Hallo Ihr,
ich wollte mich kurz vorstellen, da ich neu im Forum bin.
Ich heisse Robin, bin 35 Jahre alt und war in meiner Kindheit und Jugend begeisterter
Süsswasser-Aquarianer. Nun besitze ich seit Anfang des Jahres ein neues EHEIM incpiria marine 300 Aquarium
(100 x 65 x 55 cm, mit 4 Standard-Leuchtstoffröhren EHEIM marine power Hybrid, ca. 17 000 K, Aqua Medic
Abschäumer, 2 Strömungspumpen) und habe mir damit quasi einen Kindheitstraum
erfüllt...
Obwohl es mir unendlich viel Spass macht und momentan auch fast
meine ganze Freizeit drauf geht, habe ich leider offensichtlich auch noch
einige Probleme mit meiner Beckenchemie/biologie und suche daher euren Rat
(sorry für den folgenden langen Text, will aber möglichst alles gut beschreiben).
Mir ist bewusst, dass mir einige Fehler (s.u.) unterlaufen sind, ich bin aber
ein lernfähiger Mensch und mache dieselben Fehler selten zweimal
Leider war meine Einlaufphase notgedrungen schon suboptimal
und verkürzt, da ich den Bestand eines Freundes übernahm, der sein Becken
aufgab. Zum Zeitpunkt der Übernahme war es schon recht verwahrlost und im
Prinzip waren einige Korallen schon veralgt oder am sterben, von daher war Eile
angesagt. Er machte mehrere Jahre (+5) quasi nix am Becken, keinen
Wasserwechsel, keine Ca-Zugabe etc, nur Verdunstungswasser aufgefüllt. Sein
400L Becken mit Deep-Sand Boden (und Caulerpas im Technik-Becken, kein
Abschäumer) lief erstaunlicherweise bis fast zum Schluss sehr stabil und auch
die Korallen gediehen prächtig. Erst gegen Ende bekam er zusehens Probleme.
Wasserwerte hat er nicht gemessen, kann ich also nichts dazu sagen.
Ich habe mein Becken nach Ankunft befüllt (Salz: Aqua Medic
Reef Salt, Wasser zur Hälfte Osmosewasser, die andere Hälfte Leitungswasser, leider
mein erster Fehler, da ich erst nachher rausfand dass recht viel Nitrat im
Leitungswasser drin ist, ca. 25 mg/L) und mit ein paar Kilo Lebendsteinen beimpft.
Nach Abklingen des Nitritpeaks, setzte ich rasch erste kleine Caulaestra
Ableger aus seinem Auqarium hinzu, welche prächtig aufgingen (s. Foto 1). Ein
paar Tage später dann nach und nach alle anderen Korallen (Lederkorallen,
Hornkorallen, einige große Caulaestra furcata (blau und neongrün),
Kupferanemone, Kristallkoralle, Froschlaichkoralle, Montipora) da sie drohten
sonst abzusterben bzw überwuchert zu werden. Allen Korallen + Anemone schien es
Anfangs in meinem Becken sehr gut zu gehen, v.a. die Caulaestras blühten
richtig auf. Kurze Zeit später habe ich dann seinen Tierbestand (ja Korallen
sind auch Tiere, ich weiss J)
übernommen (5 Fahnenbarsche, 1 Spitzkopfkugelfisch, 3 Kardinalsbarsche, 1 Zebraschleimfisch,
2 falsche Anemonenfische, 2 Putzerlippfische, 2 gestreifte Zwergkaiser,
Einsiedler, paar Schnecken, 1 Scherengarnele). Vermutlich etwas grenzwertig für
das Aquarium und ich überlege mir ein paar Tiere abzugeben. Allerdings
harmonieren sie sehr gut, und es gibt eigentlich nie größere Rangeleien.
Erwartungsgemäß hatte ich dann noch typische Algenprobleme der Einfahrphase,
was sich mittlerweile grösstenteils gelegt hat. Nur mit Schmieralgen (v.a. rote
Cyanos und auch braune) habe ich nach wie vor grössere Probleme (siehe auch
Fotos). Dies habe ich vermutlich aus seinem Becken vererbt bekommen, da auch er
mit diesen zu kämpfen hatte.
Nun aber endlich zu meinem Hauptproblem: Seit mehreren
Wochen geht es mit meinen Caulaestras steil bergab, kleine Ableger sind schon
abgestorben, die großen hängen alle mehr oder weniger schwer in den Seilen ;(,
auch meiner Kupferanemone geht es mies (hab noch 2 Ableger, davon geht es einem
gut, der andere ist mittlerweile verendet, vielleicht auch von den dauerablaichenden
Anemonenfischen totgekuschelt). Das Gewebe der Caulaestras zieht sich immer
weiter zurück, und ist meist völlig eingeschrumpelt, die ersten 10 Wochen ca. waren
sie voll aufgepumpt. Teilweise lösen sich die Polypen auch direkt vom Skelett
ab und fallen ins Wasser. Allen andren Tieren (Fische, Krebse, Schnecken, aber
auch Euphyllia, Weich/Leder/Hornkorallen, Ricordea yuma+florida, Kristallkoralle, Hammerkoralle etc.) geht es
prima. Die Caulaestras sind auch an ganz verschiedenen Stellen platziert,
Boden, Mitte, ganz oben, schwache bis mässig starke Strömung, sodass ich Licht
oder Vernesselung durch andere Korallen/Anemonen ausschliessen mag. Von Fischen
etc. werden sie auch nicht nennenswert belästigt. Ich habe zudem eigentlich
alle wichtigen Wasserwerte schon seit Wochen im Blick,
momentan sieht es so aus:
pH: abends. 8.0, morgens 7.6 (pH Elektrode) (war
zwischenzeitlich morgens auf 7.4 unten, hab dann vor kurzem KH von 6,5 auf 9 erhöht
und damit auch pH)
KH: 9 (Sera) [vor kurzem erhöht, siehe bei pH]
Ca: 460 (Sera) [war zwischenzeitlich über 500, vermutlich auch
dem niedrigen pH geschuldet?]
NO2/NH3: nn
NO3: ca. 12 mg/L (Macherey-Nagel) [war durch Leitungswasser schon
bei ca. 20-25 mg/L, durch mehrere 30 L Wasserwechsel alle 2 Wochen mit
Osmosewasser geht die Tendenz klar nach unten, fällt hoffentlich noch bisl
weiter]
PO4: ca. 0.2 mg/L (Tropic Marin und Machery-Nagel)
[zwischenzeitlich war der Wert sehr viel niedriger, s.u.]
Dichte: 1.0235 bei 25 °C (war bei jeder Messung zwischen
1.022 -1.024, Temperatur zwischen 24-27 °C)
30L Wasserwechsel alle 2 Wochen (seit ca. 10 Wochen)
Sonstige benutzte Produkte:
Easy Life Filtermedium, Aktivkohle, Red Sea Coral Pro Salz
(im Wechsel mit dem Aqua Medic), Therap + Nite out immer mal wieder nach
Anweisung dosiert (gerne mehr Infos auf Rückfrage), UnterwasserSekundenkleber
Vor kurzem stellte ich fest, dass der pH mit Eletrode
bestimmt recht niedrig ist, davor mit Sera Tröpfchen Test leider nur
unzureichend abschätzen können. Daher KH erhöht (s.o.) und Abdeckung teilweise
geöffnet für bessere Luftzufuhr sowie Strömungspumpe auf Oberfläche gerichtet.
pH aber immer noch etwas zu niedrig für meinen Geschmack. Leider kann ich die
Abschäumer-Luft nicht von aussen zuführen, um die CO2 Übersättigung besser zu
bekämpfen...
Leider wurde ich anfangs zudem auch von einem alten Sera PO4
Test beschissen, der wohl nicht mehr gut war. Habe dadurch ständig erhöhte PO4
Werte gemessen, was mich dazu veranlasste (zu) viel PO4-Adsorber ins Technikbecken
zu packen. Irgenwann wurde ich stutzig und vor ca. 3 Wochen kaufte ich dann neue
Tropic Marin und Macherey Nagel PO4 Tests und konnte PO4 quasi nicht mehr nachweisen.
Ich dachte daher, dass PO4-Mangel der Grund für das Sterben sein könnte. Also
allen Adsorber raus und kräftig gefüttert. Half nix, aus Panik daher vorsichtig
über mehrere Tage PO4 nachdosiert (nach Armin Glasers Anleitung im Buch
Meerwasserchemie). Mittlerweile Wert bei 0.2. Dennoch bisher keine Verbesserung
bei den Korallen. Zwischendurch hatte ich auch Spurenelemente, Jodid, und Bromid nachdosiert, half auch nix.
Hat irgendwer noch ne Idee was den Korallen fehlen könnte
bzw, was ich noch versuchen kann (könnte jeden Tag heulen wenn ich die
Korallenstöcke sehe)? Mache ich irgendwelche groben Fehler? Oder ist es einfach
zu früh für Steinkorallen? Caulaestras sollen ja eigentlich recht robust
sein... Mein einzige verbliebene Idee sind die miesen Cyanos (siehe Bilder),
die sich bei manchen (aber nicht allen) Caulaestras in die Zwischenräume
quetschen und ja manchmal auch Toxine produzieren. Sonst bin ich mit meinem
Latein aber am Ende... Danke schonmal für eure Gedanken!
LG Robin
Fotos:
1. Caulaestra kurz nach Einsetzen ins Becken
2 -4: momentaner Zustand der Caulaestra
Foto 5: Euphyllia und Bäumchenweichkoralle (scheinen ok zu sein, so wie andere Korallen ausser Caulaestra auch)