DYI Vliesfilter

  • Hallo zusammen,


    Den Rollermat möchte ich an meiner Becken nicht mehr missen. Ohne ihn ist das Wasser immer leicht trüb. Und wenn man in den Keller kommt und als erstes durch 220cm Wasser schaut, fällt so eine Trübung enorm auf (und nervt). Der Rollermal schafft da Abhilfe, ist aber auf die Größe meines Beckens nicht ausgelegt.


    Besser wären da die Vlieser von Klaus von Royal Exclusiv, aber die sind mir zu groß. Demnächst soll noch eine Eco-Variante kommen, aber ich bin ja auch ein Bastler und es juckt wieder in den Fingern.


    Deswegen habe ich viel Recherchiert und mich an die Planung gemacht. Klaus war sehr nett und hat immer mal paar Tipps eingestreut, so dass jetzt ein Plan herausgekommen ist, der wirklich funktionieren könnte.


    Ein Vlieser ist aber auch kein Hexenwerk. Ich habe erst einmal geschaut, was es für Systeme auf dem Markt gibt und wo deren Stärken und Schwächen liegen. Zunächst habe ich mir den Rollermaten angeschaut. Dieser kann nur leichte Schwebstoffe aus dem Wasser entfernen. Alles was gröber ist, bleibt im Kasten liegen und die Reinigung des gesamten Gerätes ist nicht so einfach. Das Prinzip Trommelfilter fällt also raus.


    Dann gibt es Schrägbettvlieser. Hier wird der gesamte Dreck, der in den Vlieser gespült wird, auch ausgetragen. Allerdings sind die Geräte bautechnisch bedingt recht groß. Ein Vlieser, der die max 8000l/h meiner Rückförderpumpe aufnehmen kann, passt nicht in die 40x55x70cm, die ich zur Verfügung habe.


    Zuletzt habe ich mir den Clarisea angeschaut. Das Prinzip finde ich gut. Hier erfolgt die Filterung über drei innenliegende Seiten eines Kastens. Dadurch entsteht eine maximal große Filterfläche, so dass die Vlieser trotz geringer Baugröße immer noch mit hochem Durchsatz arbeiten können. Aber auch die Geräte sind für meinen Rückstrom zu klein - und den in den Trommeln liegenden Motor finde ich zu kompliziert.


    Deswegen habe ich mir aus den verschiedenen Konzepten die passenden Teile herausgegriffen und eine eigene Lösung erarbeitet.
    Die Filterung erfolgt an drei Seiten des im Technikbecken versenkten Vliesers. Dadurch braucht man nur einen Kasten, ohne innenliegende Gitter. Mit der Aufnahme einer Vliesrolle mit 30cm Breite und einem Filterbereich von 2x 24x30cm + 1x 51x30cm ist die Oberfläche des Filters in etwa drei Mal so groß wie beim Rollermaten. Da der Großteil über den Boden des Filters läuft, steht hier eine Wassersäule 30cm auf dem Vlies, was einen viel höheren Druck auf den Filter ausübt als bei den anderen Modellen.


    Die Vlies-Förderung erfolgt nach dem Vorbild der Genesis-Vlieser. Hier wird ein geschlitztes PVC-Rohr auf einen Mitnehmer gesteckt. So lässt sich das verbrauchte Vlies einfach entnehmen.


    Der Kasten wird aus 8mm Plexiglas GS gefertigt. Mein Nachbar hat mir angeboten, die Formteile mit seiner CNC-Fräse auszuschneiden, so dass ich das Gerät nachher nur noch zusammenkleben und den Motor einschrauben muss. Ich hole aber auch parallel noch Angebote von kunststoffverarbeitenden Betrieben ein.


    Die Gesamtkosten für Motor und Material liegen in etwa bei 180€. Wenn ich die Fräsungen extern machen lasse, kommen die nochmal mit ca. 150€ dazu.


    Gruß,
    Thomas

  • Hallo zusammen,


    wenn alles klappt, hole ich heute die Platten ab. Das Material wurde von Plexi noch mal auf Hart-PVC geändert. Plexi zieht Wasser und müsste getempert werden. Die Probleme entfallen bei PVC.


    Die großen Teile sind dann auch schon gefräst. Die Siebe muss ich noch mit meinem Nachbarn angehen, da wäre zu teuer, um es extern fräsen zu lassen. Dann fehlen nur noch der Motor und die Kupplung. Die sollten gerade irgendwo auf dem Ozean in einem Containerschiff um die Welt schippern.


    Ich bin schon gespannt, wie genau das alles zusammenpassen wird.


    Gruß,
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    hoffentlich halten die Kunststoff-Getrieberäder. Dieses Modell haben wir auch mal getestet vor 2 Jahren. Und auch weitere Teile ähnlicher Bauart. Nach wenigen Wochen bis max. 1 Jahr haben die sich alle nacheinander verabschiedet.
    Wichtig ist, dass du die Teile sehr gut versiegelst gegen Feuchtigkeit, denn die Motörchen sind alle offen hinten am Motor.
    Letztendlich haben wir uns für einen Lieferanten aus Europa entschieden, die bereits lange am Markt sind und hauptsächlich die Automobilindustrie beliefern, die bekanntermaßen sehr hohe Qualität erwarten.
    Plane deshalb den Motorkasten so, dass du immer wechseln und ggfs. gegen andere Modelle tauschen kannst.


    Grüße ... Klaus

  • Sehr interessant,


    ich such momentan auch nach einer Lösung für meine Filter Box. Es laufen bei mir ca.20000 L/H durch.
    Es soll ein breites Vlies werden 50/60 cm. Der Wasser Einlauf von drei Seiten (links/unten/rechts) der Auslauf aus der Mitte raus.
    Ich habe momentan nur nicht die Maschinen um das zu machen.


    P.S Klaus du musst mal auf einen Kaffee vorbeikommen :winking_face:

  • Hi zusammen,


    Klaus, ich bin mal gespannt, wie lange der Motor durchhält.


    Es sind jetzt alle Teile da, wobei die Seiten und der Boden noch gefräst werden müssen. Um mir die Dimensionen zu veranschaulichen, habe ich den Kasten einmal provisorisch zusammengesetzt. Das Bobbycar dient zur Veranschaulichung der Größe. Laut Zollstock sollte der noch mit ins Technikbecken passen ...


    Eine Abkopplung des Gehäuses mit Dichtungsringen ist nicht so ohne Weiteres möglich, aber spritzwassergeschützt ist es schon mal.
    Man sieht auf einem Foto auch den Mitnehmer für den Wickeldorn. Es ist eine möglichst einfache Lösung: hier wird ein geschlitztes Rohr aufgesteckt, das in den halbrunden Aussparungen liegt. Dreht sich der Mitnehmer, wird das Rohr mitgeführt. Mal schauen, wie lange der Mitnehmer mitmacht. Sicherheitshalber habe ich mir vier davon fräsen lassen.


    Die frische Rolle lagert dann hinten auf einem DN-70-Rohr. Die halbkreisförmigen Aufnehmer dienen auch gleichzeitig als Führung für das Vlies.
    Innen wird es dann über Rollen aus 12mm PVC-Rohr geleitet. Die schwarzen Kunststoffschrauben dienen als Lager.


    Und das Motorgehäuse wird mit M4 Schrauben aus Edelstahl geschraubt, damit ich später noch an den Motor herankomme, wenn er getauscht werden mal sollte.


    Gruß,
    Thomas


    P.S.: Dafür, dass die lieben Fräser die Platten für den Transport mit Paketband zusammengeklebt haben, gibt's noch nen Rüffel. Das Zeug schmiert ohne Ende.

  • So, es geht weiter.


    Der Motor müsste bald ankommen. Da habe ich schon mal die Aufnehmerbox gebaut und die Löcher für die Befestigung gebohrt. Das PVC lässt sich super bearbeiten und für meine Verhältnisse ist es bisher auch recht ordentlich geworden ;).


    Und der Klaus ist mit eingesprungen und hat mir angeboten, die Gitter für's Vlies zu fräsen. Wie könnte ich da nein sagen? An sich wollte das mein Nachbar machen, aber der ist erst mal drei Wochen im Urlaub. Und da ist auch das Ergebnis offen. Aber wenn Klaus das in die Hand nimmt, dann kann ja nur was Gutes dabei rumkommen!


    Gruß,
    Thomas

  • Hi zusammen,


    das hat etwas gedauert. Aber jetzt steht der Vlieser und läuft!


    Natürlich ist es ein Prototyp und natürlich gibt es ein paar Dinge, die ich nächstes Mal anders machen würde, aber unter'm Strich bin ich begeistert, denn er schafft das, was ich mir erhofft habe.


    Was funktioniert:

    • Nachdem die dünnen Führungsstäbe aus 12mm PVC gegen 40mm und 25mm Roher getauscht wurden, biegt sich nichts mehr durch und das Vlies läuft schön eng am Gitter entlang
    • der Motor hat genügen Power, das Vlies auch bei einem hohen Anpressdruck über die Gitter zu ziehen
    • Der Mitnehmer für den Wickeldorn funktioniert richtig gut. Und die Welle lässt sich in jeder Position des Mitnehmers herausnehmen
    • Die Rollenführung im Vlieser drückt den groben Schmutz fest ins Vlies. Das hat mich positiv überrascht. Ich hatte befürchtet, dass sich Futterrückstände und Algen am Boden des Vliesers ansammeln, aber nein, sie werden komplett herausgezogen
    • Das verschmutzte Vlies hat genügend Zeit um zu trocknen, bevor es aufgewickelt wird -> kein Schimmel
    • Der Aufbau ist so einfach, dass sich defekte teile leicht tauschen lassen
    • Die Vliesumlenkungen sind fest installiert (bei Klaus gibt es Schieber, die das Einziehen eines neuen Vlieses erleichtern). Ich behelfe mir mit einer abgerundeten Kunststoffplatte (alte Blister-Verpackung). Damit kann man das neue Vlies ohne Probleme im Betrieb um die Rollen führen.

    Was noch verbessert werden muss:

    • Das größte Problem war die Durchbiegung der Führungsstäbe, das wurde behoben
    • Der Niveau-Sensor war fest und zu hoch verbaut. Dadurch ist zu viel Wasser angestaut worden, was zu einer hohen Reibung des Vlieses auf den Gittern geführt hat. Durch die Kräfte haben sich die Führungsstäbe gekrümmt und das Vlies vom Gitter abgehoben, so dass das Wasser das Vlies umströmen konnte. Nun sitzt der Sensor an einem Magneten und lässt sich wie beim Osmolator in der Höhe verstellen. Mit den dickeren Führungsrohren kann ich mich nun an die optimale Anstauhöhe herantasten.
    • Die Gitterbreite (28cm) ist an den Seiten einen Zentimeter schmaler als das Vlies (30cm) breit ist. Durch die Zugkraft zieht sich das Vlies auf etwa 29cm Breitr zusammen. Wenn es mal nicht ganz genau auf der Führung liegt, kann es sein, dass es nicht zu 100% dicht abschließt. Allerdings scheint das Problem mit den neuen Führungsrollen auch besser geworden zu sein.
    • Der Motorkasten braucht wasserdichte Stecker und muss abgedichtet werden
    • Das Vlies beeindflusst den Abschäumer. Da muss etwas anderes her. Ich rufe nachher mal bei Genesis an. Dort gibt es verschiedene Vliese und sie haben ja auch einen Meerwasserfilter im Programm. Da wird das Problem bekannt sein.

    Unter'm Strich bin ich sehr zufrieden. Das Ding holt deutlich mehr raus, als der Rollermat und leise ist er auch, kein Blubbern mehr im Technikbecken.


    Gruß,
    Thomas

  • Hi zusammen,


    ein wenig nachbessern in Sachen Betriebssicherheit muss ich noch:
    Gestern hat sich einmal das Vlies verhakt (die Achse für das frische Vlies ist noch improvisiert, da kann das vorkommen). In Folge ist der Wasserstand bis zum Notüberlauf angestiegen. Alles OK. Nur dann ist, als ich die Blockade gelöst habe, der Wasserstand im Technikbecken um ca. 4cm gestiegen und hat den Abschäumer überkochen lassen. Zudem war der Wasserstand nun höher, als der Sensor des Vliesers. Der hat dann unbemerkt vor sich hin gefördert. Da das Vlies sehr langsam durch zieht, ist nur etwa ein halber Meter durchgegangen. Aber wenn das ein oder zwei Tage gehen sollte, wäre die Rolle alle.


    Deswegen habe ich ein Zeit-Relais bestellt, das so eingestellt wird, dass der Vlieser maximal 10s am Stück laufen kann. Danach wird abgeschaltet.


    Und ein zweiter Schwimmschalter wird etwa einen Zentimeter oberhalb des Sensors angebracht. Wenn das Vlies wieder einmal klemmen sollte, wird der Motor stromlos geschaltet, bevor er durch die Blockade durchbrennen sollte.


    Beide Teile bedeuten kaum Aufwand und kosten wenig, sollten aber einiges in Sachen Betriebssicherheit bringen.


    Gruß,
    Thomas

  • Hallo,


    sehr gut gebaut, das Teil gefällt mir. Ich habe mir die Tage auch einen Vlieser gebaut, welcher über eine automatische Abschaltung verfügt, falls der Schwimmer ausfällt. Zudem gibt es einen Alarm bei einen evtl. aufgetretenen Fehler.


    Angetrieben wird der Vlieser durch einen Nema 17 Stepper mit Gearbox. Die Ansteuerug übernimmt ein Arduino Nano inkl. Pololu.


    Die Rollenbreite beträgt 30 cm (200 Meter Rolle 20g Vlies).


    Ich würde den kompletten Bau sehr gerne online stellen, habe aber Bedenken irgendwelche Patente zu verletzen und somit Ärger zu bekommen.


    Kennt sich hier jemand mit den Vliesern aus? Bestehen da irgendwelche Patente? Auf der Seite des DPMA finde ich nur ein Patent zum Filtersocken-Vlieser.


    Ich möchte das Teil nicht produzieren oder verkaufen, aber selbst das Online stellen soll ja schon problematisch sein, wenn man ein Patent dadurch verletzen würde.


    Danke für weitere Info!


    LG
    Andreas

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