Mein Mittelmeerbecken aus Ligurien

Liebe Marubisfreunde, liebe Meerwasserliebhaber ,

ich möchte euch heute meine Mittelmeeraquarien vorstellen. Zunächst möchte ich aber meine Freude darüber ausdrücken, wie viele Beiträge hier bereits zur mediterranen Aquaristik verfasst wurden und darüber, dass es doch einige Freunde dieser besonderen Art unseres salzigen Hobbys gibt .

Zu meiner Person: Ich bin 44 Jahre alt und lebe in Niederbayern. Mein erstes tropisches Meerwasseraquarium habe ich mir bereits mit 16 Jahren eingerichtet. Nach meinem Studium habe ich die Bewohner meines Riffbeckens an befreundete Aquarianer verschenkt, da mir die Pflege in den Anfangsjahren meiner Berufsausbildung zu aufwändig war. Jahrzehntelang konzentrierte ich mich dann auf die Gestaltung von Süßwasser-Landschaftsaquarien mit dem besonderen Konzept, dass ich ausschließlich Tiere und Pflanzen vergesellschaftete, die auch in ihrem Biotop gemeinsam leben Hier ein Link zu meinen damaligen Werken: http://www.italorider.de/5.html

Seit wenigen Jahren habe ich endlich meinen Kindheitstraum realisiert und "das Meer selbst mit nach Hause gebracht". Meine Idee dabei war 100% des Aquarieninhalts selbst zu sammeln bzw. zu fangen und so einen wirklichen Ausschnitt des Meeres in meinem Wohnzimmer zu haben. So ist im dem nun vorgestelltem Aquarium alles, der Sand, die LS, die Lebewesen und sogar das Wasser des Erstbesatzes aus Ligurien!

Zu den technischen Eckdaten: Das Becken ist ein 190 Liter Trigon, ein Eckaquarium mit gerundeter Frontscheibe. Die Strömung erzeugen zwei 1000 l/h Strömungspumpen, von denen die eine über einen leeren Außenfilter läuft, in den ich im Bedarfsfall Filtermedien, wie Aktivkohle oder Zeolith, einsetzen kann. Beleuchtet wird mit 2 bzw 3 LifeGlo Leuchtstoffröhren (die Beleuchtung ist bewusst gering ausgewählt und lässt die krustenbildenden Rotalgen sehr gut gedeihen). Nachts lässt ein Mondlichtspot das Plankton steigen. Ein magischer Anblick! Da das Aquarium bei mir im Wohnzimmer steht ist eine Kühlung unumgänglich! Sie erfolgt über vier Ventilatoren der Hobby V4- Anlage, die recht leise läuft und über einen Thermostaten (JBL Cool Controll) gesteuert wird. Sie hält die Temperatur bei 22 Grad. Abgeschäumt wird durch einen Sandersabschäumer mit altbewährtem Lindenholzausströmer. Das verdunstete Süßwasser wird von einer Aqualight-Wassernachfüllanlage zuverlässig ergänzt. Die Technik habe ich in die LS integriert, dass sie von außen kaum sichtbar ist. Gefiltert wird ausschließlich biologisch über eine Miesmuschelkolonie und diverse Röhrenwurmarten. Als netten Gag habe ich einen mp3-Player mit Meeresrauschen integriert, der die Geräusche der Kühlung fast neutralisiert.

Zur Einrichtung Die Einrichtung besteht ausschließlich aus Sand und Lebendgestein- beides aus Ligurien gesammelt. Das erste Meerwasser habe ich ebenfalls von dort mitgebracht und somit die Einlaufphase komplett umgangen. Die filternden Miesmuscheln haben sich nach kurzer Zeit ihren Platz gesucht und sich mit ihren Byssusfäden verankert, damit haben sie die Steine auch fixiert.

Zu den anderen Bewohnern: Neben den Pferdeactinien Actinia equina sitzen vor allem Wachsrosen (Anemona viridis -bewusst an schattigen Plätzen gesammelt- keine rosa Tentakelenden) und Ringelrosen (Actinia cari-nachtaktiv) auf den LS. Im Vordergrund stehen Schraubensabellen (Sabella spallanzani) die in den letzen Monaten deutlich gewachsen sind und sich prächtig gefärbt haben. Viele LS sind überzogen von den Röhren der Kalkröhrenwürmer (vermutlich Protula tubularia). Die gesamte Einrichtung ist verziert mit dem winzigen Porthörnchenwurm (Spirorbis spirorbis). Dazwischen sind immer wieder Wurmschnecken (Lementina arenaria) und rote Seescheiden (Halocynthia papillosa). Viele Felsküsteneinsiedler (Clibanarius erythropus) turnen im Becken umher und halten die Algen in Grenzen. Interessanterweise säubern sie auch die Röhren der Schraubensabellen von Bewuchs!!! Vereinzelt leben Bunte Einsiedler (Calcinus tubularis) in leeren Wurmschneckenröhren.
Vor allem nachts sind Käferschnecken (Chiton sp.) auf den Steinen unterwegs. Fleißige Algenvertilger sind diverse Schneckenarten, die sich gut vermehren. Nachts finden sich auf einige Nacktkiemerschnecken im Becken.

Ich finde auf einem Video kann man die Dynamik des Aquarium am besten sehen, darum hier ein winziger Videoausschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=TAsOZ3gExls

Ich wünsche Euch allen einen wunderbaren Tag und freue mich über einen interessanten Gedankenaustausch!

Mittelmeergrüße, Fuji

Deine "Empfehlungen" kamen ja unglaublich schnell! Ich liebe Blennies! Mache mir nur sorgen, dass sie sich eventuell an meinen zarten Kalkröhrenwürmern vergreifen könnten. Was meinst Du dazu?

Ich hatte an den Besatz mit Lipophrys pavo gedacht...

Ich wünsche Dir eine herrliche Zeit an der istrischen Küste!

Mittelmeergrüße- leider nicht vom Meer, sondern aus Niederbayern, Fuji

PS: Du hast wirklich wunderbare Fotos gemacht!

Elisabeth, Dein wunderschöner Einsiedler ist tatsächlich ein Calcinus tubularis, also die gleiche Art, wie meiner. C. tubularis bewohnt auch gerne Schneckenhäuser aber als einer der wenigen Einsiedler eben auch Röhren der Wurmschnecken.
Übrigens hast Du den Kleinen hervorragend abgelichtet! Toll!

@Harold: Ganz lieben Dank für Deine Fischempfehlungen!!! Ich werde Ende Oktober wieder an den gleichen Ort in Ligurien fahren und habe schon kleine Fangreusen aus PT-Flaschen vorbereitet. Dann werde ich auch noch Palaemon elegans für's Becken mitbringen.

Zu den Sabella spallanzanii: Ich denke die Mischung macht's bei mir: Ich wirble alle zwei Tage den Bodengrund etwas auf, habe keinerlei mechanische Filterung UND: Mein Abschäumer ist bewusst sehr klein. Es handelt sich um einen Sanders Piccolo, der verhältnismäßig wenig abschäumt (auf dem Bild unten ist er noch in der Einlaufphase. Kurz danach hab ich ihn höher gehängt, damit er trocken abschäumt). Außerdem wimmelt es bei mir von Plankton. Hier ein Bild das ich von einem an der Scheibe sitzenden Organismus (ca 2mm Durchmesser) machen konnte.
Die Sabellen erwischen natürlich auch noch Futterreste der Einsiedler. Zusätzlich füttere ich einmal die Woche Staubfutter in ganz geringer Dosierung. Fakt ist, dass die kleinsten Sabellen mittlerweile schon fast doppelt so groß sind, wie am Anfang und auch die Kalkröhrenwürmer ihre Röhren enorm erweitert haben.

Viele Mittelmeergrüße, Fuji

So haben sich meine Schraubensabellen in 2,5 Monaten entwickelt (vorher/jetzt). Auch die krustenbildenden Rotalgen haben sich wunderschön gefärbt. Nebenbei haben die Anemonia viridis sich auch vermehrt.

Hallo Elisabeth, vielen Dank für Deinen Hinweis über unsere Calcis. Die beiden würden also ein gutes Paar abgeben
Calcinus tubularis ist in der Gegend um Cinque Terre sehr häufig. Muss mal sehen, ob ich bei meiner nächsten Fangreise Ende Oktober auch ein Männchen erwische. Die Fütterung der sessilen Tiere ist nicht unbedingt einfach. Ich musste die LS natürlich so positionieren, dass ich die Krebse mit der Pinzette füttern kann.

Viele Mittelmeergrüße, Fuji

@ Elisabeth: Mit den Korallen in meinem tropischen Riffbecken hab ich die Fütterung natürlich auch immer über die Pipette erledigt. Bei den Carcis muss natürlich wegen fester Nahrung die Pinzette herhalten. Problematisch ist übrigens die Konkurrenz durch die C. erythropus, die recht rabiat versuchen den C. tubularis ihr Futter wegzunehmen. Wünsch Dir einen schönen Abend!

@ Caren: Freut mich riesig, dass Du "neidisch" bist Ich finde es so toll, wenn sich jemand für ein Mittelmeerbecken begeistert, den bei vielen Leuten muss es immer möglichst kunterbunt zugehen und ohne "Nemos" geht nichts.

Viele Mittelmeergrüße, Fuji

erstmal vielen Dank für's Kompliment! Die Rückwände sind Granitsteinatrappen aus Hartschaum, die von der Firma Juwel geliefert werden. Meine Anemonen nehmen sie dankbar als Untergrund und sie sind übersät von den Röhren des Posthörnchenwurms. Da sie sehr leicht zu bearbeiten sind habe ich darin meine Wasserstandsregulierung, sowie den Mondlichtspot integriert. Ebenso sind alle Strömungsgeräte, sowie der Abschäumer daran befestigt.

Hier der Link zur Rückwand:
http://i.ebayimg.com/05/!BY6fi…Llz,uWBKkGp9VI6!~~_12.JPG

Viele Mittelmeergrüße, Fuji

@Wolfgang: Back to Nature habe ich in einigen Süßwasseraquarien auch noch. Die Juwelrückwand in meinem Ligurienbecken wurde übrigens (noch) nicht von meinen Kletterseeigeln zerstört. Sie weiden sie ganz vorsichtig ab.
Dietmar: Wie schön, dass auch Dir ein Mittelmeerbecken gefällt. Sowas freut mich ungemein! Du kannst in die Juwelrückwand jede Art von Dekoration oder Technik stecken. Ist sehr (!) robust! Die Außenhaut ist hart (und daher wahrscheinlich von den Kletterseeigeln verschont geblieben @Wolfgang). Du kannst sie mit einem scharfen Cutter durchtrennen. Der Hartschaum darunter ist nun sehr leicht zuzuschneiden. Ich bin begeistert von den Rückwänden. Da es diese in den verschiedensten Struckturen und Farben gibt ist bestimmt für Deine Zwecke auch etwas dabei.

Viele Mittelmeergrüße, Fuji

Hallo Caren,

ich hatte bei meinem ersten (Versuchs-) Mittelmeeraquarium große Algenprobleme! Der Aufbau bestand lediglich aus Meeressand und Totgestein. Außerdem war das Becken deutlich überbesetzt. Egal, was ich gemacht habe, ich wurde die Algen (Fadenalgen, Cyanos) in diesem Becken nicht mehr los.

Der Schlüssel war ein kompletter Neuaufbau auf der Basis von Lebendgestein. In meinen beiden Ligurienbecken, die ausschließlich Meeressand (den ich wegen der darin lebenden Organismen feucht transportiert habe) sowie LS enthalten und in denen momentan (noch) keine Fische leben sind keinerlei unerwünschte Algen (obwohl das kleinere von beiden keinen Abschäumer besitzt). Zusätzlich ist die Beleuchtung für ein MW-Becken extrem schwach (Beim 190er z.B. 3 25 Watt Life-Glo-Röhren). Außerdem besitzen beide Aquarien keinen Filter. Die biologische Filterung übernehmen die Miesmuscheln, Sabellen und Kalkröhrenwürmer.

Nun aber der -meiner Meinung nach- wichtigste Faktor in beiden Becken: Aufkommende Fadenalgen werden von Felsküsteneinsiedlern, sowie Turbanschnecken sofort gefressen. Noch effektiver sind übrigens verschiedene Napfschneckenarten, die alle (für den Betrachter) unerwünschte Algen eliminiert haben. Dadurch breiten sich die krustenbildenden Rotalgen wunderbar aus.

Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen!

Mittelmeergrüße, Fuji

Hallo Thorsten,

herzlichen Dank für die Tipps! Ich habe bereits Tripterygion tripteronotus als Pärchen gehalten. Die waren aber leider sehr scheu und empfindlich:

https://scontent-b-mad.xx.fbcd…093753712_977273770_o.jpg

https://scontent-a-mad.xx.fbcd…10481877_1858064591_o.jpg

Viele Mittelmeergrüße, Fuji

Hallo Caren.

Den Hitze-Supergau hatte ich bei einem meiner allerersten - nicht gekühlten- Becken auch! Ich kam aus dem Urlaub und im Becken hatte es 29 Grad! Das gesamte Becken war von roten Schmieralgen und Fadenalgen überzogen. Es war nichts zu machen. Mein aktuelles "großes" Ligurienbecken wird daher mit dem Hobby V4 Aquacooler auf 22 Grad gekühlt- Egal wie warm es in der Wohnung ist! Nebenbei ist es tatsächlich eine Art Klimaanlage! Bei 34 Grad Außentemperatur war das Wohnzimmer tatsächlich kühler, als die anderen Räume- Mit Sicherheit ein Vedienst des Aquacoolers!

Jetzt hab ich aber trotzdem noch einen Antialgentipp (für mich die beste Vorbeugung ). Ich sammle meine LS immer im Schattenbereich und nehme dabei immer Steine mit, die zum Großteil von krustenbildenden Rotalgen überzogen sind. Diese Rotalgen gedeihen bei mir bei mäßiger Beleuchtung ausgezeichnet und verhindern effektiv, dass sich irgendwelche anderen Algen ansiedeln. Deutlich wird das auf dem angehängten Foto- aufgenommen in einem reinen Versuchsbecken. Der grüne Stein neben dem LS ist Totgestein und war nach wenigen Tagen erst mit Schmieralgen und später mit Grünalgen überzogen. Der Stein mit krustenbildenden Rotalgen sieht schöner aus, als am ersten Tag! Das Versuchsbecken wird nicht gekühlt (wird bis zu 29 Grad warm) und in diesem - nicht abgeschäumten- Becken sind keiner Algenfresser. Somit konnte ich nachweisen, dass diese krustenbildenden Algen eine hervorragende Vorbeugung gegen andere Algen sind. Ob die Roten bei mehr Licht allerdings auch noch gedeihen bezweifele ich.

Viele Mittelmeergrüße, Fuji