Hallo,
bei den Diskussionen über die Ursachen für Cyanoplagen in unseren Aquarien wurden ja zumeist überhöhte Nährstoffkonzentrationen durch vermutete Phosphatdepots im Bodengrund etc. oder Stickstoffquellen durch Gammelstellen genannt. Weiterhin tauchen auch immer wieder Theorien zu einem gestörten Verhältnisse zwischen den Nährstoffen auf, wobei hierzu bisher zwar klargestellt wurde, dass das gern angeführte "Redfield-Verhältnis" nicht einfach übertragen werden kann, andere Verhältniszahlen aber nicht eindeutig definiert wurden.
Diese Erklärungsansätzen habe ich im Hinblick auf eigene Beobachtungen und auch diesen Theorien widersprechende Ergebnisse einzelner wissenschaftlicher Untersuchungen mehrfach bezweifelt. Es hat sich ja gezeigt, dass von neueingerichten Aquarien weit mehr berichtet wurde als von stabil laufenden alten Becken; es ist zudem regelmäßig zu beobachten, dass bei miteinader in einem Wasserkreislauf verbunden Aquarien die Plagen nur in einzelnen Becken auftreten (trotz identischer, möglicherweise gestörter Wasserverhältnisse) und eben auch aufgrund früherer Versuche vor Jahren mit Wilkens.
Nun ist mir hierzu heute ein interessanter Zeitungsbericht aufgefallen. Demnach wurden seit kürzerer Zeit Massenvermehrungen von sogenannten "Burgunderblutalgen" im Bodensee festgestellt, die hier bisher nicht vorkamen. Bei diesen "Algen" handelt es sich in Wirklichkeit um Cyanobakterien der Ordung Oscillatoriales, die früher als Oscillatoria rubescens bezeichnet, inzwischen als Gattung Planktothrix rubescens bestimmt wurden. Zuvor war deren Auftreten nur aus einzelnen nährstoffarmen Gebirgsseen bekannt.
Interessant für uns ist in diesem Zusammenhang, dass vom Bodensee durch Gewässerschutzmaßnahmen ein extremer Rückgang der Nährstoffverhältnisse berichtet wird, mit der Folge, dass die Fischer einen starken quantitativen Schwund des Fischbestandes beklagen und künstliche Aufdüngung des Sees fordern. Der Nährstoffmangel zeigt sich in einem dramatischen Rückgang der Planktonkonzentrationen, damit der Futterquellen für die Fische und nun im Gefolge in der Massenvermehrung der Cyanos.
Auch wenn es sich hier im Süßwasser handelt, so müssen wir realisieren, dass die äußerst anpassungsfähigen Oscillatoriales auch zu den Hauptverursachern unserer Plagen gehören und Empfehlungen zur Nährstoffreduzierung in vielen Fällen möglicherweise genau in die verkehrte Richtung weisen!!! Dies erklärt auch, warum Cyanoplagen nach dem Minimieren oder gar vorübergehenden Aussetzen der Abschäumung nach meinen Empfehlungen bei einigen Betroffenen zum Erfolg geführt haben.
Gruß
Bernd