Was holt ein Abschäumer aus dem Wasser?

  • Hallo zusammen.


    mich würde etwas von Abschäumer-Betreibern interessieren: Lt. Armin Glaser in Sifi holt der Abschäumer kaum Nährstoffe aus dem Wasser. In der Wissenschaft nutzt man prinzipiell ähnlich gebaute Geräte, um Polysaccharide, hauptsächlich von Mikroalgen stammend, zwecks Analyse aus dem Meer zu holen. Ich nehme deshalb an, dass der Abschäumer im Aquarium hauptsächlich Korallen-, Algen- und Bakterienschleime (bestehend aus Alginat und anderen Polysacchariden) aus dem Wasser holt. Das könnte durchaus bedeuten, dass Schaumentwicklung und Nährstoffentwicklung im Aquarium gegenläufig sein können. Welche Beobachtungen habt Ihr gemacht? In welchem Wasser holt der Abschäumer nichts mehr heraus, nährstoffarm oder nährstoffreich? Oder ist das egal?


    Außerdem, wann schäumt ein Abschäumer viel oder wenig ab, wenn das Becken gut läuft oder wenn es schlecht läuft? Ich habe ja die Theorie, dass Polysaccharide (nahezu?) lebensnotwendig für die Beckenbiologie sind. Wenn wir jetzt annehmen, dass bei geringem Aufkommen auch der Abschäumer wenig herausholt, dann könnte das mit schlechteren Beckenphasen korrelieren oder umgekehrt, viel Schaum, viel Korallen-, Bakterien-, und Algenwachstum (nein, die Fadenalgen sind nicht gemeint).


    Ich würde mich über Rückmeldungen freuen. Es hilft vielleicht allen. :smiling_face:


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    sehr interessante Frage. Wenn zugleich schwierig. :grinning_squinting_face: :winking_face:


    Denke Deine Frage zielt auch darauf ab, ob ein Abschäumer grundsätzlich empfehlenswert ist oder ob es Situationen gibt, in denen dieser eher nachteilig wirkt oder wirken könnte.


    M.E. zieht der Abschäumer tatsächlich Nährstoffe aus dem Wasser.
    Auch wenn es nur die Vorstufen von Nitrat und Phosphat sein mögen. Denn das können ja denke ich die meisten beobachten, die ihren AS zeitweise ggf. mal trockener einstellen, um einer evt. Nährstofflimitierung entgegenzuwirken, da bewirkt das trockenere Einstellen eben eine Anhebung des Nährstoffhaushaltes.


    Jedoch ist auch bei einer sehr geringen Nährstoffbelastung der kontinuierliche Betrieb eines Abschäumers durchaus sinnvoll, da dadurch ein konstanter Gasaustausch und auch eine Entfernung diverser Trübstoffe gewährleistet wird.



    Gruß,
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    vielen Dank für Deine Antwort.


    Ich dachte eher in die Richtung, dass, wenn der Abschäumer so eine Art Indikator wäre, man leichter auf die Situation angepasste Gegenmaßnahmen ergreifen könnte.


    Beispiel: Wenn der Abschäumer sowieso nichts mehr fördert und gleichzeitig sind Nährstoffe im Überschuss vorhanden, dann wird die (wenige?) Organik zu schnell von Bakterien mineralisiert. Als Gegenmaßnahme könnte man Organik zuführen, um das Gleichgewicht wieder in Richtung weniger Nährstoffe, mehr Organik, mehr Abschäumung zu verschieben. Klingt doch relativ simpel, oder? :smiling_face: Oder man müsste versuchen, die Mineralisierung der Organik zu verringern. Das wäre schon schwieriger, wenn es nicht nur darum geht, einen oxidierenden Filter aus dem System zu nehmen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Wenn der Abschäumer sowieso nichts mehr fördert und gleichzeitig sind Nährstoffe im Überschuss vorhanden, dann wird die (wenige?) Organik zu schnell von Bakterien mineralisiert. Als Gegenmaßnahme könnte man Organik zuführen, um das Gleichgewicht wieder in Richtung weniger Nährstoffe, mehr Organik, mehr Abschäumung zu verschieben.


    Hi Hans-Werner,


    damit würde doch aber die Funktionsweise eines Abschäumes eher konterkariert.
    Was will man denn dort an Organik zufügen? Und warum? Um das bisherige "Abschäumerlebnis" beim Betreiben des AS zu gewährleisten oder will man diesen dadurch füttern?


    Das halte ich ich ehrlich gesagt nicht für sinnvoll.


    Bei Nährstoffmangel ggf. mal AS trockener einstellen, weniger Durchflussvolumen, dadurch Verringerung des Nährstoffexportes.
    Das wäre mein Ansatz.


    Gruß,
    Matthias

  • Hallo,
    bei mir wird am stärksten abgeschäumt nach dem Wasserwechsel. Dann sind recht viele Schwebstoffe im Wasser, was ich als Ursache ansehe.
    Mir fallen auch tageszeitliche Schwankungen auf. Morgens scheint der Abschäumer häufig aktiver.

  • ... und auch eine Entfernung diverser Trübstoffe gewährleistet wird.

    an jedem trübstoffteilchen hängt ggfls. auch eine bakterie.


    infolge ihres wachstums hat sie nährstoffe gebunden, die so aus dem becken gefördert werden.

  • Vielen Dank für Deinen Beitrag, Lutz! :smiling_face:


    Hallo Matthias,


    verstehe ich nicht. Der Abschäuer schäumt nichts ab, gleichzeitig ist Nitrat erhöht. Wenn ich dann Organik zugebe, wird Nitrat wieder abgesenkt und das Wasser mit der (notwendigen?) Organik angereichert. Warum wird dadurch die Funktionsweise des Abschäumers konterkariert? Was ist die Funktionsweise eines Abschäumers? Wenn er tatsächlich die Organik mit Nährstoffen herausholt, nutzt die Zufuhr von Organik doppelt oder dreifach: Die Abschäumung wird verstärkt, Nitrat abgesenkt und das Wasser wird durch Organik fisch- und korallenfreundlicher. Wo ist da das Problem? :confused_face:


    Gruß


    Hans-Werner

  • Wenn ich Schnaps (EtOH) und Zucker ins Becken gebe um meine PO4/NO3 Werte zu veringern, wird merklich mehr abgeschäumt.


    dass der Abschäumer im Aquarium hauptsächlich Korallen-, Algen- und Bakterienschleime (bestehend aus Alginat und anderen Polysacchariden) aus dem Wasser holt

    Da ich eine (überschaubare) Zunahme der Bakterienschleime beobachten konnte, passt das ja zu deiner Aussage.


    Wenn ich minimal Ozon an den Abschäumer hänge, schäumt er auch besser ab. Da hätte ich allerdings angenommen, dass Ozon die Schleime eher abbaut/zerstört. Oder macht sie das (physikalisch) besser Abschäumbar?

  • Gute Frage. Ich habe mich auch schon gefragt, weshalb Ozon die Abschäumung verbessert. Möglicherweise werden zuerst reaktivere Moleküle abgebaut, die die Abschäumung verschlechtern, z. B. Fettsäuren. Ich glaube, im Glaser steht dazu auch keine Erklärung.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Eine Beobachtung zum Thema Abschäumung bei hohen/niedrigen Nährstoffwerten:
    Bei mir im Becken habe ich teils recht hohe Nährstoffwerte durch die Fütterung. Als ich einen 50 Prozent Wasserwechsel gemacht habe (ohne viel aufzuwirbeln) hatte der Abschäumer danach deutliche Mühe, eine Schaumsäule aufzubauen.


    Er hat danach dann auch deutlich weniger abgeschäumt.


    Das wäre dann ein Punkt für "Mehr Dreck im Wasser => mehr Adsorbat".


    Ich werde am Wochenende noch einmal einen großen Wasserwechsel machen, dann kann ich das bewusst noch einmal beobachten, wie sich das entwickelt.

  • Ich lasse seit ca 1 Jahr meinen Abschäumer nur noch ca 12 h pro Tag laufen. Der Abschäumer wird abends ca 21 Uhr eingeschaltet und läuft dann über Nacht bis zum nächsten morgen. Das komische ist , der Abschäumer holt genau so viel raus , als ob er durchläuft bzw die Differenz ist gering.
    Dafür holt er in den ersten 2 bis 3 Stunden nach dem Einschalten viel raus , dann läßt die Schaumproduktion nach.


    Das Becken ist ein 500l Becken mit 2 Doktorfischen und 2 Schwertgrundeln besetzt, gefüttert wird täglich Granulatfutter und ein Würfel Frostfutter.


    Das Becken ist mit allerlei Weichkorallen bewachsen.

  • Hallo zusammen,


    wenn ich mich an fruehere Vorträge und Veröffentlichungen von Erwin Sander erinnere, bleiben mir einige Fakten in Erinnerung:
    Zitat: "Der Schaum ist ein Konglomerat aus Luftblasen, Eiweissverbindungen und Schmutz teilchen. Es entsteht an der Grenze zwischen Luft und Wasser eine Anreicherung von Proteinmolekuelen, die zur Bildung eines monomolekularen Filmes auf der Blasenoberfläche führt." Das ist die Kurzform.
    "Ozon unterstützt den Abschaeumer, dass er bestimmte Stoffe ausflockt und in eine filtrierbare Form überführt. Auch Stoffe, die von der biologischen Oxidation nicht erfasst werden!
    Die Erfahrung zeigt, dass ein Abschaeumer erst in Verbindung mit einem aktiven biologischen System einen stabilen Schaum erzeugt. Der Abschaeumer intensiviert die biologischen Prozesse und diese führen zu einer verstärkten Abschaeumwirkung." Zitat Ende.
    Warum also Ozon, im Gegensatz zum Normalbetrieb, eine Zunahme von Schaum produziert, hat mehrheitlich mit Stoffen bezw. Eiweissketten zu tun, die nur mit Hilfe von Ozon in einen festen Zustand überführt werden koennen, oder gar "verbrannt" werden. Letzteres ist nicht ganz richtig. Wenn man die Ozonmenge erhöht, fällt der Schaum zusammen und es entsteht ein kontraproduktiver Zustand. Jedenfalls, was die Schaummenge angeht.
    Wenn ich damals in unseren vielen Runden mit Erwin Sander besser aufgepasst hätte, würde ich eine exzellentere Begründung abliefern und nicht so umstaendlich rumeiern. :frowning_face:
    Gruss
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo Hajo,


    ich glaube, das mit dem Eiweiß sieht man heute nicht mehr so. Eiweiß dürfte keinen wirklich großen Anteil an der Abschäumung im Meerwasseraquarium haben. Ich glaube, dann müsste das Adsorbat auch mehr Stickstoff enthalten, als Armin gefunden hat. Im "richtigen" Meerwasser sind es glaube ich hauptsächlich Polysaccharide, die den Schaum bilden (--> Algenblüten). Ich denke, das ist im Aquarium nicht viel anders.


    Hallo Thomas,


    Deine Beobachtung spricht sehr dafür, dass das, was der Abschäumer herausholt, zumindest ein bisschen langlebiger ist und nicht innerhalb von Stunden abgebaut wird. Folglich kommt es am Tag, wenn der Abschäumer ausgeschaltet ist, zu einer Anreicherung von abschäumbaren Substanzen im Wasser, die der Abschäumer dann abends herausholt. Das zeigt auch, dass bei Deiner Abschäumerkonstellation Kontaktzeit und sonstige technische Eigenschaften des Abschäumers nicht der limitierende Faktor sind sondern tatsächlich die Menge der gut abschäumbaren Substanzen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    jede biologische Umsetzung erzeugt Stoffwechselprodukte. Ist doch eigentlich egal, was dort "abgeschaeumt" wird. Eiweissketten oder Algen. Auch feste Bestandteile. Hauptsache der Sauerstoffgehalt wird angehoben. Dieser ermöglicht wiederum eine bessere Bakterientaetigkeit und Vielfalt. Die Quantität der abgeschaeumten Bakterien und Bakterienprodukte lässt sich vielleicht in der Zunahme des Ozonschaums ablesen? Die Bakterienschleime sind bestimmt nicht auf allen Oberflächen stabil. Womöglich werden sie in manchen Phasen erneuert, während sie in anderen Phasen absterben. "Normale" Abschaeumung wird nicht jene Menge greifen können, wie es mit Ozon unter gewissen Bedingungen möglich ist.
    Gruss
    Hajo

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    Einmal editiert, zuletzt von hajo ()

  • Die Erfahrung zeigt, dass ein Abschaeumer erst in Verbindung mit einem aktiven biologischen System einen stabilen Schaum erzeugt.
    Gruss
    Hajo

    Was auch die Erklärung ist, dass frisch angesetztes Salzwasser nicht abschäumbar ist....... erst wenn Lebende Steine eingebracht werden, stabilisiert sich die Schaumkrone ......


    Es gibt eine ganze Reihe Substanzen, die dafür verantwortlich sind, dass Abschäumer keine stabile Schaumkrone aufbauen können. Phosphatabsorber auf Eisenoxydbasis ist z.B. ein typischer Vertreter, welcher die Abschäumung extrem behindert- oder ganz unterbindet. Das Paradoxum ist dann, dass der Phosphatgehalt weiter ansteigt, obwohl der Abschäumer läuft und man so gezwungen ist, noch mehr Absorber einzusetzen.



    Grüße ... Klaus

  • Hallo Hans-Werner,


    der Ph-Wert hat ebenfalls Einfluss auf die Schaumbildung. Je höher desto größer die Schaumbildung. Da der PH-Wert in unseren Becken meist schwankt, produziert der AS zu unterschiedlichen Zeiten auch unterschiedliche Mengen an Schaum.
    Sprung sagt hierzu: "Auch die Struktur verschiedener Proteine ist PH-abhaengig und die Extraktion eines Proteins ist jeweils bei ihrem speziellen isoelektrischen PH-Wert am staerksten. Da verschiedene Proteine unterschiedliche isoelektrischen PH-Werte besitzen, lassen sie sich bei bestimmten PH-Werten auch unterschiedlich stark abschaeumen (Wheaton,1977).
    Ebenfalls beeinflusst die Temperatur die Abschaeumung. Bestimmte oberflächennahen Substanzen schäumen nur innerhalb bestimmter Temperaturbereiche. Darum werden auch nicht alle oberflaechenaktiven Substanzen aus dem Wasser entfernt bzw. einige davon erheblich langsamer als andere, weil die Wassertemperatur sich für sie nicht im Idealbereich befindet (Wheaton, 1977)."
    Gruss
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
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  • Hallo Hans-Werner,


    hier noch meine (nichtwissenschaftlichen) Beobachtungen:


    Mein Abschäumer schäumt aktuell kaum etwas ab. Habe niedrige Nährstoffwerte.


    Was mir noch aufgefallen ist - im Forum ja auch bei vielen Rollermat-Betreibern so ist: ich filtere das komplette Wasser über Watte. Ich hatte das mal etwas schleifen lassen und das Vlies nicht so fleißig getauscht. Außerdem war in der Abschäumerkammer immer eine schöne Schicht Ablagerungen, weil der AS erhöht steht und dadurch darunter wenig Wasserbewegung war. Damals hat der AS deutlich mehr geschäumt und die Werte waren nicht so toll.
    Jetzt tausche ich fast täglich oder im 2-Tages-Rythmus und habe eine kleine Strömungspumpe in der Kammer gegen Ablagerungen. Der Abschäumer schäumt zwar aber es kommt kaum Absorbat raus.
    Zusätzlich habe ich auch die Strömung im Becken verstärkt und optimiert. Anfangs musste ich die Watte mehrmals täglich wechseln, wohl bis der meiste Dreck mal raus war.


    Also ich meine bei mir einen Zusammenhang mit Schwebeteilchen bzw. Ablagerungen und der Menge des Absorbats zu erkennen. Ich würde aber meinen, dass das Filtervlies und insbesondere das tägliche/schnelle Wechseln deutlich mehr zur Werteverbesserung beigetragen haben, da der AS es davor alleine ja nicht geschafft hat. Das ist aber wirklich nur meine laienhafte Meinung.
    Hoffe es hilft trotzdem :smiling_face:


    VG Christoph

    Viele Grüße
    Christoph


    Mischbecken 230x80x60, RE DC 250 Speedy, , RE Speedy 65 RüFöJebao 10000, 3 x Orphek Atlantic V3 und 1 x Compact alle Upgrade auf V4 im Frühjhar 2021 sowie 5 x Orphek OR3, Balling Light, Strömung Vortech MP60, Vortech MP40, Tunze Stream 3, Maxspect Gyre 350 doppelt, Rollermat, Korallentreff MagneticSystem mit Zeolith, Ozon über AS

  • Hallo,


    die Beobachtung von Sandy bestätigt auch, dass es die Menge der abschäumbaren Substanzen im Wasser ist, die die Abschäumung begrenzt, die Technik des Abschäumers auch in diesem Fall eher nicht oder weniger. Den Rest muss ich erst mal überdenken. Vielen Dank schonmal! :smiling_face:


    Gruße


    Hans-Werner

  • Hallo zusammen,


    im Meerwasser bilden sich aus den abschäumbaren Substanzen sogenannte TEP, transparente Exopolymer-Partikel. Exopolymere sind die Schleime und andere polymere Substanzen, die Algen und Bakterien und auch Korallen abgeben.
    Artikel darüber gibt es z. B. hier, hier, hier, hier und hier.
    Bei diesem Artikel habe ich Zugang zum PDF und er versucht, Kohlenhydrate und Proteine (Eiweisse) durch unterschiedliche Farbstoffe zu unterscheiden. Wäre vielleicht auch mal eine Idee für die Abschäumer-Brühe.



    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    das muss ich etwas relativieren.
    Ein Mitglied unseres Stammtisches hatte sich für ein Produkt eines bestimmten Herstellers entschieden.
    Das 4000l Becken war aeusserst sparsam besetzt, mit Fischen sowie mit Korallen. Optisches Highlight war die fast 2m hohe Frontscheibe. Der AS lieferte irgendwann kaum noch Schaum. Eigentlich stellte er den Betrieb ein. Aus diesem Grund und aus purer Neugier wurde dann das Produkt gewechselt. Die Abschaeumtechnik auch. Das Ergebnis ließ sich im vollen Schaumbecher ablesen.
    Es scheint doch einen Unterschied in der Qualität oder sogar in der Philosophie der Abschaeumtechnik zu geben.
    Das ist verwirrend, weil ja auch noch andere Dinge die Leistung eines AS beeinflussen können.
    Gruss
    Hajo

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  • an jedem trübstoffteilchen hängt ggfls. auch eine bakterie.
    infolge ihres wachstums hat sie nährstoffe gebunden, die so aus dem becken gefördert werden.


    Hi Joe,


    ja, das steht aber doch nicht im Widerspruch zu dem was ich geschrieben habe, oder?


    Somit ist die Abschäumung eben ein probates Mittel, um einen Nährstoffexport voranzutreiben.
    Inwiefern das nun erwünscht ist und wie der AS aufgrund der gegebenen Nährstoffsituation eingestellt wird, muss man natürlich immer bedenken.


    Bestätigt ja auch meine Aussage mit der ggf. trockenen Abschäumung bei Nährstoffmangel.
    Währenddessen dieser dennoch kontinuierlichen Gasaustausch und die ggf. verminderte? Entfernung vorhandener Trübstoffe gewährleistet.


    Gruß,
    Matthias

  • Ich denke eher, es liegt an der Dimensionierung der Komponenten. Ein dicker Abschäumer in einem Becken praktisch ohne Nährstoffe wird Probleme bekommen, eine stabile Schaumsäule aufzubauen, insbesondere, wenn die RFP vergleichsmäßig klein dimensioniert ist und nicht genügend Wasser nachgeführt wird.


    Triton etwa möchte ja immer eine starke Abschäumung, sagt aber auch direkt ein hoher Durchsatz durch das Technikbecken mit 10fachem Durchsatz ist sinnvoll. Ohne diesen hohen Durchsatz fängt der große Abschäumer nämlich an, das Wasser wiederzukäuen und die Schaumsäule baut sich nicht auf.

  • Hallo Hajo,


    das stimmt natürlich. Wie die Abschäumer-Hersteller auch gerne angeben, können z. B. Scherkräfte (Nadelrad!) eine Rolle spielen. Im speziellen Fall von Sandy würden aber z. B. die Verweildauer im Kontaktrohr oder ein längerer oder intensiverer Luft-Wasser-Kontakt nicht so viel bringen.


    Scherkräfte lassen auch ohne Luftkontakt TEP, also kleine organische Partikel, entstehen. Der Abschäumer holt zumindest einen Teil der Substanzen aus dem Wasser, die diese Partikel bilden. Es wäre deshalb eine interessante Frage, wie Feinstfiltrierer wie z. B. Röhrenwürmer oder Schwämme mit und ohne Abschäumung wachsen, also vielleicht eine Frage direkt an Dich. Ich denke mal, Du hast vielleicht Ecken, wo sowas wachsen kann.


    Die nächste Frage wäre dann, Scherkräfte durch Pumpen, gut oder nicht gut für Planktonfiltrierer?


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo zusammen,


    das in den verlinkten Artikeln unterschiedliche C:N-Verhältnisse gefunden wurden, stellt sich mir auch die Frage, ob und wie der Abschäumer das N:P-Verhältnis beeinflusst. Wenn er z. B. überwiegend Bakterien herausholt, könnte er das Verhältnis vielleicht sogar zum N hin verschieben, holt er aber mehr Protein heraus, sollte sich das Verhältnis eher zum P hin verschieben, da Proteine N-reich sind.


    Grüße


    Hans-Werner


  • Hallo Hans-Werner,


    entweder habe ich mich an der Stelle in meinem zweiten Beitrag des Themas etwas verdrückt ausgekehrt oder hab Deine Ausangsfrage (noch) nicht (ganz) verstanden.
    Das kann natürlich sein.
    Macht aber nix, dafür diskutieren wir ja. :smiling_face:


    Die Frage in der Überschrift war: "Was holt ein Abschäumer aus dem Wasser?"


    Würde dazu mal gerne eine ergänzende Frage in den Raum stellen: "Was soll(te) ein Abschäumer aus dem Wasser holen?"


    Das ist m.E. eben sehr individuell zu beantworten. Und ggf. habe ich zwar kein abschäumbares Ergebnis im Topf, jedoch evt. sehr wohl einen funktionierenden Stoffwechselkreislauf bzw. einen Stoffwechselkreislauf, der eben keiner gewohnten oder erwünschten? Schaumbildung bedarf.
    Und diese Schaumbildung oder "das was im Topf landet" eben angepasst werden kann.


    Die Konstellation wie Du sie oben beschreibst, macht auf den ersten Blick absolut Sinn.
    Aber da würde ich zumindest schon auch gleichzeitig darauf achten was mir denn den erhöhten Nitratwert im Wasser verursacht.
    Vielleicht zunächst dafür die Ursache finden und nicht an erster Stelle ein Exportmedium wie den Abschäumer "auf Vordermann" bringen wollen.


    So war mein Beitrag zu verstehen.


    Daher ja in diesem Zusammenhang mein Bezug auf Nährstoffarmut.
    Mit "Konterkarieren" war das abgeschäumte oder nicht abgeschäumte Ergebnis gemeint.
    Brauche ich denn dieses beschriebene (von mir gewohnte) Ergebnis im Zweifelsfall/Einzelfall?


    Möchte man ein respektables "Abschäumerlebnis" oder eben Ergebnis, kann man ja mit Organik arbeiten.
    Da gebe ich Dir vollkommen recht.


    Diesem Vorgehen könnte man jedoch zumindest an dieser Stelle der Diskussion in etwa mit der Frage begegnen "Habe zwar einen sehr niedrigen PO4-Wert jedoch möchte ich unbedingt mit Adsorber arbeiten. Wie bekomme ich meinen Phosphatwert höher? Ich will ja unbedingt einen Phosphatadsorber einsetzen".


    Gruß,
    Matthias

  • Scherkräfte an Nadelrädern spielen eine entscheidende Rolle bei der Abschäumung. Und zwar nicht die Scherkräfte ansich, sondern die dabei entstehende elektrische Aufladung. Bei etlichen Versuchen konnten wir zweifelsfrei eine erheblich bessere Abschäumung erzielen mit dickeren Nadeln als mit dünnen und mit elektrisch leitfähigem Material wie z.B. POM ELS.
    https://www.kern.de/de/technis…methylen-pom-els?n=1219_1


    Fräst mal ein Nadelrad aus PE und im direkten Vergleich, ein Nadelrad aus POM ELS, Ihr werdet euer blaues Wunder erleben. Das sind dann so die kleinen Feinheiten, die kaum einer auf dem Schirm hat, denn Fakt ist, dass die elektrische Aufladung mit eine entscheidende Rolle spielt bei der Abschäumung und beim Schaumaufbau generell.


    Als gesichert dürfte mittlerweile auch die Erkenntnis sein, dass ein Vliesfilter so viel Stoffe aus dem Wasser holt, dass man heute getrost einen kleineren Abschäumer einsetzen kann.


    Grüße .. .Klaus

  • so ist es... aber würde trotzdem den Sauerstoffeinrtrag vom AS nicht vernachlässigen.
    Weiter würde ich den so wählen wie es der Markt will :winking_face:
    Also bei Wechsel ist der Wiederverkauf immer so ein Punkt :smiling_face:


    der Vliesser läuft bei mir jetzt ca. 1,5 Jahre.... einfach Bombe aber das ist anderes Thema... trotzdem habe ich einen Bubble King 200 drin.... und hätte damals ein 250er rein gepaßt dann hätte ich den genommen....


    weil ... haben ist besser als brauchen :smiling_face: :hop1:

  • Hallo Hajo,


    das stimmt natürlich. Wie die Abschäumer-Hersteller auch gerne angeben, können z. B. Scherkräfte (Nadelrad!) eine Rolle spielen. Im speziellen Fall von Sandy würden aber z. B. die Verweildauer im Kontaktrohr oder ein längerer oder intensiverer Luft-Wasser-Kontakt nicht so viel bringen.


    Scherkräfte lassen auch ohne Luftkontakt TEP, also kleine organische Partikel, entstehen. Der Abschäumer holt zumindest einen Teil der Substanzen aus dem Wasser, die diese Partikel bilden. Es wäre deshalb eine interessante Frage, wie Feinstfiltrierer wie z. B. Röhrenwürmer oder Schwämme mit und ohne Abschäumung wachsen, also vielleicht eine Frage direkt an Dich. Ich denke mal, Du hast vielleicht Ecken, wo sowas wachsen kann.




    Nun ja, die üblichen Verdächtigen, wie gelber Schwamm und Röhrenwürmer.
    Sie wachsen floatend, dh. je weniger ich mit Staubfutter u. ä. arbeite, desto
    mickriger werden sie.
    Das ist nicht aussergewöhnlich, denn in abgeschäumten Wasser sind sie sicher auch zu finden.
    Gruß
    Hajo




    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo Hajo,


    den gelben Kalkgitterschwamm würde ich jetzt zu den anspruchslosesten Arten zählen. :winking_face:


    Hallo Klaus,


    was hat das mit dem elektrisch leitfähigen Material zu bedeuten? Heißt das nicht eigentlich weniger elektrische Aufladung weil diese abgeleitet wird? Zumindest in den Schulphysik-Versuchen werden elektrisch nicht leitende Plastik-Materialien, wie Plastiklineal oder Kunststoffstab, benutzt, um die Haare zu Berge stehen zu lassen oder um Papierschnipsel tanzen zu lassen.


    Grüße


    Hans-Werner

  • @Hans-Werner


    ich habe vor gut 10 Jahren mal intensive Versuche gefahren, gerade was die Materialauswahl der Nadelräder betraf, deren Konstruktion und Design. Wir haben ja früher die gelben und roten Nadelräder gefräst. Das Material war PE. Polyehtylen ist sehr weich und es ging eigentlich letztlich darum dass die Nadeln nicht so schnell abbrechen sollten bei Feindkontakt.
    In Versuchen haben wir dann auch mal Nadelräder aus normalem POM gefräst und dann aus POM elektrisch leitfähig. Gleichzeitig wurden die Nadeln dicker gefräst und das Ergebnis war erstaunlich: die normalen POM Räder brachten kein besseres Ergebnis. Aber : ... bei gleicher Größe, mit dem selben Fräsprogramm brachten die POM-ELS Räder über 500 Liter mehr Luft und die Schaumkrone war viel stabiler, das heißt, der Schaum war so fest, dass er nicht mehr in sich zusammenfiel. Das *zusammenfallen* im Schaumrohr ist ja ein großes Problem gerade bei Meerwasserbecken, die wasserchemisch so daneben liegen, dass sich kein fester Schaum aufbauen kann. Die besten Ergebnisse hatten wir mit unseren ganz alten Titan-Nadelrädern, die handbestückt wurden. Irgendwann kam ich dann zur Erkenntnis, dass es was mit der elektischen Aufladung zu tun hat.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Reibungselektrizität


    Durch den Magnetismus im Rotorraum hervorgerufenem elektrischen Feld der Pumpenrotoren findet eine elektrische Aufladung statt, die durch metallische Rädern oder elektrisch leitfähigem Kunststoff durch Reibung an den Nadeloberflächen an die Blasen abgegeben werden. Schmutzstoffe, egal welcher Art, lagern sich dadurch viel besser an die Blasen an und der Schaum wird stabiler, besonders die Schaumkrone. Auf die Spitze konnte ich das Ganze noch treiben, in dem man den FI überbrückt und das Wasser komplett mit einem Trafo unter Spannung setzt. Dann hat man in kürzester Zeit eine Schaumparty im Filter und drumherum. Letztgenanntes Experiment war aber nicht praxistauglich, diente aber wesentlich einem Wissensvorsprung wie ein Abschäumer überhaupt funktioniert.



    GRüße .. .Klaus

  • Hallo Klaus, hallo zusammen


    vielen Dank für die ausführliche Darstellung und den Link. Mir kommt es aber immer noch so vor, als ginge es vielleicht eher um die Verhinderung oder Ableitung von elektrischer Aufladung, außer bei dem Versuch mit dem Trafo. Hast Du von dem Trafo nur einen Pol angelegt oder hast Du Elektrolyse betrieben?


    Im Link unter "Vermeidung" sind Maßnahmen, die einigen Deiner Maßnahmen entsprechen, indem sie Aufladungen ableiten. Auch ist Salzwasser, das besser abgeschäumt werden kann als Süßwasser, deutlich besser elektrisch leitend. Geht es also vielleicht eher darum, die Aufladung der Luftblasen zu vermeiden?


    Mein Beitrag 28 legt noch eine andere Frage nahe: Beeinflussen unterschiedlich nass oder trocken eingestellte Abschäumer das N:P-Verhältnis vielleicht unterschiedlich und bringt vielleicht deshalb manchmal eine nasse Einstellung des Abschäumers Abhilfe?


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo,


    evtl. zur Erkenntnissfindung meine Beobachtungen der letzten Zeit.


    Wasser: 500 Liter 5 Jahre Standzeit - Steinkorallen
    Nitrat 50
    PO4 0,04 (Elmi Phos in gebrauch)
    starke Fütterung
    WW 20 Liter die Woche
    Vodka und Bacto Ballance Dosierung
    Balling KH und CA


    Ich habe mir wegen dem Nitratproblem einen Skim Cleaner Helix gekauft. Ich mache den Abschäumer nur alle 2 Wochen sauber, da ich diese Arbeit nicht mag.


    ->durch den Cleaner konnte mehr Absorbat im Topf festgestellt werden. Es war aber auch flüssiger.
    Nach jedem 10 sek. Reinigungsintervall (2x Tag)kochte der Abschäumer über.


    ->Nitrat blieb bei 50


    Nach ca. 2 Monaten nun einen Rollermat von Theiling installiert.


    Er läuft jetzt 1 Monat


    ->Nitrat 40


    Abschäumer schäumt nur noch nach dem Reinigungsintervall des Helix ab.
    Aber nur noch wenig Absorbat - halte den Abschäumer nun fast schon für überflüssig.
    Bis auf die Sauerstoffversorgung.
    im Bild 1 Woche keine Reinigung



    Evtl hole ich mir noch einen
    Skimz Macroalgen Reactor MBR127
    gegen das Nitrat.



    Grüße




  • Mich würde interessieren, ob und wie Du das Problem mit dem hohen Nitrat in den Griff bekommen hast.


    VG
    Torsten

    Neues Becken seit 16.12.2018


    Maße: 128x70x60 - Förderpumpe: Jabeo DCT-8000 - Abschäumer: Nyos Quantum 160- Strömung:
    EcoTech Marine VorTech MP40QD - Beleuchtung: 3 x AI Hydra 26 HD - Aquariumcomputer: GHL Profilux 3 ex - Dosierpumpe: GHL 4 Kanal - Strom: 2 x GHL Powerbar 6-fach - Heizung: Eheim 500W

  • Ja das Nitrat wird immer weniger.


    Bin Jetzt bei Nitrat 15 ohne großartige Wasserwechsel.


    Habe mir den Macroalgen Reactor nicht geholt.


    Bin vom Rollermat von Theiling immernoch begeistert.
    Dosiere noch Phophor + da mein PO4 immer mal abfällt.
    Farben werden immer Besser :smiling_face:


    Grüße

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