Palytoxin - mal wieder....

  • Hallo zusammen,


    ich hätte ein paar Fragen zu Krustenanemonen und Palytoxin. Das Thema ist ja nicht unbedingt neu, ich wäre aber trotzdem über ein paar Einschätzungen dankbar. Konkret geht es um die Haltung von Zoanthus und (Proto)Palythoa. Ich bin, wie viele andere, ein Fan dieser tollen Tiere, weiß aber natürlich auch um ihre Giftigkeit. Mittlerweile bin ich etwas besorgt, da ich mir neben einigen Zoanthus, auch ein paar bunte Palys (Everlasting Gobstopper, Captain America) ins Becken gesetzt habe, die sich auch gut vermehren. Besonders im Blick habe ich eine Protopalythoa die aus meinem Lebengestein gekrochen ist (siehe Bild). Ich befürchte hier handelt es sich um die grüne Krustenanemonen, welche im Ruf stehen besonders giftig zu sein? Die Polypen sind riesig (fast 3 cm im Durchmesser), aussen braun, innen grün schimmernd und haben sich in letzter Zeit vermehrt (aus einem wurden mittlerweile 6).


    Da mein kleiner Sohn (6 Monate alt) sich viel in unserem Wohnzimmer aufhält, wo auch das Aquarium steht, mach ich mir natürlich neuerdings natürlich etwas mehr Gedanken, vor allem weil das Gift sich ja auch über Aerosole verbreiten kann. Meine Fragen daher:


    1. Gibt es hier wirklich Grund zur Sorge oder sollte das in einem relativ gut belüfteten Raum nicht problematisch sein?
    2. Was passiert z.B. wenn mal eine Kolonie eingeht (hatte ich auch schon mal), d.h. einige Polypen innerhalb kurzer Zeit absterben und demnach eventuell viel Gift freisetzen könnten?
    3. Wie kann man die Viecher (vor allem die grüne Kruste) am besten loswerden bzw eindämmen ohne sich und andere (Fische, Frau und Kind) dabei zu gefährden? Abdunkeln (z.B. mit anderem Ableger oder Stein)? Laserpointer? Aiptasia-X? mechanische Entfernung?


    Mir ist klar, dass wissenschaftlich belastbare Daten eher fehlen, aber vielleicht haben ja einige von euch viel Erfahrung mit sowas...Danke und noch nen schönen Ostermontag!


    LG Robin

  • hi robin,


    m. e. kommt es nur bei mechanischer reizung zu vergiftungen.


    die reine anwesenheit im wasser hat keine auswirkungen.


    erst bei mechanischen z. b. abrupfen unter wasser werden die gifte freigesetzt, die dann ggfls. über den abschäumer oder wasseroberfläche entfleuchen könnten - bei abrupfen über wasser infolge tröpfchenfluges und berührung.


    über freisetzung beim absterben - mir sind solche noch nie abgestorben - hab ich keine infos.


    wenn sich das absterben auf einige wenige polypen beschränkt, denke ich, dass das bedeutungslos ist.


    ein kurzzeitiges, versehentliches anfassen führt nicht automatisch und in jedem falle zur großen vergiftung.


    wobei auch das individuelle immunkonzept des betroffenen ausschlaggebend ist.


    zur entfernung würde ich immer den betroffenen stein heraus nehmen (handschuhe, schutzbrille, mundschutz wären schutzmaßnahmen) und entsorgen.


    einige wenige ggfls. durch injektion mit z. b. salzsäure.


    selbst hatte ich bereits vergiftungen (protopalythoa) mur durch verstärktes daran herumfingern.

  • Hallo Joe,


    danke für deine Antwort. Da beruhigt ja schon mal ein bisschen. Das mit dem Stein ganz entsorgen ist dann halt so ne Sache wenn noch andere Korallen drauf sind. Aber gut, dann müssen die zur Not alle umgesetzt werden. Denke erstmal lasse ich alles wie es ist. Vielleicht beschatte ich die grünen Krusten auch ein bisschen damit sie sich nicht mehr vermehren oder besser noch langsam eingehen...


    LG Robin

  • Hallo Robin,


    Heliacus areola ist eine kleine Gehäuseschnecke, die sich ausschließlich von Krustenanemonen ernährt. Man bekommt sie gelegentlich bei Händlern, die Zoanthus importieren.


    Eine Schnecke hat bei mir in 3 Tagen 2 mittelgroße Protopalythoas vertilgt. Ich hab sie dann abgegeben, weil mir auch die Giftzwerge am Herzen liegen. Probleme mit denen hatte ich in den 8 Jahren meines Meerwasseraquarianerinnendaseins nie. (Die Schnecke hatte ich in dem Becken 'geparkt', weil ich sie eigentlich für einen anderen Zweck erworben hatte und nicht, weil ich die Krustenanemonen loswerden wollte.)


    Wenn du auch Zoanthus im Becken hast, müsstest halt ein paar Polypen separieren für die Dauer der Anwesenheit der Schnecke. Aber es ist halt eine absolut risikolose Limitierungsmethode für wuchernde Krustenanemonen. Mehr als eine Schnecke würd ich aber nicht einsetzen und die auch vorher ein paar Tage in Quarantäne behalten, damit es nicht zu einer Laichablage und (ohnehin unwahrscheinlichen) Vermehrung kommt.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Linda,


    auf die Idee bin ich noch nicht gekommen. Ich musste diese Schnecke leider einmal schon aus meinem Aquarium entfernen, hatte sie eingeschleppt und sie hat meine Zoanthus gerade verspeist. Danke fuer den Tipp!


    LG Robin

  • Hallo zusammen,


    ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass diese Korallen ihre Giftigkeit im Aquarium verlieren.
    Würde auch zu meinen Erfahrungswerten passen.
    Mir ist noch kein einziges Tier nach dem Abernten verstorben oder hatte Schlagseite und ich selber habe die auch schon mit den Fingernägeln ab geknibbelt und nehme seit etlichen Jahren Medikamente die mein Immunsystem blockieren.


    Was nicht heißen soll, dass ich Menschen dazu motivieren möchte so sorglos mit denen umzugehen, wie ich das tue.

  • Hallo,


    dem kann ich nicht zustimmen. Sicher werden sie, wenn es keinen Grund gibt keine Gifte in hohen Konzentrationen aufbauen, aber wenn sie sich bedrängt fühlen (z.B. durch einen Fisch, eine Schnecke oder eine andere Koralle) bauen sie ihre Gifte auf. Im Übrigen, sind die Vergiftungsfälle, die zuerst in den Magazinen zu lesen waren, alle in alten Becken nach Beseitigung eines Massenauftretens passiert.
    ich gebe im Grundsatz Joe recht!
    Ganz besonders spielt auch die Verfassung des betroffenen eine Rolle. Alle Vergiftungen sind bei direktem Kontakt (an Wunden oder Menmranen wie Augen) oder über Aerosole (in der Badewanne nach dem Behandeln der Steine - einatmen oder danach darin gebadet) entstanden. Also Steine lieber entsorgen als behandeln. Andererseits habe ich bereits mehrfach den Wasserschlauch nach Kontakt mit den Krusten versehentlich verkehrt herum in den Mund gesteckt und nix ist passiert.


    Die abgebildete Kruste würde ich zudem nicht zu den giftigsten zählen.


    beste Grüße


    Andre

  • Also Steine lieber entsorgen als behandeln. Andererseits habe ich bereits mehrfach den Wasserschlauch nach Kontakt mit den Krusten versehentlich verkehrt herum in den Mund gesteckt und nix ist passiert.

    Eben...
    Da sich die Krusten teilweise auch so "prima" entfernen lassen, quetsche ich die teilweise aus wie Pickel und saug danach Wasser ab, dabei kam mir durchaus schon tropfenweise Wasser in den Mund.


    Also was ich von diesen beschriebenen "Vergiftungserscheinungen" halten soll, weiß ich auch nicht.... z.B die dicken Augen, wenn sich mal wieder einer die versifften Griffel daran gerieben hat.
    Bei so einem tödlichen Gift, würde ich als Vergiftungserscheinung doch einiges mehr als Reaktion erwarten, wie z.B. Tod.
    Ich nehme an, das wir normales Nesselgift sein und kein Palytoxin.

  • Hallo,



    es ist zwar schon einige Jahre her, aber da gab es ein Becken, wo die Besitzer krank wurden, obwohl sie nicht im Wasser gespielt haben. Da wurden über den Abschäumer Gifte in die Luft abgegeben. Michael Mrutzek ist damals ganz medienwirksam (das war sogar im regionalen TV) im Ganzkörperschutz dort hin und hat das Becken von den Krusten befreit. Allerdings bestand das Becken zu 115% aus Krusten......


    Auch Michael (Mbb) hatte Probleme, aber dort gab es schon geraume Zeit keine Krusten mehr.


    Insofern wäre ich schon vorsichtig.


    LG
    Daniel

  • Hallo zusammen,


    der Fall von Dietrich Stüber, der wegen der Krusten sein Hobby aufgab, ging durch die Fachzeitschriften. Ich kenne noch einen anderen versierten Riffaquarianer persönlich, der durchaus erhebliche Probleme mit Palytoxin hatte. Die Schilderungen, auch in Foren, ähneln sich: Benommenheit, Schüttelfrost, Atembeklemmung usw.. Ich denke, da kann man normale Nesselgifte ausschließen. Nesselgifte erzeugen lokal brennende Schmerzen und wirken entzündungsfördernd. Das wird von Palytoxin-Vergiftungen nicht berichtet.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Daniel,


    sehr interessanter alter Link!! ich glaube ich habe sogar was gelernt. Und zwar merkte ein Forumsteilnehmer vor 12 Jahren an, dass es bei UV-Licht offenbar weniger Probleme gibt (rein anekdotische Beobachtung natürlich). Tatsächlich fand ich nach kurzer Recherche eine mögliche Erklärung, und zwar ist Palytoxin hochempfindlich gegenüber Licht und insbesondere UV-Licht (5 min UV-Bestrahlung --> 20-fache Abschwächung der Giftwirkung, siehe Hewetson et al., 1990). Dies könnte vielleicht bedeuten, dass in Becken mit UV-Lampe eventuell weniger Gift im Umlauf ist bzw. in der Luft oder dem Abschäumer landet (Direkte Vergiftung bei Kontakt mit den Krusten wäre natürlich immer noch möglich).


    Was meint ihr?


    LG Robin

  • Hallo, auch ich kenne mehrere Personen persönlich, die Probleme mit der Gesundheit bekommen haben. Rückenschmerzen oder grippeähnliche Symptome, die nach Entfernung der Palythoa aus den Becken nie mehr auftauchten.


    Und auch in Fällen, wo nur größerer Wasserwechsel gemacht wurde, ohne den Palythoa direkt etwas zu tun.


    LG Elena

    Elena Theys , 27374 Visselhövede, Bremer Straße 91 Meerwasseraquaristik mit Herz Seepferdchen24.de

  • Hallo zusammen,


    ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass diese Korallen ihre Giftigkeit im Aquarium verlieren.

    hallo karin,


    wenn dem so wäre, hätte ich keine vergiftungen erlitten.

  • ok, danke nochmal an Alle für den Input. Abschäumer regelmässig (in separatem/belüftetem Raum) leeren, wäre dann wohl auch eine weitere Vorsichtsmaßnahme...


    LG Robin

    hi robin,


    mag für das o. g. 115% besetzte becken gelten...!?


    ansonsten hat kein "gifttier" interesse daran, sein gift wahllos abzugeben.

  • Hallo zusammen,


    ich persönlich halte die Dunkelziffer für ziemlich hoch. Ich glaube doch, dass es einige Leute gibt, die gewisse Probleme mit Palytoxin hatten, diese aber nicht einer Palytoxin-Vergiftung zugeordnet haben, so wie Elena das beschreibt, oder einfach nach Männerart "desimulieren" ("das war doch nix", "das ist doch nicht so schlimm").


    Dass die Giftigkeit im Aquarium mit der Zeit zurückgeht, halte ich auch für eine gewagte These. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass die bekannteren Fälle die Tiere erst kurz vorher gekauft hätten. Normalerweise hält man ja mit sowas nicht hinter den Berg, eher "da habe ich mir die neu gekauft und prompt hat es mich erwischt". So klang das aber bislang gar nicht. Bei Dietrich Stüber war es sogar so, dass die Vergiftungen in der Stärke zugenommen haben, was aber eher auf eine zunehmende Reaktion der Person auf das Gift zurückgeführt wurde.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Ich glaube doch, dass es einige Leute gibt, die gewisse Probleme mit Palytoxin hatten, diese aber nicht einer Palytoxin-Vergiftung zugeordnet haben,

    so ist es.


    auch ich habe die ersten jahre meine fieber und schüttelfrostanfälle immer auch einen "grippalen effekt" geschoben, bis der bericht von MM im umlauf war.


    als es dann wieder passierte und ich 1 + 1 zusammen zählen konnte, fiel es mir wie schuppen aus den haaren.


    braucht halt manchmal seine zeit.


    kamm auch nur alle paar monate, also in großen abständen vor.

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