alte Osmoseanlage in Betrieb nehmen

  • Hallo,


    mein Vater hat ein grosses Aquarium hinterlassen und ich habe bisher Null Ahnung von der Aquaristik, möchte das Becken aber erhalten. Etwas Hilfe habe ich von jemandem der sich etwas auskennt, ein Problem sind jetzt viele Rotalgen und das liegt wohl an zu viel Nitrat im Wasser.
    Eine Zeit lang war eine Osmoseanlage installiert, die war dann aber defekt und wurde irgendwann mal repariert aber nicht mehr eingebaut. Jetzt würde ich die gerne wieder aktivieren und später mit Brunnenwasser versorgen.
    Das Teil ist sehr alt (94 steht auf der Platine, Aquatec Witten), die Steuerung eine einfache analoge Zeitsteuerung mit Einstellung Spülzeit / Spülpause über Potis. Ein Drehknopf ist abgebrochen, das stört aber eher weniger, schlimmer ist das ich keine Unterlagen dazu habe.
    Meine Fragen:
    - Könnt ihr mir Links mit Grundlagen zu Osmose (anlagen) nennen?
    - Wie sollten die Zeiten für Spülzeit/pause eingestellt sein?
    Im Moment habe ich die Elektronik auf dem Seziertisch angeschlossen, da passiert aber nicht viel und ich bin nicht sicher ob die noch i.O. ist. Angesteuert werden sollen ein Einlassventil und ein Spülventil. Über einen Schwimmerschalter kann noch Betriebsbereit geschaltet werden.


    Foto im Anhang, Danke für eure Hilfe.


  • Hallo Jojo,


    ich möchte Dich nicht entmutigen, aber sehr vertrauenserweckend klingt das nicht, was Du über die Osmose berichtest. In 20 Jahren hat die Technik in diesem Bereich enorme Fortschritte gemacht, da würde ich in diese alte Osmose keine Zeit und vor allem kein Geld versenken. Sie hat schon Macken und die Wahrscheinlichkeit, dass die Membran noch in Ordnung ist ist sehr gering. Diese müssen nämlich immer feucht gehalten werden, damit sich keine Risse bilden oder das Austrocknen führt zu Ablagerungen, welche die Membran verstopfen.


    Was Du brauchst jetzt ein Meerwasseraquarianer, der mit Dir in aller Ruhe das ganze Becken begutachtet und erst mal aufnimmt, wo akute Probleme und Handlungsbedarf ist und was das alles kostet. Meerwasserbecken sind nicht billig im Betrieb. Wenn das akzeptabel ist sollte dieser Aquarianer idealerweise auch in Zukunft für regelmäßige Besuche und Fragen zur Verfügung stehen. Gerade am Anfang ist die Meerwasseraquaristik etwas frustrierend, wenn man sich von Null auf Hundert direkt vor einem laufenden Becken befindet und sehen muss, dass es den Tieren gut geht.


    Ohne eine solche Hilfe wird es deutlich schwieriger.

  • Hallo Sandy,


    danke für deine Antwort.
    Die Anlage ist alt, wurde vor wenigen Jahren nochmal fit gemacht, stand aber lange trocken rum und wenn das schädlich ist kann die Membran wieder hinüber sein. Aber die zu erneuern dürfte ja bezahlbar sein. Wenn wenigstens die Steuerung noch ok ist könnte die ja mal testlaufen, aber da suche ich wie geschrieben noch wie die Schaltzeiten sein sollten. Elektronik ist aber eher mein Ding als Aquaristik, deshalb habe ich keine Bedenken so eine Steuerung zu reparieren oder zu erneuern. Ich muss mich erst nur in alles reinlesen...


    Damit das Aquarium bezahlbarer wird haben wir ja schon den neuen Brunnen im Garten bohren lassen, das Leitungswasser für den WW ist ja auch teuer geworden. Und das Wasser scheint im Moment das Hauptproblem zu sein, auch nach Aussage des Bekannten. Das Becken ist schon >25 Jahre in Betrieb, mit mehreren Veränderungen.

  • Normalerweise ist das Wasser eher das billigste. Ich hatte das mal ausgereichnet hier für Düsseldorf, da kostet mich der Kubikmeter etwa 2 Euro. Meine Stromrechnung hingegen kennt nur die Richtung nach oben, und zwar im Steilanstieg.


    Je nachdem, welche Wasserwerte das Stadtwerk hat ist es mehr oder weniger wichtig, die Osmose wieder zu aktivieren. Teilweise hat man ja 50mg/l Nitrat im Wasser und das kann natürlich für ein Meerwasserbecken verheerend sein.


    25 Jahr ist selbst für ein Meerwasserbecken ein ehrwürdiges Alter. Hättest Du ein paar Fotos vom Werdegang des Beckens und was für Tiere im Augenblick gepflegt werden? Etwas zur Technikgeschichte und Entwicklung wäre auch klasse, wenn Du Dich daran erinnern kannst.

  • Ja, ich mache morgen mal ein paar Bilder für eine Vorstellung.
    Wasser ist nicht das teuerste, stimmt. Aber im Kraneberger war viel Nitrat drin und da die Hoffnung das das Brunnenwasser besser ist. Aber auch das ist zu den Düngezeiten jetzt belastet. Also doch wieder Osmose.
    Strom ist leider heftiger, auch wenn meiner schon aus D'dorf kommt. Das Becken steht in GE, quasi in deiner Sichtweite:-)

  • Bin einen Schritt weiter, die Steuerung funktioniert wieder, wurde beim überholen wohl falsch zusammengebaut und die Spülung lief nicht.
    Das Wasser läuft aber sehr langsam, weniger als 10 l/h geschätzt. Da wird wohl die Membran verkalkt sein? Ich lasse das jetzt mal noch 2 Tage laufen und versuche dann mal die Nitratwerte zu messen, bwz. was müsste man noch in dem Wasser messen?
    Die Patronen sehen ja noch so aus wie bei Filtern die man heute auch kaufen kann, sind so Filter dafür Standard oder worauf muss man beim Kauf achten?

  • Hallo Jojo,


    wenn die Osmose langsam läuft ist das eher ein Zeichen, dass sie vielleicht noch einigermaßen in Ordnung und nur etwas verstopft ist.
    Normalerweise misst man die Qualität des Wassers mit einem Leitwertmessgerät (TDS-Meter). Leitungswasser hat etwa 100-600µS, die Osmose sollte davon über 95 Prozent zurückhalten, das Wasser also nur noch einen Leitwert von etwa 5-30µS haben.
    Den Rest danach erledigt bei mir z.B. eine Mischbettfiltersäule, danach habe ich Reinstwasser. Für eine grobe Abschätzung wie gut die Osmose läuft reicht auch ein günstiger TDS-meter für etwa 20 Euro, wichtig ist nur, dass der Messbereich etwa von 0-2000µS geht. Millisiemens werden für das fertige Meerwasser gemessen (etwa 53000 mS).


    Mit der 400 GPD (Gallons per Day) Membran bekomme ich bei mir etwa 40-45 Liter pro Stunde, bei einem Becken Deiner Größe ist das wirklich das Minimum, da würde ich eher sogar noch eine 600 GPD Osmose vorschlagen.


    Die üblichen Filter einer Osmose sind meist als 10 Zoll Topffilter realisiert, oft ein Sedimentfilter und ein Kohlefilter. An meiner Osmose sind es aber 9 Zoll Filter, was etwas unüblich ist.
    Um Verkeimungen zu verhindern wird empfohlen, diese etwa alle sechs Monate zu tauschen. Was ich unbedingt empfehle ist, für den Tausch auch Austausch-Dichtringe und etwas Silikonfett für die Dichtringe zu besorgen, das macht das Verschrauben deutlich einfacher und sicherer.

  • Hallo Sandy,


    danke für die Tipps und Erklärungen. Über TDS und GPD bin auch schon gestolppert, konnte da aber noch nix mit anfangen. Die Anlage ist jetzt 24h gelaufen, hat aber erstmal Wasser für die Blumen produziert. Ich versuche jetzt mal die Filter rauszunehmen, da sollte ja ein Typ draufstehen. Dichtungen und Fett sind auch eine gute Idee. An dem zweiten blauen Pott ist noch ein Spülknopf, da suppt es auch etwas raus. Sind die ersten beiden Filter Aktivkohle?


    LG,
    Johannes

  • Sorry,


    ich kann auf dem Foto nicht wirklich sehen, wie das Wasser durchläuft. Läuft das Wasser von links aus der Leitung in die blauen Topffilter und dann in die Osmose?


    Die blauen Töpfe sind jedenfalls kein normales Format wie sie heute zu finden sind, die heutigen Filtertöpfe sind sind länger. Meist ist ein Sedimentfilter dabei, der kleine Partikel ausfiltern soll, bevor sie zur Membran kommen. Danach dann ein Aktivkohlefilter, welcher Chlor und organische Verbindungen ausfiltern soll.

  • Ja, ganz links ist der Zulauf. Ich habe gerade noch mal alles auseinander genommen und sauber gemacht. In den blauen Töpfen sind so Nylonfadenspulen drin, vermutlich Partikelfilter. Dafür habe ich noch Ersatz. Die Osmosefilter sind diese hier, RE2012-100 mit 100 GPD, also langsam aber sehr fein wie es aussieht. Die versuche ich auch noch zu bekommen.
    Es geht also langsam voran, Danke dir.

  • Dann kommt die Leistung sehr gut hin, ich hatte ja bereits erwähnt, dass meine 400 GPD etwa 40-45l pro Stunde macht. Wenn Deine 100 GPD also 10 Liter pro Stunde produziert ist das ziemlich genau, was man von einer Membran dieser Klasse erwartet.


    Besorge Dir einen günstigen Leitwertmesser um zu sehen, wieviel die Osmose zurückhält. Damit kannst Du dann auch schnell sehen, ob die Osmose weiterhin gut funktioniert.


    Mittelfristig würde ich definitiv eine Leistungsstärkere Osmose anschaffen. Für einen 10 Prozent Wassewechsel muss die Osmose volle zwei Tage laufen, das ist wirklich lange.

  • Nein, es ist nicht ein dringendes Problem. Nur wenn Du schnell Wasser brauchst und keines hast, dann ist die Geschwindigkeit der Osmose ein Problem. Bis Dein Tank gefüllt ist vergehen mehr als drei Tage.


    Solange Du alles so regeln kannst, dass keine großen Wassermengen gebraucht werden ist alles gut. Gerade am Anfang, wenn man sich in die Materie einarbeitet können passiert jedoch immer wieder etwas, was eine größere Wassermenge erfordert. Ein Beispiel dafür wäre, dass die Wasserwerte ziemlich daneben hängen und durch große Wasserwechsel wieder reguliert werden sollen. Große Wasserwechsel sind im Bereich von 20-50 Prozent des Gesamtvolumens. Dann reden wir plötzlich von 1000 - 2500 Liter, die in einer Woche anfallen.

  • Hallo,


    das was Sandy sagt, kann schon notfalls ein Problem werden, aber im Regelfall plant man das vorher und irgendwie ging das jetzt ein viertel Jahrhundert gut.


    Wie hat den der Vater das früher gemacht, nur 5-10 % Wasser gewechselt oder gab es ein weiteren Wasserbehälter oder einfach auch nur Freunde, die ausgeholfen haben.
    Das wäre sowie so der beste Tipp, den man dir vielleicht geben könnte, wenn dein Vater Meerwasserfreunde hatte, dann suche dort den Kontakt. Wenn du Glück hast, bekommst du viele Tipps und Ratschläge, hast am Anfang jemanden, der dir was zeigt usw.. Meerwasser verbindet von jung bis ins hohe Alter.


    Ansonsten kann manchmal auch folgendes helfen: ruft im Notfall beim freundlichen Heizungsbauer an und der kommt mit seinem Mischbettfilter (größere Firmen haben dafür mobile Geräte) vorbei und erzeugt die 2000 Liter in zwei drei Stunden.


    LG
    Daniel

  • Hallo und Danke,


    Sandys Tipps haben mir schon geholfen das einzuordnen. Wichtig sind jetzt sicher Messerte, ich habe schon so TDS/pH Sticks bestellt. Auch wenn das keine Präzisionsmessgeräte sind sollte ein Rein/Raus Vergleich damit möglich sein. Patronen mit mehr Durchsatz machen sicher schon Sinn, so sauberes Wasser kann man ja nicht nur im Aquarium gebrauchen.
    Der letzte Notfall das so viel Wasser auf einmal gebraucht wurde (Wohnzimmer stand unter Wasser :-() ist zum Glück lange her. Früher standen im Keller 3 x 5.000 Liter Tanks für die Wasseraufbereitung, aber das ist auch schon lange her und die Dinger sind schon lange weg.
    Einen Bekannten der schon mehr Ahnung hat habe ich auch und Meerwasserfreunde aus Hattingen haben sich das auch schon mal angesehen. Aber ich möchte ja auch selber schlauer werden :smiling_face:
    Und die Gemeinde hier ist ja auch sehr aktiv und hilfsbereit, da habe ich schon keine Bedenken mehr.


    Schönen Abend noch,
    Johannes

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