Kühlung bei Hitze ...

  • Hallo Burkhard,


    ok, soweit verständlich. Wo ich immer noch stutze: Ich dachte immer, Kühlgeräte, Klimaanlagen etc. sind ganz große Energiefresser, viel stärker als Heizungen. Bin ich da völlig auf dem Holzweg? Wie Du oben schreibst, im optimalen Fall würde bei einem Heizgerät mit 1 KW Strom und 100 % Wirkungsgrad die Luft entsprechend 1 KW um y K aufgeheizt. Wenn ein Kühlgerät aber einen "Wirkungsgrad" von 579 % hat, würde das gleiche Volumen Luft um 5,79 y K abgekühlt? Dann kann ich mit einem guten Kühlgerät mit der gleichen Energieaufnahme, mit der ich die Luft um 1 K aufheizen könnte, um 5,79 K abkühlen? Wirklich?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Es ist halt ein großer Unterschied zwischen einem Heizstab, der elektrische Energie umwandelt in Wärmeenergie und einer Wärmepumpe, welche die Wärmeenergie nicht umwandelt, sondern nur an einen anderen Ort transportiert.

  • Hallo Hans-Werner,


    ist nur ein Haken dabei: ich benötige mehr Energie, um Wasser abzukühlen als Luft aufzuheizen. Durch die extrem unterschiedliche Wärmekapazität (Wasser - trockene Luft) wird ein große Aquarienraum, in dem ein Kühler steht, schnell wärmer und das kleine Aquarienwasservolumen nur wenig kühler. Das delta-T steigt somit schnell an und die Wirkung des Kühlers wird schnell geringer (daher Energiefresser). Deshalb sind das einzig sinnvolle die Splitgeräte, die für den Wärmeteil die "unendlich große" Außenluft haben und nicht einen kleinen Aquarienraum (auch wenn es das 100 m2 Wohnzimmer ist).
    Elektrische Heizer sind die großen Energiefresser - mehr als 100% Abwärme kann man nicht produzieren. Alles andere hat bessere Wirkungsgrade: Leuchten, Pumpen, Motoren... Letzendlich verkümmert jede Art von Energie irgendwann zu Wärme. Deshalb wird eine untergetauchte Pumpe immer ihre vollständige Anschlussleistung unabhängig vom Wirkungsgrad zu 100% in Wärme umwandeln - wie ein elektrischer Heizer. Die zwischendurch "erzeugte" Bewegungsenergie (Energie kann man nicht erzeugen!) ist hingegen sehr abhängig vom Wirkungsgrad. Wo früher eine 100-W-Pumpe eingesetzt wurde, reicht heute eine 30-W-Pumpe für die gleiche Strömung aus.


    LG Burkhard

  • Hallo zusammen,


    schon klar, das mit der Wärmekapazität und dass ich die Wärme sinnvoller Weise nach außen abführe. Der Kühler des Kühlgerätes sollte, denke ich, auch als Luftentfeuchter funktionieren, die bekannt trockene Luft der Klimaanlagen. Folglich würde sich auch die Verdunstungskälte im Aquarium durch die Kühlung des Raumes erhöhen.


    Soweit alles klar. Was mich etwas schockiert, ist, dass wir immer den Energieverbrauch durch die klimatisierten Gebäude in USA erwähnen, unsere Heizungen aber weitgehend unerwähnt bleiben. Wenn es tatsächlich so ist, dass ich mit der gleichen Energie, mit der ich die Raumluft um 1 K erhöhe, diese Raumtemperatur um 5,8 K absenken kann, dann ist ja eine gemäßigte Raumtemperatur quasi fast geschenkt. Zudem reichen bei uns ja 5 K sogar für die größte Sommerhitze, im Winter sind 5 K aber gar nichts, da sitze ich dann immer noch bei -10°C vor dem "Eiskaffee". Aber das führt jetzt etwas am Thema vorbei, obwohl es mit der Kühlung des Aquariums zu tun hat. Warum hat nicht zumindest jeder Aquarianer so ein Kühlgerät?


    Gruß


    Hans-Werner

  • Ich habe leider nicht die Möglichkeit, eine Split-Anlage fest zu verbauen, da ich nur zur Miete wohne. Deshalb behelfe ich mir mit einem alten Monoblock, der auf einem Stuhl steht, den Abwärme-Schlauch aus dem Fenster hängen hat und so das Kondenswasser in einen 20l-Kanister ablassen kann.
    Damit kann ich zumindest erreichen, dass die Luft nicht gesättigt ist und so mit einem Lüfter weiter das Aquarium runtergekühlt werden kann. Bisher bin ich sogar ohne Lüfter ausgekommen, einfach über die Kühlung des Raumes.


    Während der normalen Hitze bis 30° hat es sogar gereicht, nachts zu Lüften, was jetzt mit den tropischen Nächten deutlich über 20°C natürlich nicht mehr geht.


    Sollte ich noch einmal umziehen wird eine vernünftige Klimaanlage definitiv zu den Punkten gehören, die abgeklopft werden. :pouting_face:

  • Luftkühler wirken immer auch als Luftentfeuchter, weil sich zwangsläufig an der kühlen Seite Kondenswasser bildet (elektrische Luftentfeuchter arbeiten genauso, nur das die Abwärme nicht nach außen geführt wird und deshalb der Raum wärmer wird). Aquarienkühler können nicht entfeuchten, weil die kalte Seite im Wasser ist. Die relative Luftfeuchtigkeit sinkt aber trotzdem, weil die Lufttemperatur im Raum ansteigt und somit die Verdunstungsleistung des Aquariums ebenfalls ansteigt - wenn man keine tropischen Nächte hat, mit einem Aquarienkühler bekommt man sie garantiert.
    Und nebenbei: Wärmepumpen zur Beheizung von Häusern haben tolle Wirkungsgrade und elektrische Heizungen sollten verboten werden, aber da war doch etwas mit Lobbyisten...


    LG Burkhard

  • An elektrischen Heizern stört mich auch enorm die hohen Kosten. Ob ich den Raum mit einem elektrischen Heizer aufwärme oder mit Gas/Öl über den Heizkörper ist ein enormer Unterschied später auf der Rechnung.


    Das ist auch der Grund, warum in mein Bastelraum im Winter die Heizung läuft und nicht nur das Becken dort mit den Heizstäben auf Minimaltemperatur gehalten wird.


    Insgesamt ist es eigentlich fast immer besser und sinnvoller den Raum zu temperieren und nicht nur das Becken, gerade wenn es etwas größere Becken sind.

  • Durch die extrem unterschiedliche Wärmekapazität (Wasser - trockene Luft) wird ein große Aquarienraum, in dem ein Kühler steht, schnell wärmer und das kleine Aquarienwasservolumen nur wenig kühler. Das delta-T steigt somit schnell an und die Wirkung des Kühlers wird schnell geringer (daher Energiefresser).

    Das ist nicht ganz richtig. Ich habe gestern in dem Zimmer, in dem das Kühlaggregat läuft, lediglich einen temporären Anstieg der Temperatur um ca. 2 Grad gemessen und dies auch nur während der Laufzeit. Der Kühler läuft maximal ca. 8-10 Minuten pro Stunde. Das Becken (350l) befindet sich in einem Raum mit ungefähr 25 Kubikmeter, die Türe zur restlichen Wohnung ist geöffnet, so dass ein Luftaustausch gewährleistet ist. Diesen Raum separat zu kühlen würde sicherlich mehr an Strom verbrauchen.



    Nur mal interessehalber: Haben hier auch LED-Nutzer Wärmeprobleme oder nur HQI/T5-Nutzer?

    Über dem gleichen Becken hatte ich, als ich mit 4-5 GHL-Lightbars beleuchtete hatte, lediglich kleine Ventilatoren von JBL drüber. Allerdings waren in den beiden Sommern der letzten Jahre nicht dauerhaft solch hohe Temperaturen bei uns.

  • (elektrische Luftentfeuchter arbeiten genauso, nur das die Abwärme nicht nach außen geführt wird und deshalb der Raum wärmer wird)

    Ist mir ebenfalls bekannt, da komme ich aber wieder in ein Dilemma, das für mich nicht aufzulösen ist:


    Luftentfeuchter = Kühlgerät mit Abluft im Zimmer; Luftenfeuchter an, die Temperatur im Zimmer steigt. Wenn aber die Kühlleistung des Luftentfeuchters schon bei über 100% läge, wie hoch müsste dann erst die Heizleistung sein? Immerhin überwiegt sie ja die eigentlich gewünschte Kühlleistung (nur durch die Kondensationswärme? oder auch bedingt durch Wirkungsgrad?). Oder sind Luftentfeuchter bauartbedingt so viel schlechter und ineffizienter gebaut als ein Kühlgerät? Bringt ein Luftentfeuchter weniger als 1/10 der Kühlleistung an seinem Kühlkörper als ein Kühlgerät? Irgendwie wird für mich das alles nicht logisch.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hi zusammen,


    ich sehe das ähnlich wie Hans-Werner. Eine Kühlung ist immer mit mehr Stromverbrauch verbunden als einen Raum zu heizen.
    Das ist im Prinzip auch vollkommen logisch.
    Stromenergie (Klimageräte) hat (haben) einen 3-fach höheren Bedarf an Primärenergie als zB Gas.
    Es sei denn, wir sprechen über eine Wärmerückgewinnung. Aber das hat wohl kaum jemand zuhause installiert.


    Gruß,
    Matthias

  • temporären Anstieg der Temperatur um ca. 2 Grad gemessen

    Je größer der Luftaustausch desto besser funktioniert es - bis man beim maximalen Luftaustausch = Splitgerät angekommen ist. Meine Ausführungen sollten kein Abraten zu Aquarienkühlern sein!


    Hans-Werner, die Frage habe ich nicht verstanden. :loudly_crying_face:
    Der Entfeuchter wird den Raum immer aufheizen, wie ein offener Kühlschrank. Die Wärme-Kühl-Leistung eines Entfeuchters ist auch nicht sehr hoch, weil ja nur ein paar Gramm Wasser aus der Luft kondensiert werden müssen. Pro Kubikmenter Luft bei 25°C werden bei einer Senkung der relativen Luftfeuchtigkeit um 10%-Punkte nur 2 g Wasser kondensiert.
    Die Wirkungsgrad der unterschiedlichen Geräte kenne ich leider nicht. Die der Entfeuchter werden schlechter sein, weil sie weiter herunterkühlen müssen (unter den Taupunkt; nehmen wir mal 15°C an) als ein Aquarienkühler (nehmen wir mal 25°C für ein tropisches Aquarium an).


    LG Burkhard

  • Genau das ist mein Problem, Burkhard, jedes mir bekannte Kühlgerät (auch ein Split-Kühlgerät, nur gibt das die Wärme nach draußen ab) wird den Raum immer aufheizen, meines Wissens ist das so. Ein Gerät, was aber eine Kühlleistung von 579% (Wirkungsgrad) hat und noch mehr Heizleistung, wie geht das denn? Irgendetwas stimmt doch da nicht! Ein Gerät mit einem Wirkungsgrad von über 100% ist ein Perpetuum mobile.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Ach so, da sind wir wieder beim Anfang. Die Wärme wird nur transportiert. Ob ich jetzt einen Eimer Bier oder einen Eimer "Wärmeenergie" transportiere ist wurscht. Das hat nichts damit zu tun, wie ich die Wärme produziert habe.
    Apropos: ich habe für heute von der Wärmeenergie hier im Raum genug und werde das Kühlgerät auf Hopfen&Malz-Basis anwerfen.


    LG Burkhard

  • Ich bin kein Physiker, habe aber trotzdem meine Zweifel. Wenn ich mit 1 kW einen Gradienten von 5,8 kW erzeugen kann, kann ich dann mit einem geeigneten Energieumwandler mit nur 40% Wirkungsgrad aus dem 5,8 kW-Gradienten nicht 2,32 kW Energie gewinnen? Das wäre wiederum ein Perpetuum mobile, wenn ich nur 1 kW hineinstecke um 2,32 kW zu gewinnen, ein Wasserpump-Kraftwerk, wo die Turbinen mehr Energie gewinnen, als die Pumpen benötigen, so dass ich mit den Turbinen die Pumpen betreiben kann und noch Energie gewinne. Irgendwie Schwachsinn.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    ich hatte ja schon vorher geschrieben, dass beim Kühlen, die Energie nicht gewandelt, sondern nur wegtransportiert wird. Wenn die Wärme nicht nach draußen abgegeben werden kann wirst Du den Raum nicht kühlen können. Dann hast Du nämlich den Entfeuchter-Effekt.
    Beim Heizen kannst Du den Raum als System nehmen und Energie in Form von Elektrischer Leistung einbringen. Beim Kühlen darfst Du den Raum nicht als einzelnes sehen, sondern musst die Umgebung, wohin die Wärme abgegeben wird, ebenfalls als Teil des Systems sehen, dann wird schnell klar, dass keine Wärmeenergie vernichtet, sondern nur umverteilt wird. Deshalb auch kein Perpetuum mobile.

  • Hallo Sandy,


    auf was beziehen sich aber die 579%? Absolute Energie? Das wäre also alle Energie über absolut 0, also Luft von 0 K? Das wäre auch eine sinnlose Angabe. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, für mich wird diese Angabe nicht logisch. Wenn es sich auf den Gradienten zwischen innen und außen bezieht, ist es m. E. wieder das Perpetuum mobile. Um zu kühlen, musst Du einen Gradienten aufbauen und das kostet Energie. M. E. kannst Du mit 1 kW nur einen Gradienten < 1kW aufbauen, also nur die Luft um < 1kW abkühlen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo!


    Gut, manchmal hilft Fahrrad fahren. Also, eine Wärmepumpe kann die Wärme auf einer Seite konzentrieren und das über die eingesetzte elektrische Energie hinaus, sonst würde die Wärmepumpenheizung nicht funktionieren.


    Mein Weltbild wird trotzdem nicht wieder ganz rund, warum setzt man dann nicht mehr Wärmepumpen-Heizungen ein? Ein Wirkungsgrad von knapp sechsfach, das klingt doch wie die wunderbare Brotvermehrung.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Der Knackpunkt dürfte der Temperaturunterschied sein. Je größer dieser ist, desto mehr Aufwand (=Energie) ist notwendig für diesen Wärmetransport. Desto schlechter wird dann auch der Wirkungsgrad.


    Von daher ist die schöne Effektivität im Laufe des Jahres schnell dahin und von den Zahlen bleibt nicht viel mehr als ein Traum.


    Über den Wirkungsgrad bin ich schon gestolpert, als ich nach einer Gefriertruhe suchte, die zumindest -30°C erreicht, um das Frostfutter etwas längerfristig lagern zu können. Das einzige, was ich in der Region gefunden habe, war eine Gefriertruhe für wissenschaftliche Zwecke, die heftig Strom gefressen hatte. Ich hatte die Kosten für eine relativ kleine Truhe auf über einen Euro pro Tag hochgerechnet nur für Strom.


    Was mich daran erinnert, dass ich unbedingt meinen Gefrierschrank enteisen muss.

  • Also, ich muss jetzt mal Abbitte leisten: Trotz Raumtemperatur von ca. 29° und punktueller Temperatur der (gedimmten) LED-Spots von 55° schaffen die sechs kleinen GHL Lüfter eine Temperaturreduzierung von ca. 3,5° bei einem Wasservolumen von ca. 500 Liter. Das Wasser fühlt sich direkt kalt an. Damit hätte ich nun nicht gerechnet.

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan


  • Nur mal interessehalber: Haben hier auch LED-Nutzer Wärmeprobleme oder nur HQI/T5-Nutzer?


    Grüße


    Hans-Werner


    Ich glaube, es ist relativ zu sehen.
    Das kann eigentlich nur jemand genau beantworten, der unter gleichen Umgebungstemperaturen die Leuchtquelle getauscht hat.
    Unter HQI/T5 im relativ kuehlen Keller war die Beckentemperatur nie ein Problem. Auch nicht in heissen Sommern.
    Im Wohnbereich hingegen, bei maximalen 26.4 Grad Umgebungstemperatur (tagsueber) wuerde die "Kellerkonstellation" zu einem ernsthaften Problem fuehren.
    Die LED hingegen, die im Wohnbereich ueber dem Becken haengt, beeinflusst die Wassertemperatur nicht in dem Einfluss, wie es die vormalige HQI/T5-Aufhaengung getan hat. Trotzdem habe ich, um Stress fuer die Tiere (LPS) zu vermeiden, nachts einen Ventilator laufen. Die hoechste Beckentemperatur betraegt 26.1 Grad.
    Die koennte ich unter HQI mit gleicher Kuehlung nicht halten.
    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hi alle zusammen,


    Hans Werner, ich bin Led-nutzer(Teihling Led 3 Streifen).
    Wassertemperatur so 26- 28,1° (gerade gemessen)
    aber der Raum heizt sich stark auf. ( jeder der hierher kommt fragt warm es bei uns so warm ist).

  • Der Knackpunkt dürfte der Temperaturunterschied sein. Je größer dieser ist, desto mehr Aufwand (=Energie) ist notwendig für diesen Wärmetransport. Desto schlechter wird dann auch der Wirkungsgrad.

    Hallo Sandy,


    zu dem Ergebnis bin ich beim Fahrradfahren auch gekommen, deshalb sollte auf einer Seite das Volumen unendlich groß sein, entweder auf der Seite, die gekühlt wird (Wärmepumpen-Heizung) oder auf der Seite, die beheizt wird, bei einem Kühlgerät, um den Temperaturunterschied klein zu halten.


    Hallo zusammen,


    vielen Dank für die LED-Erfahrungen. Ich beleuchte die Hälfte eines 750l-Aquariums jetzt mit 100 W LED statt mit 250 W HQI. Da heizt sich auch der Raum weniger auf. Im Winter kann man ja den Heizkörper höher drehen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hans-Werner,


    beim Wirkungsgrad von Kühlern werden eigentlich Äpfel mit Birnen verglichen. Bei einem "Wirkungsgrad" von z.B. 500% wird die hineingesteckte Energie (Anschlussleistung des Kühlgerätes) mit der transportierten Energie verglichen, wenn diese tatsächlich umgewandelt werden würde (z.B. mit Strom), aber sie wird nur transportiert.


    Der Kühleffekt von Ventilatoren über Aquarien wird neben den schon beschriebenen Faktoren auch vom Abdeckungsgrad des Aquariums beeinflusst. Kleine Leuchten mit z.B. Spot-Strahlern lassen eine effektive Kühlung durch Ventilatoren zu als große Leuchten mit Einzel-LEDs.


    Wir haben mal ein paar kleine Lüfter-Versuche gemacht. Ist hier vielleicht mal interessant:



    BeleuchtungstypHQIT5LED
    Farbtemperatur 12.500 K 13.500 K 6.500-8.000 K
    Leistung 250 W 234 W 100 W
    Lichtstrom 14.500 lm 13.500 lm 11.000 lm
    Ausbeute 58,0 lm / W 57,7 lm / W 110 lm/W
    Maximale Oberflächentemperatur der Lampe* / des Leuchtengehäuses 120°C / 73°C 80,1°C / 58,7°C 46,8°C / 30,1°C
    Max. Oberflächentemperatur der Lampe* / des Leuchtengehäuses
    mit Lüfter
    72,7°C / 58,3°C 46,8°C / 39,6°C 45,5°C / 28,0°C
    Maximale Wassertemperatur über Raumtemperatur ohne / mit Lüfter2,8°C / 1,1°C4,3°C / 1,3°C0,7°C / 0°C



    Tab. 1: Kenndaten der verwendeten Leuchten (Herstellerangaben). Versuchsbedingungen siehe Abb. 7.
    * bei der HQI-Leuchte wurde die Deckglastemperatur der Leuchte gemessen anstatt die der Lampe („Brenner“) - die Lampe hat eine deutlich höhere Temperatur. Bei der aktiv gekühlten LED-Leuchte wurde die Temperatur des Kühlkörpers gemessen und anschließend mit dem Erfahrungswert 12°C addiert (Differenz zwischen Kühlkörper- und LED-Temperatur aus vorherigen Versuchen).


    LG Burkhard

  • Heute niedrigste Temperatur: 24,5° an der Wasseroberfläche. Ich musste erstmal den Lüfter ein wenig runter drehen. Bin mittlerweile begeistert von dem einfachen Propellerlüfter.

    " Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht
    Doch der Haifisch lebt im Wasser so die Tränen sieht man nicht
    In der Tiefe ist es einsam und so manche Zähre fliesst
    Und so kommt es , dass das Wasser in den Meeren salzig ist "


    Beste Grüße


    Stefan

  • Hallo Burkhard,


    interessanter Vergleich. Da liege ich ja mit 100 W LED statt 250 W HQI ganz gut, zumal der Unterschied in PAR noch geringer ausfallen dürfte als in Lumen.


    Bei T5 macht es dann die Fläche/Größe, dass die Bilanz noch schlechter ausfällt als bei HQI. Auch ein interessantes Ergebnis.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    mit der PAR (photoactive radiation) liege ich persönlich ein wenig auf Kriegsfuss. Überall wird sie angeben und als DAS Maß empfohlen. Stammt dieser Parameter nicht aus der Pflanzenphysiologie und bezieht sich auf höhere Pflanzen? Und haben wir im Meer - gerade bei tieferen Biotopen - nicht eine gewaltige Blauverschiebung, an diese sich viele Tiere durch spezielle Pigmente angepasst haben. Und unsere Aquarien werden überwiegend sehr blau (hohe Kelvinzahl) bestrahlt - von PAR kann da doch noch kaum eine Rede sein? Wie sieht Du das?


    LG Burkhard

  • Hallo Burkhard


    höchst erstaunlich, wie diese "Fake News", die möglicherweise von einem größeren deutschen Aquarienleuchten-Hersteller in die Welt gesetzt wurde, so weite Kreise zieht.


    PAR ist so ziemlich die einfachst mögliche Messung, nicht von der technischen Seite her, aber was die Messkurve angeht. PAR ist idealerweise eine lineare Messung von 400 bis 700 nm Wellenlänge. Da die Absorption der Pflanzen und der Chlorophylle nicht linear ist, kann die Aussage wohl nicht ganz stimmen, dass PAR eine an die Photosynthese der Landpflanzen angepasst Messung sei. Diese Messung heißt nämlich PUR für "photosynthetically usable radiation". Diese Messung ist an die Lichtnutzung durch die Landpflanzen angepasst. Da die Photosynthese fast aller Organismen und insbesondere der Organismen, die uns interessieren, auf Chlorophyllen beruht, wäre PUR nicht einmal die schlechteste Messgröße.


    Die Messung von Lux und Lumen verläuft praktisch umgekehrt zur PUR-Messkurve und zur Lichtabsorption der Chlorophylle, maximale Gewichtung im gelbgrünen Spektralbereich gegenüber minimaler Gewichtung und Lichtabsorption im grünen Spektralbereich, ist als bezüglich der physiologischen Wirkung und Effizienz für die Photosynthese die schlechteste Option. Wenn man nicht verinnerlicht hat, dass das Helligkeitsempfinden und die diesem nachempfundene Messkurve für Lux/Lumen praktisch umgekehrt zur Wirksamkeit für die Photosynthese der grünen Pflanzen und Algen und auch annähernd umgekehrt zur Photosnythese der Korallen verläuft, sind Aussagen zum Thema Licht und Korallen schwierig, um es mal vorsichtig auszudrücken. Die obige Aussage, die PAR mit PUR gleichsetzt, und insbesondere die dahinter steckende Absicht, nämlich PAR als günstigere "neutrale" Messgröße gegenüber LUX/Lumen zu disqualifizieren, wirft eigentlich ein ganz schlechtes Licht auf den Urheber.


    Für mich ist das ein gutes Beispiel, dass sich "Fake News" schneller verbreiten und hartnäckiger halten und wiedergegeben werden als Fakten.


    Außerdem passt die Lux/Lumen-Messkurve wirklich nur für das Helligkeitsempfinden des Menschen, bereits viele Tiere, die ganz andere Photorezeptoren im Auge haben, wie z. B. Fische, können (und werden) ein völlig anderes Helligkeitsempfinden haben.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Also noch mal für Dummies (in dem Bereich zähle ich mich einfach mal dazu).


    Alles was mit Beleuchtung zu tun hat (Lumen, Lux) interessiert Korallen nicht, weil eine theoretisch rein grüne Leuchte eine hohe Lumen-Zahl haben könnte, mit der aber keine Korallen/Pflanze etwas anfangen kann.


    PAR ist der Strahlungsanteil zwischen 400 und 700 nm, wo bei nur die roten und der blauen Anteile von Korallen und Pflanzen verwertet werden können, aber wenigsten die Überbewertung des Grünanteils wegfällt. Also schon besser.


    PUR der einzige Parameter, der etwas für Korallen/Pflanzen aussagen könnte, aber schwer zu messen ist und jedes photosynthetisch aktive Lebewesen eine andere PUR-Kurve hat.


    Und praktisch bekommt man nur Aussagen über den Lichtstrom (lumen), weil die Beleuchtungsindustrie für den Menschen gedacht ist und auf Exoten keine Rücksicht nimmt.


    LG Burkhard

  • Hallo Burkhard,


    gut zusammengefasst!

    Alles was mit Beleuchtung zu tun hat (Lumen, Lux) interessiert Korallen nicht, weil eine theoretisch rein grüne Leuchte eine hohe Lumen-Zahl haben könnte, mit der aber keine Korallen/Pflanze etwas anfangen kann.

    Das wurde von der Lichtindustrie auch reichlich ausgenutzt. Osram Lumilux zeichnet sich vor allem durch kräftige Peaks im gelbgrünen Spektralanteil und dadurch bewirkte hohe Lumenergebnisse aus. Über PAR, die Strahldichte oder den Quantenstrom sagt diese höhe Lumenausbeute gar nichts aus. Aber man hat halt schöne Angaben in lm/W, über Quanten/W oder mW/W sagt das primär gar nichts aus. Aus dem einen auf das andere zu schließen ist eigentlich nicht erlaubt. Ganz extrem ist es bei Natriumdampflampen, die hohe Lumenleistungen an monochromatischem gelbem Licht abgeben, was von der Lichtmessung sehr stark gewertet wird.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    bei Helligkeitsangaben in Lumen bin vollkommen bei dir, dass ist hinsichtlich Nutzen für die Korallen ziemliche Verarsche.


    Für den PAR Wert würde aber schon eine Lanze brechen wollen. Er umschreibt halt nur den photosynthetisch nutzbaren Bereich und welche Lichtmenge hier zur Verfügung steht. Das ist meiner Meinung nach zur Zeit die beste Hausnummer um abzuschätzen, wieviel Energie aus der Steckdose überhaupt in relevantes Licht umgewandelt wird. Natürlich gehört zu der Hausnummer PAR immer das Spektrum der jeweiligen Lampe und die Gegenüberstellung zu den Absorptionsspektren relevanter Farbstoffe für die Photosynthese, also die Wichtung der relevanten Spektralbereiche.


    Gruß
    Kristian

  • Hallo zusammen,


    ein kleineres Becken hat bei uns eine Temperatur von 29°C erreicht. Sollte es Probleme geben, melde ich mich auf jeden Fall.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Kristian,


    dem würde ich nicht widersprechen. Im Prinzip bastelt man sich damit überschlagsmäßig im Kopf ein PUR für die Korallen. Außerdem können sich Korallen auch an unterschiedliche Spektren anpassen. Das dürfte etwas mit PS I und PS II und den Antennenpigmenten zu tun haben.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Das Thema mit der Splitklima ist doch aber einfach erklärt. Angenommen ich habe im Raum eine große Co2-Flasche mit angenommen 100 l Volumen und 20 Bar Druck. An der Außenwand habe ich dann einen Kompressor, der die 100 l Flasche im Innenraum leer saugt und das ganze Volumen der 100 l Flasche in eine kleinere Flasche drückt die z. B. nur 10 l Volumen hat und dafür 200 Bar Druck. Beim Hineinpressen des Co2s in die Kleine Flasche wird diese warm. Sehr warm z. B. 70 °C. Nun kühle ich diese Flasche mit einem Ventilator auf 35 °C Umgebungsluft außen. Im Anschluss öffne ich das Ventil wieder zur Großen Flasche im Innenraum. Hier expandiert das Co2 und durch die Expansion des Gases wird es wieder kalt (Co2-Feuerlöscher -> Schnee). So habe ich durch die Kompression im Außenbereich Wärme nach außen abgegeben und bekommen durch die Expansion im Innenbereich die Kälte im Innenraum raus. Dadurch, dass die Flasche nun im Innenbereich recht kalt ist unterschreite ich den Taupunkt der Innenluft und es bildet sich Kondensat an der Flasche im Inneren. Deswegen wird die Luft im Inneren auch getrocknet und es fällt Kondensat in Form von Wasser an. Durch die Eigenschaft des Kältemittels bei Kompression Wärme abzugeben und bei Expansion Kälte abzugeben wird lediglich ein Verdichter benötigt. So muss nur die Energie für das Verdichten des Gases bezahlt werden. Den Rest erledigt die Eigenschaft des Gases. Es ist also auch immer ein Thema, für was ich die Anlage nutze. So kann man entsprechend auch das Kältemittel und die Drücke wählen. Der Prozess ist natürlich auch bei modernen Splitklimas umkehrbar und man kann damit Wärme erzeugen. Dies ist gerade in den Übergangsmonaten bei Außentemparaturen um die 8°C oftmals wirtschaftlicher als Gas oder Öl.


    Der Unterschied zu den Luftentfeuchtern ist, dass die ganze Arbeit bei einer Splitkilma außen passiert. Kompressor Abkühlung usw. Im inneren habe ich dann einen Ventilator und ein Expansionsventil (das bekannte Zischen bei den Klimas). Bei den Luftentfeuchtern ist aber Kompressor usw. alles in einem ich erhöhe also die Temperatur durch die Arbeit des Kompressors 2 Ventilatoren usw.


    Je nach Klimagas kann ich bei der Kompression und Expansion unterschiedliche Temperaturen haben. Dementsprechend werden diese ausgewählt und je nach Einsatzbereich verwendet.


    Bei der "normalen" Heizung stecke ich mehr oder weniger Strom oder Gas oder Öl vorne hinein um hinten etwas raus zu bekommen. Deswegen werden Heizleistung oder Kühlleistung in KW angegeben. Es kann ja keiner wissen, was der Häuslebauer sich für ein System ausgedacht hat.


    Bei den Splitklimas zählt der SEER und SCOP. Hier wir angegeben, wenn ich 20, 25, 30 oder 35°C Außentemperatur habe bekomme ich bei z. B. 1 kW elektrischer Leistung * SEER = Kältelesitung. Umgekehrt bei SCOP und Heizbetrieb bei 12, 7, 2, -7° Außentemperatur.


    Solche Angaben fehlen bei Aquarienkühlern leider. Eine Mittelklasse Splitklima liefert bei günstigen Bedingungen SEER von 6,1 und SCOP 3,8. D. h. ich stecke 1 kW elektrische Leistung hinten rein und bekomme im besten Fall 6,1 kW Kühlleistung oder 3,8 kW Heizleistung wieder raus.


    Lg
    Martin

  • Vielen Dank, Martin, super erklärt! :thumbs_up: Jetzt müsste man nur noch wissen, was die Wirkungsgrade bei 35°C, 38°C und 40°C Außentemperatur sind, wenn der Wohnraum 28°C oder 30°C nicht überschreiten soll.

    Noch so ein Freiheitsgrad, welcher die Bestimmung eines PUR Wertes verkompliziert

    Hallo HTO,


    ohne diesen Freiheitsgrad würden die Korallen ja nur bei einem bestimmten Spektrum gut wachsen. Im Riff wachsen sie aber auch in unterschiedlichen Wassertiefen und in unterschiedlichem Wasser (blau bis türkis oder sogar grünlich), sollten sich also an gewisse Unterschiede anpassen können. Diese Anpassung wird von Rezeptorpigmenten gesteuert, die nichts mit dem Chlorophyll zu tun haben und die sehr engbandig absorbieren, Cryptochrome und Phototropine im blauen Bereich, Phytochrom bei 660 nm und 730 nm. Bei letzterem funktionieren die zwei Wellenlängen wie ein An-Aus-Kippschalter. Deswegen halte ich es auch nicht für sinnvoll, für einen bestimmten Eindruck (Sonnenuntergang, Fluoreszenz) übertrieben an den Lichtfarben herumzuspielen.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    das "Drehen" an den Lampen um kurze Momente des Tages, welche für den Menschen optisch reizvoll sind, zum Tagesstandard zu machen, finde ich auch problematisch.


    Eigentlich führt die Anpassungsfähigkeit der Korallen auch dazu, das es das eine ideale Lampenspektrum so nicht gibt. Auch unter China-Led-Funzeln habe ich schon funktionierende Becken gesehen. Da spielen andere Faktoren eine größere Rolle. Die Temperatur zum Beispiel (um mal den Bogen zum eigentlichen Thema zu schlagen :smiling_face: )


    LG Kristian

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