Ein Riffaquarium ohne Futter

  • Hallo Hajo,


    ich betreibe seit mehr als 15 Jahren Becken ohne Abschäumung aber nicht ohne Fallrohr. Ich halte den Gasaustausch zumindest über ein Fallrohr für notwendig. Alleine auf eine (oder mehrere) Strömungspumpe(n) würde ich mich nicht verlassen. Wie geschrieben, bei Nacht atmet der gesamte Besatz, alle Algen, alle Bakterien. Da muss man nicht unnötig Sauerstoffdefizite in Kauf nehmen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Ich halte den Gasaustausch zumindest über ein Fallrohr für notwendig.


    Hallo Hans-Werner,


    meine Becken laufen ohne Abschäumer und ohne Technickbecken. Lediglich Strömungspumpen und ein Oberflächenabzug sorgen für Oberflächenbewegung. Das Anemonenbecken ist sogar flächig abgedeckt. Einen Hinweis auf Sauerstoffmangel hatte ich noch nie.
    Es mag anders sein, wenn das Becken plötzlich umgestellt wird. Wenn man es aber von vornherein so praktiziert, funktioniert es.


    Grüße
    Ingrid

  • Hallo Hans-Werner,


    ein Fallrohr ist natuerlich auch eine Möglichkeit. Vor ein paar Jahren habe ich den Sauerstoffgehalt mit knapp unter 7mg/l bei 24 Grad und einer Dichte von 1.0225 gemessen, und fand das absolut nicht grenzwertig. Tagsüber. Leider nicht in der Nacht ueberprueft und auch einmalig, da das Gerät nur zu Testzwecken in unserer Runde herumgereicht wurde. Ein Ausfall der Pumpen kann entweder durch einen technischen Defekt entstehen oder durch Stromausfall. Im ersteren Fall wuerde das nur eine Pumpe bedeuten, im anderen Fall die Hoffnung auf die schnelle Wiederherstellung des Netzes. Das wuerde allerdings auch den Abschaeumer betreffen. Die laengste Stromunterbrechung hatten wir vor zig Jahren mit einer Dauer von 25 Minuten. Ohne nennenswerten Schaden fuer die Tiere. Den Abschaeumern kann ich dennoch etwas abgewinnen, da ich ja früher eine enge Verbindung zu Erwin Sander hatte. Bei dieser Naehe blieb mir eigentlich nichts anderes übrig. :grinning_squinting_face: Als Ergebnis standen schließlich 2x1,80m Röhren neben meinem grossen Becken. Bei dem Stoffwechsel der Großkaiser war das Pflicht. Hier sprechen wir aber von einem kleinen 350l Aquarium, wo optisch mittlerweile der Korallenwuchs die Regie übernommen hat und nicht mehr die umgebende Wassersaeule. Ein Sauerstoffdefizit mit diesem Ergebnis nehme ich gerne in Kauf. Ich hege die Vermutung, eigentlich bin ich der Meinung, dass in dem vorhandenen Milieu mittlerweile eine sich mit der Zeit gebildete und gefestigte Bakterietaet die Regie uebernommenen hat, und zumindest einen grossen Teil der Wasserhygiene fest im Griff hat. Anders kann ich mir die Stabilität nicht erklären. Die Nährstoffe befinden sich stabil im moderaten Bereich. Die wenigen Fische sind kerngesund, weisen keinerlei Belaege auf. Hoechstens einmal, wenn sie von Erkundungen des Korallengestruepps zurueck sind. Dann hat das weniger mit Bakterien zu tun, als mit Stiften von Nesselzellen. Auch eine 3-4 woechige Urlaubsvertretung (Nachbar, Laie) kann hier keinen Schaden anrichten. Auf das anschließende Scheiben saeubern freuen sich dann allein nur die Fische. :]
    Es muss sich ja nicht jeder mit dieser Methode anfreunden. Aber sie ist eine beherrschbare Alternative im Rahmen einer kontrollierten Pflege.
    Gruss
    Hajo

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    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo zusammen,


    eine Sauerstoffmessung am Tag ist natürlich sinnlos, wenn man die Sauerstoffkonzentration am Tiefstpunkt vor dem Einschalten der Beleuchtung erfassen will.


    Ein Oberflächenabzug ist letztendlich auch eine Art Fallrohr, bewirkt also einen gewissen Gasaustausch. Natürlich ist die nächtliche Sauerstoffzehrung auch vom Besatz abhängig. Hier wird es dann scheinbar paradox, denn je mehr Korallen und je höher somit die Sauerstoffsättigung am Tag, umso mehr kann sie in der Nacht absinken. Jedenfalls haben wir keinen solchen Puffer wie das Meer, wo große Wassermengen nahezu ohne eine Sauerstoffzehrung und mit hohem Sauerstoffgehalt zur Verfügung stehen. Ich würde mich nicht nur auf die Optik verlassen. Stress kann auch unsichtbar auftreten. Unsere Aquarien sind relativ zum Wasservolumen völlig unnatürlich dicht besetzt und somit ist die potentielle nächtliche Sauerstoffzehrung hoch. Alleine das lässt mich schon skeptisch gegenüber solchen Argumentationen sein.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,
    falls nach Deiner Meinung unbemerkter Stress vorhanden sein sollte, koennen die Tiere aber sehr gut damit umgehen oder es besonders gut verstecken! Ich werde mich mal um ein Sauerstoffmessgeraet bemuehen. Vielleicht gibt das ja bessere Aufschluesse, als jede Theorie. Ich könnte es ja verstehen, wenn das Wachstum karg oder absonderlich schlecht waere. Im Gegenteil, über die vielen Fragmente freut sich (noch) immer mein Händler. Fotos habe ich ja bereits genug in die verschiedenen Texte gestellt. Erzwungenermassen gibt es jetzt noch ein groesseres Becken, weil das jetzige aus allen Nähten platzt.
    Gruss
    Hajo

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  • Hallo Hajo,


    das wäre super, wenn Du das mit dem Messgerät schaffen würdest.


    Die Tiere sind unterschiedlich empfindlich gegen verringerte Sauerstoffgehalte. Acropora und viele Fische sind recht empfindlich. Wenn ich das richtig sehe, zeigen Rifffische nicht das für Süsswasserfische typische Verhalten, dass sie bei Sauerstoffmangel unter der Oberfläche stehen. Ich habe den Eindruck, Rifffische verkriechen sich dann eher. Beim Wachstum von SPS spielen noch sehr viele andere Faktoren eine Rolle, allen voran die Phosphatversorgung.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    es ist jetzt einige Zeit vergangen. Ich habe mich in der Zwischenzeit bemüht, ein elektronisches O2-Messgeraet zu besorgen. Eigentlich war ich fest davon überzeugt, bei den Händlern meiner Umgebung fündig zu werden. In deren privaten Fundus. Leider war das ein Wunschdenken. Bis auf ein einzelnes Angebot kamen alles Absagen. Das Angebot taugte allerdings auch nicht viel, da das Gerät seit Jahren nicht mehr kalibriert wurde, und somit für messtechnische Zwecke untauglich. Es blieb nur noch die Messung mithilfe der Tropfmethode. Ich besorgte mir den JBL-Test. Der Test zeigt auf der Farbkarte tagsüber einen Wert zwischen 7 und 8, und frühmorgens, noch bei Dunkelheit, einen Wert zwischen 6 und 7. Es gibt zwar den Unterschied in den Tag- und Nachtwerten. Als eine signifikante Groesse wuerde ich das nicht ansehen. Über die Genauigkeit des Testes, auch im Vergleich zu den elektronischen Geräten, kann ich mir kein Urteil erlauben, da er mir bis dato unbekannt war und jetzt nur mein Notnagel ist.
    Gruss
    Hajo

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  • Hallo Hajo,


    ein Bekannter hat gerade jetzt vor einer Woche durch eine für max. ca. 12 Stunden stromlose Anlage, ich glaube ein FI war schuld, ca. 50% seines nicht gerade üppigen Fischbesatzes verloren. Überlebt haben Riffbarsche einschließlich Anemonenfische. Er ist ein sehr versierter und sehr langjähriger Meeresaquarianer. Auch er kam nach diesem Ereignis zu dem Schluss, dass der Sauerstoffbedarf der meisten Rifffische sehr hoch ist, sehr viel höher als der Sauerstoffbedarf der meisten Süßwasserfische. Ich bin durch eine ähnliche Katastrophe mit genau dem gleichen Ausgang, ebenfalls bei sehr geringem Fischbesatz, zum gleichen Ergebnis gekommen. Rifffische überleben die Unterbrechung von Umwälzung und Gasaustausch nur für kurze Zeit. Das ist für mich der Grund, hier nachdrücklich auf die Wichtigkeit des Gasaustausches hinzuweisen. So ganz haben mich Deine Argumente und Ergebnisse noch nicht überzeugt.


    Gruß


    Hans-Werner


  • Hallo Hans Werner


    Du hast vollkommen Recht. Die verkriechen sich ! Warum sollte ein Meerwasserfisch an die Oberfläche gehen, er kennt das nicht, lebt im Schnitt viel tiefer und das der Ozean plötzlich mal weniger Sauerstoff hat das kam in letzter Zeit so selten vor das die sich da nicht drauf eingerichtet haben. Süßwasserfische haben dagegen eine andere z.T. viel schneller ändernde Umwelt und haben sich zum Teil dran angepasst.

  • Hallo Hans-Werner,


    dass vielleicht meine Ergebnisse nicht optimal und meine Argumente nicht unbedingt überzeugend sind, weiss ich ja selbst. Ich sperr mich doch in keiner Weise gegen deine Argumente, da ich ja für diesen Zweck selbst Abschäumer in Betrieb habe. Ist übrigens nachzulesen. Ich bin bei meinen Beobachtungen immer davon ausgegangen, daß es ja nicht so falsch sein kann, wenn nicht nur die Korallen wachsen und die Fische keinerlei Merkmale von Sauerstoffmangel zeigen, sondern Muscheln, Seescheiden (sporadisch) und Schwämme gedeihen. Auch die Garnelen sind putzmunter. Und das alles nicht seit gestern. Bei den gemessenen O2-Werten eigentlich zu erwarten. Es ließen sich also keine Anomalitäten weder im Korallenwuchs noch bei der Atmung der Fische feststellen. Wenn es sich anders verhalten hätte, wäre ich diesen Weg bestimmt nicht weiter gegangen. Das kannst du mir schon glauben.
    Als Untermauerung deiner Kritik führst du in einem anderen Beispiel zum Thema Sauerstoffunterversorgung, den Kollaps nach einem Stromausfall an. Natürlich ist das ein Argument. Es betrifft aber beide Varianten. Diejenige ohne Fallrohr und diejenige mit. In beiden Situationen steht man dann auf dem Schlauch. Es sei denn, man hat eine Notstromversorgung.


    Gruß
    Hajo

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    (Mark Twain)


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  • hallo,


    ich hatte einen stromausfall für 3 stunden, den ich nicht mitbekommen habe, der kostete mich ein zwergkaiserpäärchen (ist im riffbau verendet), 2 putzer und 1 riffbarsch lagen bereits in der horizontalen und hätte man mit der hand einfach herausnehmen können, so benommen waren die.


    ich habe die strömung angeschaltet und vorrübergehend einen auströmerstein mit luftpumpe unter einer der strömungspumpe plaziert, so das die pumpe feinste luftblasen im aquarium verteilt.


    die bereits ledierten fische erholten sich glücklicherweise rasch wieder.


    die sauerstoffsättigung nimmt auch mit zunehmenden salzgehalt ab, gegenüber süsswasser.


    ohne abschäumer und nur durch oberflächenbewegung wäre mir zu heikel und risikobehaftet

  • Hallo alle,


    ich glaube ohnehin auch, dass der Hauptefffekt des Abschäumers am Gasaustausch liegt. Sicher wird er auch einige Stoffe ausschäumen, aber das ist relativ wenig. Der Einfluss eines "Rieselfilters"(= Fallrohr) ist bedeutend, denn bestimmte Süßwasserfische ließen sich in den 1990-ern erst züchten, nachdem dadurch der Sauerstoffgehalt im Wasser erhöht wurde.


    Bezüglich der Fischverluste habe ich schon mehrfach geschrieben, dass gesunde Becken einen bis 8-stündigen Stromausfall wegstecken müssen. Erst dann beginnen annaerobe Reaktionen zu dominieren, da wo ein Sauerstoffmangel eher eintritt stimmt etwas nicht (Faulstellen, schlechte Ströminmg, hohe Becken, geringe Oberflächen). 2002 hatte ich beim Hochwasser in Sachsen fat 3 Tage Stromausfall und nicht einen Fisch oder Wirbellosen verloren (12 Fische auf 500 Liter). Ich habe aber auch alle 3 - 4 Stunden mit einem Teller Stömung gemacht. Aber auch sonst kenne ich in allen meinen Becken keine derartigen Verluste.


    beste Grüße


    Andre´

  • Hi Andre


    Wir hatten mal den Fall das Ein Bagger die Hauptleitung erwischt hat. Das 30tsd Becken in der Flora war nach 8 Std noch soweit ok ein paar Auströmersteine hab ich nach 8 Std rein und die hielten dann auch noch 4 Std ohne das was passierte in der Fischanlage selbst war dies bereits nach 3 Std. nötig Nach 12 war der Saft wieder da. Ausfälle hätte es aber gegeben wenn wir nicht eingegeriffen hätten


    Also in Münster damals der Eissturm war sind die meisten Becken auch nicht am Sauerstoff sondern an der Temperatur kaputtgegangen, da ja die Heizungen auch nicht mehr funktionierten.


    Gruss

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