei einem Bekannten bester Gesundheit. Erklären kann ich mir das nicht. Die beigen und braunen Varianten haben nie Probleme bereitet. Auch nicht nach Schnitten. Hundertfach probiert und nix passiert!
    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Eine Weichkoralle abzuschneiden, ist grundsätzlich Stress für das Tier. Kommt es zu weiteren Stressfaktoren (Transport, neues Wasser, Temperaturkarussell) wirken diese bestimmt nicht positiv auf das Tier. Die von der besagten Fachverkäuferin gemachte Aussage würde ich somit nicht ganz verunglimpfen. Sie weiß ja auch wirklich nicht, ob das Tier in Meerwasser oder einfach nur in Salzwasser landen wird. Das Risiko, dass das Tier nicht überleben wird, steigt mit der Schneiderei.
    Auch die Größe des Tieres spielt eine Rolle: je größer sie sind, desto öfter schmollen sie. Mit sehr großen Weichkorallen (so ab 20-30 cm) haben wir auch schon Probleme gehabt, obwohl sie im gleichen Wasser umgesiedelt wurden.


    LG Burkhard

  • Frisch abgeschnittene Weichkorallen werden im Onlinehandel und auch privat haufenweise verkauft. Ich hatte damit nie Probleme.
    Eine Sarcophyton zB kannst Du schneiden wie Du möchtest, da wächst immer wieder neues Gewebe nach.


    Dauert zwar evt. bis die Koralle sich auf ein neues Beckenklima anpasst, aber das Abschneiden/Lösen ist m.E. absolut unbedenklich.



    Gruß,
    Matthias

  • Hallo zusammen,


    Gegenueber der Schnittmethode darf ruhig eine entspanntere Haltung eingenommen werden. Wird die z. B. "Zahnstocher-Gummiband-Methode" richtig angewandt, heilen die Wundflaechen schnell ab und das Tier sollte sich rasch erholen. Keinesfalls darf der Schnitt mit einem stumpfen Gegenstand erfolgen. Ein Skalpell oder eine Rasierklinge waere hier das richtige Instrument. Wird die Schnittflaeche gequetscht, verhindern Infektionen die Abheilung der Wundflaeche und verzoegern, oder verhindern gar den Heilungsprozess. Die Koralle sollte rasch von ihrem, durch den Stress erzeugten Schleim befreit werden, sonst hat das auch ueble Folgen.Sauberes Wasser und eine moderate Wasserstroemung unterstuetzen das Anwachsen. So habe ich diese Art von Fragmentation jahrzehntelang betrieben. Was bleibt einem auch uebrig, wenn das Becken mit der Zeit von Sarcophyton und Sinularia dominiert wird.
    Die Ableger haben sich frueher bei Bekannten und Haendlern grosser Beliebtheit erfreut. Heutzutage weniger. Da muss man mancherorts schon mit goldener Zunge reden, um eine Acropora oder Montipora an den Mann/Frau zu bringen. :frowning_face:
    Uebertriebene Vorsicht ist bei der kuenstlichen Vermehrung nicht angebracht. Sie ist, mehr oder weniger, genauso unfallsicher, wie eine fachgerechte Fragmentation von Hartkorallen. Manche sagen - leichter!
    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • hi,


    das fragmentieren bzw. das anwachsen der neongrünen sinularia am ablegerstein ist nicht immer mit erfolg gekrönt.


    je kleiner die frags sind, um so schwieriger.


    lieber ne sps abknipsen, einkleben und fertig.


    die grünen danken leicht mit bakteriellem befall der schnittstellen und faulen weg.


    besser als zahnstocher sind injektionsnadeln.


    sauberer schnitt und gute beströmung, so wie hajo schon bemerkte.


    sacrophyton und sonstige "lederne" sind in der regel einfacher in der fragmentierung.


    lithophytons sind easy, wobei die gelbe mit dem roten stamm äusserst sensiebel ist.

  • Hi Sonja et al.,
    also eine Sinularia sollte so was ohne Probleme mitmachen, auf jeden Fall solange der Ableger in gutes Wasser und ordentlich Strömung kommt und er vorsichtig festgemacht wird, Joe und Hajo haben dazu ja schon was geschrieben.
    Aber alle Weichen und Ledernen über einen Kamm zu scheren halte ich nicht für richtig. Ich habe ja die gelbe Rotmeer-Lithophyton, und die Ableger gammeln sehr schnell weg. Frisch geschnitten und in anderes Wasser überleben die zu 90% nicht.
    Grüße
    Jens

    Von all den Dingen, die ich in meinem Leben bisher verloren habe vermisse ich meinen Verstand am meisten (Ozzy Osbourne)

  • Hallo,


    man sollte - unabhängig von der Eignung der speziellen Weichkorallenart - zwischen den Möglichkeiten der Aquarianer und denen von Verkäufern im Handel unterscheiden. Ich kann gut nachvollziehen, dass ein Verkäufer das Risiko, egal ob groß oder klein, nicht eingehen möchte/ oder kann. Der Verkäufer hat keinen Einfluss auf die folgende sachgerechte Haltung. Geht etwas schief, kommt der Kunde und möchte Gewährleistung etc..


    Gruß


    Bernd

  • Genau das ist der Punkt. Man denke nur an die vielen verkauften Nemos, kurz nach dem Film "Findet Nemo" gestartet war, die dann in Süßwasseraquarien (ver)endeten.


    LG Burkhard

  • Hallo an alle,


    vielen Dank für die vielen Antworten. Ist sehr interessant zu lesen.
    Die Verkäuferin hat tatsächlich so eine Bemerkung gemacht, wie Bernd Koberstaedt geschrieben hat. Reklamation von Kunden ist und bleibt wohl ein Thema.



    Jedenfalls hab ich mir letztendlich einen kleineren Ableger der grünen Sinularia im Geschäft mitgenommen. Der ist schon ordentlich auf deinem Ablegerstein festgewachsen.
    Wenn ich mir vorstelle, was allein der Stein an der größeren Koralle im Laden gewogen haben dürfte und man dann zum Preis der Koralle auch noch den Lebendgesteinpreis bezahlen muss - da bin ich als Urschwabe einfach zu geizig :look:

  • Hi


    Trifft das Urspungsthema zwar nur am Rand, aber welche Ableger Schnitt- und Befestigungstechniken haltet ihr für die Beste?


    Bei mir momentan so:


    Weiche schneide ich mit einem gezahnten Küchenmesser. Vor allem die grossen Sarcos gehen mit normaler Klinge schlecht, so dass etwas Druck aufgebaut werden muss. Gezahntes Küchenmesser flutscht hingegen fast durch.


    Ich befestige die Ableger dann indem ich mit dem Messer ein Loch durch den Stamm steche und da einen Kabelbinder durchstosse. Festziehen dann nur sehr lose, damit die Koralle, wenn Sie später wieder expandiert, nicht gequetscht wird.


    Gruss
    Andi

  • Eine Methode habe ich mal hier beschrieben (siehe Anhang).


    Als Schneidewerkzeug bevorzuge ich die Klinge eines Cuttermessers (Baumark). Ein Skalpell - obwohl alter Biologe - ist mir einfach zu kurz.


    LG Burkhard

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!