Einfahranleitung für Neubecken mit Riffkeramik

  • Hallo zusammen,


    Die Frage geht an alle die ihr Becken mit RK betreiben und zusätzlich noch LS im Einsatz haben.


    1. Wie habt ihr euer Becken eingefahren? Spülen, Aufsalzen, Absorber usw.


    2. Wie lange hat es gedauert bis die Keramik mit Kalkrotalgen bewachsen war?


    3. Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen?


    mfG Stefan

    Gruß Stefan



    2 x Sun Spot 400 / Mini BK200 mit Helix Cleaner/ Theilling Rollermat / Kaskaden Filter Aquadriver / UV FIAP65 / RFP RD3 75W, 2 x ECM42 Hydro Wizard / automatische Notstromversorung mit Netztvorrangschaltung

  • Hallo,


    1) RK kräftig abgeduscht, eine Woche mit Süsswasser gespült (mit Adsorber), dann Meerwasser mit Adsorber, ca. 6-8 Wochen lang. Riffkeramik-Rückwand (ca. 65 hoch, ca. 80 breit, mit ein paar Tot-LS dazwischen, 12 kg LS nach ca. 1 Woche. Zuerst im Becken, dann im Algenfilter Drahtalgen für die Biologie des Beckens, auch nach einer Woche eingebracht.
    2) erste Kalkrotalgenflecken nach geschätzt 4-6 Wochen, jetzt nach 10 Monaten immer noch nicht alles bewachsen, aber sehr große Teile sind rot. KH geht bei mir immer noch nach unten.
    3) Nochmal mehr LS, und das besser verteilen in der RK. Ich habe auch nach 10 Monaten noch (wieder) Probleme mit Cyanos/Bryopsis an der RK, einen Ast habe ich rausgebrochen an der Wasseroberfläche und ins Technikbecken gelegt seit 2 Monaten, da die Algen da gar nicht mehr wichen. 90-95% der RK sind sauber, mit Kalkrotalgen schön bewachsen, und 5% mit störendem bewachsen.
    Generell bin ich zufrieden mit der RK, aber würde wieder sehr langsam besetzen und wie gesagt besser mischen beim Einbau.
    Gruß
    Alex

  • Hallo,


    obwohl hier im Forum über dieses Thema oft diskutiert wurde, möchte ich in Kürze meine
    Vorgehensweise beschreiben.
    Zuerst ist die Reinigung der RK von Bedeutung. Das wurde mehrmals per Schlauch im Garten erledigt.
    Danach kam die so behandelte RK mit dem frisch angesetzten Meerwasser in das Becken.
    Einige kleinere Brocken LS folgten. Die Beleuchtung und die Pumpen wurden eingeschaltet.
    Phosphatadsorber und Silikatadsorber liefen zusammen in der Anfangsphase. Auf den Silikatadsorber
    wurde später, trotz hoher Si-Werte, verzichtet. Negative Folgen: Keine!
    Nach Ablauf einer Woche wurde viel Caulerpa eingebracht. Danach, die Kieselalgenphase setzte ein,
    wurden diverse Schnecken, 1 Seeigel, 2 Seesterne und ein Algen fressender Blenny eingesetzt.
    Im Nachhinein würde ich behaupten, daß ohne diese Maßnahme ich sicherlich ein Fadenalgenproblem
    bekommen hätte. So aber hielt sich alles in Grenzen.
    Die Kalkrotalgen-Phase zog erst nach ungefähr 3 Monaten richtig an. Zuvor waren hier und da
    einige Flecken zu bemerken, aber sonst nichts Wesentliches. Die grünen Belege hielten die vielen
    Schnecken und der Blennide in Schach. Die Caulerpa wurde entnommen.
    Es gab in dieser Phase nie Probleme mit Cyanos oder ähnlichen "Schmieralgen". Die traten in
    geringer Anzahl erst nach 2.5 Jahren auf., was aber auch kein dauerhaftes Problem darstellte.
    Bis zum heutigen Tag bin ich rundherum zufrieden mit der Wahl der RK und würde meine Methode
    des Einfahrens immer empfehlen wollen.
    Grundsätzlich und aus Überzeugung habe ich auf die Zugabe von irgendwelchen "Hilfsmittelchen"
    verzichtet, habe die Biologie sich selbst überlassen und bin damit bis heute gut gefahren.
    Gruß
    Hajo

    Trenne dich nicht von deinen Illusionen!
    Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren,
    aber aufhören zu leben.
    (Mark Twain)


    Wenn ich die See seh, brauch ich kein Meer mehr!

  • Hallo Stefan,


    ich habe mich in etwa an den Rat von Stefan Kadatz gehalten und es so gemacht:


    - zwei Wochen Spülen mit Leitungswasser, Strömung an und 1/2 Beutel Silicarbon,
    - dann Wasser komplett ablassen,
    - eine Woche Spülen mit zweiter Ladung Leitungswasser, zweite Hälfte des Silicarbon benutzt,
    - Wasser komplett raus,
    - Osmose rein, Silicarbon rein und eine Woche laufen lassen
    - Wasser komplett ablassen, Osmosewasser rein und aufsalzen. Nicht das vorherige Osmosewasser verwenden. Licht aus. Immer Silicarbon mitlaufen lassen
    - Caulerpa und Drahtalgen rein, blaues Licht 2 Stunden am Tag für 1 Woche, ein paar Brocken lebende Steine und ne Hand voll Bodengrund aus einem anderen Becken
    - 2. Woche blaues Licht 4 Stunden an
    - 3. Woche blaues Licht 6 Stunden an, und 2 Stunden weiß dazu
    - in der vierten Woche voll beleuchtet und viele unempfindliche Verbraucher dazu (Korallen) + Garnelen und Krebse
    - Kieselalgenplage war nur ca. 1 Woche, dann viel alles zusammen.
    - Steinkorallenableger als Testkorallen hinzufügen
    - nach ca. 3 Monaten ist dann mein gesamter Korallen und Fischbestand aus dem alten Becken mit einmal in das neue Becken umgezogen. Bisher keinerlei Ausfälle.


    Die Wasserwerte sind OK, Kalkrotalgen wachsen, die RK ist dunkel, Schwämme haben sich an der RK etabliert, Schlangensterne schauen aus allen Ritzen der RK.
    Ich habe keinerlei Probleme mit zu hohen Ca und Mg Werten, im Gegenteil, ich musste schon vor Monaten mit Balling anfangen. Das schiebe ich auf das intensive Spülen der RK und dem kompletten ablassen des alten Osmosewassers beim Aufsalzen.
    Auch habe ich viel Altwasser aus meinem alten Becken verwendet.
    Ich habe zwei, drei kleine 5Mark große Stellen auf der RK wo sich Cyanos tummeln, eine wird genau von der Strömungspumpe angeblasen, die anderen beiden sind an Stellen mit der minimalsten Strömung. Breitet sich aber nicht aus.


    Gruß Dirk

    160x65x65cm Plexiglas, Aquaphoton 4xT5 54Watt,2x150Watt, Strömung: Abyzz A200, RF-Pumpe: Abyzz200, ATI Powercone 200

    Einmal editiert, zuletzt von Millenniumpilot ()

  • Moin


    es geht auch kürzer :smiling_face:


    - ich habe zweimal mit Osmosewasser gespült (2-3Tage), mit Silicarbon


    - dann Wasser rein, Salz rein, LS rein, Licht an .. fertig.


    - nach ca. 3 Wochen langsam besetzt



    Gruß, Michael

  • Hallo Stefan,


    Du hast gefragt, wir haben geantwortet.
    Die Verwendung von RK vom einmaligen Wasserverbrauch beim Spülen abhängig zu machen.... :loudly_crying_face:
    Spüle zur Not dei Hälfte, reicht auch aus. Ich war ein Feigling und habe es doppelt so gut gemacht. Der bisherige Erfolg gibt mir aber recht.
    Mit dem Einfahrregeln will man mögliche spätere Probleme verhindern. Das wäre mir das Risiko nicht wert. 10000L wären 60€ Wasserkosten, wobei ich bei Deiner Beckengröße über einen Vollentsalzer nachdenken würde.
    Das Wasser kommt aus dem VE in der Geschwindigkeit raus, wie Du vorn den Wasserhahn aufdrehst. Für Dein Becken wären das so ca. 3,5 Stunden, das ist ein akzeptabler Wert um das Becken komplett zu befüllen.


    Gruß Dirk

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  • Hallo Stefan


    Du mußt zum spülen der Riffkeramik ja auch kein 1200 Li Becken füllen.
    Ich habe meine Rückwandteile vorher in einer 300 Li Regentonne mehrmals mit Leitungswasser gespült und erst danach ins Becken gestellt.


    mfg Gerhard

  • Hallo Stefan,


    wie ich eingangs bereits bemerkte, wurde meine RK mehrmals im Garten per Gartenschlauch "neutralisiert".
    Die Durchführung sollte öfter (ruhig an mehreren Tagen) erledigt werden.
    Das für das frisch angesetzte Meerwasser Osmosewasser verwendet wird, versteht sich von selbst.
    Es besteht aber keinerlei Zwang für eine Spülung mit Osmosewasser. Einen absoluten Vorteil
    sehe ich nicht, denn es gibt genug Becken, die ohne diese Prozedur bestens eingefahren wurden.
    Übrigens, setze dich mal mit Torsten Luther in Verbindung. Der hat sicher auch noch etwas dazu zu sagen.


    Gruß
    Hajo

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  • Wir haben den Fred umbenannt und zunächst für Kommentare geschlossen, damit wir das als einen Art "zusammenhängende Publikation" mit aussagekräftigen Bildern hinbekommen.
    Ich denke, das ist im Sinne aller, denn hauptsächlich werden heute Informationen aus Foren entnommen und es wäre schön, wenn dies eine gute zusammenhängende Anleitung wird, die man immer mal wieder hervorholen kann.
    Vielen Dank schon einmal für Euer Verständnis, ich werde das Thema in ein paar Tagen wieder öffnen dann können wir gern eine hoffentlich fruchtbringende Diskussion dazu führen.
    Vielen Dank ebenfalls noch einmal an meine Vorredner, deren Meinung schon einmal erkennen läßt, daß es nicht DIE EINE heilsbringenden Methode gibt, sondern viel Wege nach Rom führen, wenn man etwas Verständnis und Geduld mitbringt.
    Ich bemühe mich, das Thema bis zum Sonntag zu Ende zu bringen, stecke aber auch gerade in einer "beruflichen Hochdruckzone", aber sei´s drum, der Kunde ist König!


    Es gibt im Übrigen schon eine inzwischen 33 Seiten lange Abhandlung zu diesem Thema, die wahrscheinlich eher zu einem Buch auswächst und diesen Rahmen deutlich sprengen würde.
    Daher nun also diese Kurzform.

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

    2 Mal editiert, zuletzt von Korallenwelt ()

  • VORBEMERKUNGEN


    Zunächst sollte man sich klarmachen, daß wir in der Regel einen Ausschnitt aus einem Riff darstellen wollen, also einem hochkomplexen Lebensraum mit einer Unzahl verschiedenartiger Organismen, von denen wir allerdings die wenigsten mitbekommen. Das meiste spielt sich im Verborgenen ab und man braucht schon viel biologisches Verständnis und ein Mikroskop um wenigstens die Grundlagen zu überschauen.
    Da die meisten von uns sich aber sicherlich nur an schönen Korallen und bunten Fischen erfreuen wollen, sollte man Wege finden, einen solchen Lebensraum auf einfache Weise und von lang anhaltender Dauer stabil zu halten. Dies schafft manch einer einfach mit einem "salzigen Daumen" andere lesen dazu viel wissenschaftliche Literatur. Jeder nach seinem Gusto.
    Dennoch gibt es ein paar einfache Grundregeln, deren Beachtung einem auf dem Weg zu einem schönen Korallenriffaquarium entscheidend weiter hilft. Dies hat mit Art der Dekoration zunächst einmal gar nichts zu tun.
    Da sich ja mittlerweile etwas herumgesprochen hat, daß wir inzwischen ganze Becken in fertigem Zustand ausliefern, in die der Kunde letztendlich nur noch Wasser und Salz hineinkippen muß, habe ich auch sehr viel Kontakt zu Neuanfängern und erhalte eine Unmenge von Fragen.
    Zusammenfassend ist festzuhalten, daß nach etwa 10 Jahren umfangreicher Internetpräsenz ein Anfänger heute viel viel weniger weiß, als noch vor 20 Jahren, als man sich ein bis zwei Bücher gekauft hat und in etwa den Ratschlägen dort folgte.
    Ein Beispiel: Ich habe erstaunt feststellen müssen, daß manchen nicht einmal klar ist, daß ein Aquarium wirklich eine Einlaufphase durchläuft, völlig unabhängig davon, wie und womit es eingerichtet wird.


    Die neue schöne Bilder- und Internetshoppingwelt suggeriert den Leuten wahrscheinlich tatsächlich, daß man sich nur die richtigen Sachen kaufen muß und nach vier Wochen (Einlaufphase :yrf) ist das Becken voll mit schönen bunten Korallen.
    Die Aquaristikindustrie tut mit Ihren Wässerchen, Pülverchen und Mittelchen ein Übriges dazu, den Leuten einen solche Philosophie schmackhaft zu machen. Und keine Angst, es kommt keine Kritik, denn auch wir, die Firma Korallenwelt stellen solche Dinge her. Dazu später mehr.


    Jeder, der länger bei der Stange ist, weiß, daß dies in der Regel in viel Frust endet. Jeder Anfänger sei also entschieden vor der riesigen Informationsflut des Internets gewarnt, denn sie verwirrt viel mehr, als sie Fragen beantwortet.
    Aus meiner Sicht ist ein gutes Buch und der Gang zu einem guten Händler mit einem oder mehreren schönen Schaubecken die deutlich bessere Alternative.
    Vielleicht trägt auch diese kleine Abhandlung bei dem einen oder anderen zum besseren Verständnis bei, dann hat sich meine Zeit dafür in jedem Fall gelohnt.


    Eine wirklich solide Buchreihe ist "Das Korallenriffaquarium" von Nilsen / Fossa auch wenn es mitunter etwas zu wissenschaftlich daherkommt.
    Aber nach der Mühe kommt der Lohn.
    Dazu hier zunächst zwei Bilder aus einem natürlichen Riff und ein wunderschönes Abbild davon nach etwas mehr als einem Jahr "Einlaufphase":

  • Schon beim aufmerksamen Betrachten der Bilder läßt sich einiges an Erkenntnisgewinn mitnehmen:


    1. Ist selbst in einem dicht bewachsenen Riff nicht alles Koralle, was auf Oberflächen siedelt und
    2. wird im Aquarium jeder Platz für bunte Korallen gebraucht.


    Man möge sich außerdem vergegenwärtigen, wieviel Wasserkörper hinter so einem natürlichen Riff vorhanden ist, quasi jedem Bewohner zur Verfügung steht und dies mit seinem Wunschaquarium vergleichen. Da bleiben dann nur wenige Liter pro Tier.


    Diese Tatsache ist an sich nicht schlimm, bedingt jedoch, daß man gewisse Dinge beachten muß, mit Augenmaß und Geduld Veränderungen vornimmt und seinem Aquarium auch die Zeit gibt, auf solche Veränderungen zu reagieren.
    Es sind immerhin BIOLOGISCHE Prozesse die hier ablaufen, welche zwar auf chemischen beruhen, aber wirklich Zeit benötigen und nicht immer in die Richtung ablaufen, die wir als Aquarianer gern hätten.
    Bevor wir also mit der Planung oder gar dem Bau beginnen, sollten wir uns darüber klar sein, was da eigentlich passiert und vor allem, daß diese Prozesse immer gleichzeitig und vor allem ständig ablaufen.
    Ich kann also nicht einfach irgendwelche Mittelchen in bestimmter Dosierung in mein (neues) Becken kippen und erwarten, daß dieses System mit so vielen Unbekannten auf eine ganz bestimmt Art reagiert.



    GRUNDLAGEN


    Es ist also wirklich vonnöten, zur verstehen, welche Zusammenhänge es gibt, die ich durch mein Tun beeinflusse. Daher ein kleiner - aber stark vereinfachter - Exkurs in die Biochemie:


    Wenn ich einem unsterilen aquatischen System, das kann ein Reagenzglas voll Wasser, eine Pfütze im Wald oder ein Aquarium sein, SPURENELEMENTE, NÄHRSTOFFE und ENERGIE zuführe, wird sich darin Leben entwickeln.


    Das ist auch im Korallenriffaquarium so und wenn ich beispielsweise ein 500 Liter voll gemörteltes Riffkeramikbecken mit Osmosewasser befülle, kann man es ja fast steriler nennen, als jedes natürliche Wasserbiotop.
    Darin werden sich dann, ähnlich einer frischen Pfütze nach dem Regen, zunächst die Organismen entwickeln, die sehr einfach aufgebaut sind, mit relativ wenig Quantität der oben genannten Bedingungen klarkommen und sich vor allem schnell vermehren können.
    Das sind in erster Linie Bakterien und einzellige Algen.


    Gehen wir zunächst auf die Bedingungen näher ein, wobei wir die Spurenelemente vernachlässigen, da diese im Meerwasser, egal mit welchem Salz es gemacht wird, in ausreichender Menge vorhanden sind.


    Bleiben also die drei Hauptnährelemente: Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kohlenstoff (C).
    Wenn man sein Becken mit Meerwasser befüllt hat, es mit natürlichen Materialen (Dazu zähle ich in diesem Fall Keramik, da zumindest unsere aus natürlichen Erden gemacht wird.), dekoriert, die ersten lebenden Steine einbringt und etwas füttert, dann kann man davon ausgehen, daß alle drei Nährstoffe in ausreichender Menge für eine Entwicklung von Bakterien, Algen und sonstigen Einzellern zur Verfügung stehen.


    Nun kommt als weiteres wichtiges Element noch Silizium hinzu, weil dies in Form von Silikat, ein entscheidender Bestandteil von Kieselalgen ist, welche wiederum im Wasser zu den wichtigsten einzelligen Organismen gehören und mit ihrer schier unvorstellbaren Menge der Ausgangspunkt der Nahrungskette in natürlichen Gewässern sind, weil sie nämlich die von der Sonne zugeführte ENERGIE in Biomasse umwandeln können, welche dann von höheren Organismen gefressen wird, usw.


    Kieselalgen haben zum Teil Vermehrungsraten, welche unter einer Stunde liegen, wer gern exponentielles Wachstum life erleben möchte, kippe ein paar Spritzer Blumendünger in ein Nanobecken und hängt mal eine HQI Lampe drüber. Unter Zuhilfenahme eines Mikroskops macht das sogar richtig Spaß - wie früher in der Schule.


    Wie kann ich aber nun beeinflussen, ob sich mein Becken in diese oder jene Richtung entwickeln wird?

  • Dazu muß man sich vergegenwärtigen, wie diese drei oder vier Hauptnährstoffe im Nahrungskreislauf wirken und wie sie dort hinein- und auch wieder hinaus gelangen.


    PHOSPHOR - in diesem Fall als Phosphat
    wird nur in ganz geringen Mengen benötigt, ist aber in jeder lebenden Zelle vorhanden und lebensnotwendig. Es ist in Spuren in allen natürlichen Dekorationsmaterialien vorhanden und wird bei der Fütterung zugegeben.
    Problematisch kann zum Teil Korallensand werden, es gibt Chargen, die unheimlich viel Phosphat enthalten können. Das kann man vorher messen.
    Der anzustrebende Messwert für ein Korallenriffaquarium sollte bei 0,01mg/Liter liegen, gute Tests lösen etwa nochmal die Hälfte davon halbwegs ablesbar auf. Bei Werten über 0,1mg - also dem ZEHNFACHEN - sollten langsam Gegenmaßnahmen ergriffen werden, bei Werten über 1mg, also schon dem HUNDERTFACHEN, ist eher ein Ausräumen des Beckens mit anschließendem Neustart zu empfehlen.
    Leider findet man die Phosphate, welche zum Beispiel als Calciumphosphat ausfällen können, dann nämlich in großen Mengen im Bodengrund und in der porösen Dekoration. Das hat schon so mancher erlebt, wenn man bei einem extrem mit Phosphat belasteten Becken 90% Wasserwechsel macht und nach einer Woche schon wieder die selben Werte mißt. Da man nicht einschätzen kann, wieviel wirklich wirklich im System ist, wäre eine solch drastische Maßnahme der vielleicht weniger schmerzhafte, auf jeden Fall aber kürzere Weg zum Erfolg.


    Normalerweise bewegt sich der Phosphatgehalt in halbwegs vernünftig gepflegten Aquarien aber zwischen 0,01 und 0,1mg/L. Es ist nicht das Schlechteste, immer etwas Phosphatadsorber im Wasserkreislauf zu haben und somit den Wert an der unteren Grenze zu halten.
    Eine weitere Methode, Phosphat aus dem Becken zu bekommen, ist eine gute Abschäumung. Dazu später mehr.


    Einen Phosphatmangel halte ich eher für ein Märchen, auch, wenn man mit einem Test an der Nachweisgrenze liegt, ist immer noch genügend Phosphor für notwendige Lebensprozesse vorhanden, jedenfalls, wenn man seine Tiere füttert. Ich würde einem vermeintlichen Mangel - unbedingt mit VERSCHIEDENEN guten Tests messen(!) - immer durch höhere Futtermengen begegnen. Eine einseitige Phosphaterhöhung, ohne gleichzeitig Nitrat anzuheben, wie von manchen geschäftstüchtigen Zeitgenossen empfohlen, halte ich für außerordentlich gefährlich!!! Alle eigenen Tests, die ich selbst und mit Kollegen durchgeführt habe, gingen IMMER nach hinten los!


    STICKSTOFF - hier nur als Nitrat betrachtet
    ist ein ebenso lebenswichtiger Baustein für die Eiweißsynthese und wird mit dem Futter zugegeben. Der Nitratgehalt des Aquarienwassers ist nicht von so großer Bedeutung, wie oft behauptet wird, 2mg pro Liter sind genauso akzeptabel, wie 50mg oder gar mehr. Die meisten Tiere tolerieren solche Unterschiede klaglos.
    Natürlich ist eine hoher Nitratgehalt in Verbindung mit einem hohen Phosphatgehalt eine gute Voraussetzung, um Algen ordentlich wuchern zu lassen.
    Insbesondere dann, wenn man Trockenfutter verabreicht, welches im Verhältnis zu natürlichem Frostfutter ein viel höheres Phosphat/Nitrat Verhältnis aufweist. Hier ist also immer Vorsicht geboten und man sollte anfangs besser gar kein Trockenfutter verwenden.
    Es gibt allerdings ein Phänomen, welches in der Natur eine große Rolle spielt, im Aquarium auch erwünscht ist und größtenteils bestens funktioniert: die Nitratreduktion. Dabei wird Nitrat auf biologischem Weg abgebaut und scheidet als gasförmiger Stickstoff aus dem System aus.
    Und genau hier kann es zu folgendem Problem kommen: Selbst in einem "sauberen" Becken mit guten Wasserwerten und sparsamer Fütterung, sinkt der Nitratgehalt immer weiter ab, bis er bei Werten von 1mg und darunter landet.
    Dann kann es zu einem tatsächlichen Mangel kommen, da der Nitratabbau immer weiter verläuft. Riesenmuscheln beispielsweise reagieren sehr empfindlich auf diese Art Unterernährung. Das ist jedoch das kleinste Problem: Viel schlimmer ist, daß es eine Organismengruppe gibt, die nicht auf Stickstoff (= Nitrat) zufuhr durch Futter von außen angewiesen ist: Cyanobakterien.
    Diese sind in der Lage, den im Wasser gelösten atmosphärischen Stickstoff (N2) aufzuspalten und in organische Verbindungen einzubauen.
    Dieser für das Leben auf unserem Planeten elementare Prozeß kann die Geduld eines Aquarianers auf eine wirklich harte Probe stellen. Wenngleich überall im Meer, besonders in Flachwasserbereichen, vorhanden, stellen sie in der Natur kein großes Problem dar, können aber durch ihre explosionsartige Massenvermehrung (Es handelt sich um einfachste Organismen!) ein Aquarium in kürzester Zeit in den (Würge-)griff bekommen. Da sie Photosynthese betreiben, muß es nur hell genug sein. Wie jede andere festsitzende Alge, beeinflussen auch Cyanobaktieren, auch sehr treffend als Schmieralgen (Obwohl keine Algen im eigentlichen Sinn!) bezeichnet, ihr nahes Umfeld dahingehend, daß sie sich die für sie optimalen Lebensbedingungen selbst schaffen und alle Oberflächen, auch lebende Korallen einfach überwachsen.
    Der geplagte Aquarianer freut sich morgens über ein "sauberes" Becken und wenn er abends nach hause kommt, ist es komplett mit roten Schmieralgenteppichen überzogen. Es gibt kaum Organismen, die so rasend schnell ein ganzes Ökosystem beherrschen können.
    Machen wir uns also klar: Cyanobakterien benötigen nur drei Dinge: Licht, Phosphat und Kohlenstoff!


    (Da seit Jahrzehnten die immer wieder die unglaublichsten "Bekämpfungsversuche" veröffentlicht werden, appelliere ich an dieser Stelle lieber an den Verstand der Mitlesenden: Die beste und einfachste Methode sie loszuwerden, ist der Entzug von Phosphat, bei gleichzeitiger Lichtreduktion - dazu ebenfalls später mehr!)


    Damit sind wir beim


    KOHLENSTOFF - dem wichtigsten Baustein organischer Verbindungen - also der lebenden Zelle.
    Der größte Teil des Kohlenstoffs wird von Pflanzen, im Meer also von einzelligen Algen, aus dem gelösten Kohlendioxid in organische Nährstoffe umgewandelt. Darüber braucht man sich als Aquarianer eigentlich keine großen Gedanken zu machen, in einem guten Becken geht das alles ganz von allein.
    Hat man aber zu hohe Phosphat- und Nitratwerte, liegt in der Regel eine Limitierung des Kohlenstoffs vor. Diesem kann man durch Zugabe von Alkohol begegnen (siehe Ethanolmethode). Manche Becken erfahren auch eine ständige Kohlenstoffzugabe in Form von Essig. Das nennt sich dann geheimnisvoll Zeolithmethode und natürlich steht nicht Essig auf den schönen bunten Flaschen drauf! Es ist aber ein Hauptbestandteil des Wirkprinzips, denn auf diese Weise hält man die Konzentration der Nährstoffe im Aquarium gering und fördert das Wachstum planktischer Algen und Bakterien, die einfach mit Hilfe des Abschäumers aus dem System wieder ausgetragen werden.
    Das besonders Positive daran ist, daß die Elemente Phosphor, Stickstoff und zum Teil Kohlenstoff in genau dem selben Verhältnis aus dem System ausgetragen werden, wie sie in Form von Frostfutter hinein gelangen. Auch hier erkennt man nochmals gut die Gefahr einer hohen Trockenfutterzugabe.


    Wer bis hierher aufmerksam mitgelesen hat, erkennt, daß es keineswegs Hexerei ist, das Nährstoffsystem seines Aquariums zu überblicken und in seinem Sinn zu beeinflussen. Eigentlich alles ganz einfach:
    Man sorgt dafür, daß immer genug Kohlenstoff und Stickstoff (Nitrat) vorhanden ist und minimiert das Phosphat. Das geht durch regelmäßige Fütterung mit hochwertigem Frostfutter, etwas Phosphatadsorber und einen guten Abschäumer.


    Da wir uns aber eigentlich die Einfahrphase eines Beckens näher ansehen wollen, ist noch ein Element wichtig:


    Das SILIZIUM in Form von Silikat.
    Es findet sich ebenfalls in allen natürlichen Dekorationsmaterialen, die wir im Meeresaquarium verwenden und besonders in künstlichen Keramiken. Hier ist das Silikat die Trägersubstanz, die quasi alles zusammenhält. Werden also Tone, Steingutmassen oder zementartige Materialien verwendet, bilden sogenmannte Alumosilikate das Grundgerüst. Dieses wird durch Wasserhärtung oder einen Brennvorgang gebildet.
    Egal, was man noch alles beimischt, die Hauptelemente bilden Silizium und Aluminium. Bei hochwertiger Riffkeramik ist das Verhältnis deutlich zum Silizium verschoben, da ein hoher Alumiumgehalt problematisch werden kann.
    Dieses Grundgerüst ist zwar nicht chemisch nicht identisch mit dem Calciumcarbonat des natürlichen Riffgesteins, welches Korallen bilden, hat, bei richtiger Verarbeitung, aber räumlich ähnliche Strukturen.


    Es gibt aber in der Natur Organismen, die genau solch ein Silikatgerüst bilden und das sind die Kieselalgen.


    Sie sind im Meer der Beginn der Nahrungskette, denn sie kommen im Meer in so großen Mengen vor, daß alle anderen Meerestiere auf auf die durch sie mit Hilfe von Licht und den Elementen Stickstoff, Phosphor und Kohlenstoff erzeugten Verbindungen angewiesen sind. (Natürlich stark vereinfacht!)


    Das versetzt uns Aquarianer in die glückliche Lage, bei guter Abschäumung einen Großteil der Nährstoffe über planktische Kieselalgen einfach wieder auszutragen (siehe Kohlenstoff), birgt aber die Gefahr, daß bei zuviel vorhandenem Silikat, die Kieselalgen sich so massenhaft vermehren, daß sie unser kleines System Minimeer so im Griff haben, daß andere Organismen es schwer haben, Fuß zu fassen.
    Schließlich wollen wir uns keine Kieselalgen im Aquarium anschauen.
    Wer mal an ein gutes Mikroskop gelassen wird, sollte sich dies aber unbedingt mal gönnen, es sind wirklich zauberhafte Lebewesen!


    Nun haben wir den theoretischen Teil hinter uns und können, mit diesem einfachen Grundwissen gewappnet (Wer´s nicht glaubt, das ist Schulstoff 7. Klasse - Ich war auch mal Biologielehrer!) an die Realisierung eines tollen Korallenriffaquariums gehen.
    Und: Algen sind ein wichtiger Bestandteil des Systems - auch in unserem Aquarium und im Riff sowieso.
    Bis hierher danke für´s Mitlesen - jetzt kommt der praktische Teil.

  • Mit Hilfe dieser Grundlagen ist uns also klar:


    Wir haben die Nährstoffe Phosphat, Nitrat und Kohlenstoff und in geringen Mengen Silikat. Da wir das Aquarium neu starten, gehen wir also davon aus, daß sich zunächst einfachste Algen und Bakterien vermehren, einen Teil dieser Nährstoffe verbrauchen, aber auch selbst bilden können.


    Sie benötigen im Fall von Algen also nur noch Energie in Form von Licht.


    Dadurch wird ein gewisser Anteil in Biomasse eingebaut.


    Durch Technik, wie Abschäumer und Absorber entziehen wir unserem Aquarium einen Teil dieser Nährstoffe, welcher aus dem System wieder ausgetragen wird.


    Was zuviel ist und durch beide Prozesse nicht "entsorgt" wird, reichert sich im Aquarium an. Das ist besonders beim Phosphat gefährlich.


    Daher sollte der logische Schluß sein, das Phosphat IMMER in´s Minimum zu bringen, da alle Organismen zwingend darauf angewiesen sind und alle anderen Nährstoffe kaum Probleme machen.


    Beispielsweise sind anfangs in einem Riffkeramikbecken zu hohe Silikatwerte überhaupt kein Problem, wenn kaum Phosphat vorhanden ist und kein Licht zur Verfügung steht.
    Und genau auf diese Art und Weise funktioniert das Einfahren eines Meeresaquariums.


    Es ist dabei vollkommen unerheblich, aus welchem Material die Dekoration besteht!


    Auch ein Becken, welches komplett mit lebenden Steinen bestückt ist, wird bei einem Überangebot von Phosphat und viel Licht komplett veralgen.


    Gehen wir an dieser Stelle also auf die Organismen ein, deren Vermehrung wir uns wünschen und solche, die wir möglichst nicht haben wollen. Zum Zwecke der Übersichtlichkeit und einfacher praktischer Anwendung wird auch dies sehr vereinfacht dargestellt.


    BAKTERIEN
    Natürlich wollen wir möglichst viele nitratabbauende Bakterien in unserem System haben. Allerdings dauert deren Entwicklung eine gewisse Zeit und sie können auch nur in sauerstoffarmen Bereichen, wie dem Inneren porösen Gesteins oder Riffkeramik siedeln.
    Genauso wichtig sind aber Bakterien, die auf Oberflächen siedeln, denn sie verbrauchen die Nährstoffe genauso und verhindern anfangs, daß zu viele Algen wachsen. Lösen sie sich von der Oberfläche und gelangen in´s freie Wasser, können sie durch Abschäumung aus dem System entfernt oder von Korallen als Nahrung aufgenommen werden.
    VORTEIL: Sie stören nicht und entziehen dem Wasser die Nährstoffe (P;N;C) in einem natürlichen Verhältnis.
    NACHTEIL: Mit ihnen kann kein Silizium ausgetragen werden und sie benötigen Kohlenstoff als Zugabe.
    WICHTIG: Sie benötigen dazu kein Licht. Natürlich mit Ausnahme von Cyanobakterien, diese wiederum benötigen keinen Kohlenstoff sondern können diesen durch CO2 Bindung selbst gewinnen.


    ALGEN
    Wir sprechen zunächst von einzelligen Aufwuchsalgen und beziehen Cyanobakterien ein, da sich diese ökophysiologisch genauso verhalten.
    Diese möchten wir natürlich NICHT in großen Mengen im System haben, obwohl sie natürlich stets vorhanden sind. Sie bilden unschöne Beläge, die alles überwuchern und Stoffe an das Wasser abgeben, die andere Organismen, wie Korallen am Wachstum hindern.
    Obwohl es unzählig viele Algenarten im Meer gibt, konzentrieren wir uns nur auf zwei Gruppen, die außer Cyanobakterien massenhaft in Aquarien auftreten können:


    KIESELALGEN
    Diese sind bei der Verwendung silikathaltigen Gesteins oder Riffkeramik immer vorhanden. Sie sind nicht für andere Aquarienbewohner gefährlich, aber ihr Vermehrungspotential ist enorm und sie bilden sehr unschöne braune Beläge. Ein Silikatadsorber ist also anfangs in jedem Fall anzuraten, auch bei Verwendung von Osmosewasser, denn Osmoseanlagen haben keine 100%ige Rückhalterate für Silikat.
    Sie treten als Erstbesiedler schon wenige Tage nach Befühlen des Beckens auf.


    GRÜNALGEN
    werden hier zunächst nur in Form von Fadenalgen betrachtet, welche zwar nicht besonders schlimm sind, aber bei Massenvermehrung unangenehm. Allerdings entwickeln sich grüne Fadenalgen erst nach vielen Wochen, so daß man bei gut geglückter Einfahrphase eigentlich keinen nennenswerten Fadenlagenwuchs zu befürchten braucht.


    CYANOBAKKTERIEN
    werden nur deshalb nochmals erwähnt, weil wir sie ebenfalls nicht im Aquarium in großen Mengen haben wollen und genau die selben Voraussetzungen benötigen wie Aufwuchsalgen, weswegen sie auch als "Schmieralgen bezeichnet werden.


    All diesen unerwünschten Organismen ist eines gemeinsam:


    Sie benötigen:


    LICHT
    PHOSPHAT
    NITRAT oder SILIKAT (außer Cyanobakterien)


    Will man also sein System erfolgreich starten, benötigt man lediglich einen Phosphatadsorber, einen Silkatadsorber und sollte dafür sorgen, daß anfangs nur wenig Licht im Aquarium vorhanden ist.


    Dabei kommt uns der Umstand zugute, daß alle drei Gruppen Flachwasserbewohner sind und grob gesagt mit dem in tieferem Wasser vorherrschenden Blaulicht nicht viel anfangen können.


    Ich empfehle daher dringend, ein neu eingefahrenes Becken in den ersten ein bis zwei Wochen gar nicht, danach etwa vier Wochen mit Blaulicht zu beleuchten.


    Kümmern wir uns als nächstes darum, den oben genanten unerwünschten Organismen durch Konkurrenz etwas das Leben schwer zu machen und diejenigen zu fördern, die wir uns wünschen.


    Der Schnitt durch eine Riffkeramik Rückwandplatte aus unserer Produktion zeigt den enormen Siedlungsraum im innern und der Riffkeramik Stein aus dem Roten Meer, die schöne Besiedlung nach drei Monaten, wenn nur genug Konkurrenz für unerwünschte Algen vorhanden ist:

  • Nachdem wir uns die biologischen Zusammenhänge klargemacht haben, sollten wir schon einmal Bezugsmöglichkeiten ausloten.
    Klar sollte sein, daß wir zunächst unsere Nährstoffe im Minimum halten, es aber keinen Sinn macht, monatelang ein steriles Becken zu fahren. Es sollten in jedem Fall schnellstmöglich Tiere einziehen, damit man auch etwas Freude an seinem neuen Aquarium hat und der Haussegen nicht schief hängt, weil Frau und Kinder wochenlang in einen leeren Glaskasten gucken müssen.


    Woher bekommen wir also solche Nahrungskonkurrenten und welche eignen sich gut?


    Prinzipiell kommen alle höheren Algen aus Riffgebieten in Frage, wenn sie nur genügend Wachstumspotential mitbringen und unter Blaulicht auch passabel wachsen. Das können Rot-, Grün-, oder Braunalgen sein.
    Grünalgen haben allerdings das höchste Wachstumspotential, sind leicht zu beschaffen und später auch leicht zu entfernen.
    Rotalgen wachsen langsamer und werden sehr schnell von Doktorfischen gefressen. So gesehen haben sich Algen der Gattung Caulerpa am besten bewährt. Die meisten guten Händler haben sie im Programm. Als Menge reichen etwa 2 Hände voll, weniger sollte es nicht sein, damit sie sich schnell vermehrt.
    Sie läßt sich leicht entfernen, auch wenn man immer mal das Gegenteil liest. Das ist natürlich Unsinn, Caulerpa - Algen kann man ganz einfach mit der Hand entfernen und werden außerdem von grünalgenfressenden Doktorfischen ziemlich schnell dezimiert.
    Einzige Ausnahme bildet Caulerpa brachypus eine sehr feingliedrige Art, die sich auch zwischen Korallenästen breitmachen kann. Vernünftige Händler haben so etwas aber natürlich NICHT im Angebot.
    Am Beispiel von Stefans 160cm Becken wird deutlich, daß auch wenige Algen den gewünschten Effekt bringen, es kann aber auch ruhig etwas mehr sein.
    Auch Drahtalgen werden von manchen bevorzugt, da sie kaum von Fischen gefressen werden.
    Ich empfehle unbedingt die Algen zunächst in das Hauptbecken zu setzen.


    Auf dem Bild aus dem Riff erkennt man sehr gut, daß Grünalgen nicht von anderen Aufwuchsalgen überwachsen werden, da sie Hemmstoffe bilden, die unerwünschte Kieselalgen und Cyanobakterien im Wachstum unterdrücken. Diese Eigenschaft machen wir uns mit der gleichzeitigen Nährstoffreduzierung zunutze.

  • Kleiner Zwischenstopp bevor es nun wirklich an die praktischen Seiten geht:


    Falls man noch gar kein Aquarium oder zunächst mit einem kleinen Nano Becken geübt hat, sei dringend geraten, sich lieber ein paar Wochen mehr Zeit für die richtige Planung zu nehmen.
    Dabei sind zunächst die


    GRÖSSE des Beckens - und zwar NICHT in Litern, sondern in Länge und Tiefe entscheidend, später die Höhe, welche aber mehr vom Geldbeutel bestimmt wird. Die enthaltene Wassermenge ergibt sich dann schon.


    Der AUFSTELLORT ist ein nächster wichtiger Punkt, über den es trefflich nachzudenken gilt.
    Für alle weiteren Details sei dringend dieser Fred von Stefan Kadatz empfohlen - perfekter kann man es nicht machen:


    Beckenplanung die 2. 180x80x65


    Die Zeit, dies durchzuackern, wird später vielfach belohnt! Es hat aber auch wirklich das halbe Forum mitgemacht und das Becken hat inzwischen viele Nachahmer gefunden.
    Es sei allerdings darauf verwiesen, daß man heute so ein veraltetes Closed Loop System wohl nicht mehr machen würde. Unsere neuesten Messungen haben ergeben, daß der Stromverbrauch bei einem 250cm langen Becken mindestens 60% höher liegt, als bei direkt im Becken verbauten hochwertigen Strömungspumpen. Das aber nur am Rande.


    Dieser Fred soll aber ein Gefühl dafür vermitteln, wie einfach und problemlos solch eine Einlaufphase verlaufen kann. Natürlich ist Stefan ein Perfektionist und nicht jeder hat soooooo viel Geduld oder aufgrund eines Umzugs gar nicht die Möglichkeit, so lange mit dem Besatz zu warten.


    Im Hinterkopf sollte man allerdings einmal das Ergebnis von Stefan mit wesentlich schneller besetzten Aquarien nach nur einem Jahr vergleichen!

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Wenn man noch keine Keramik hat, sondern zunächst mit dem Gedanken spielt, seien folgende zwei kleinen Filme empfohlen:


    http://www.youtube.com/watch?v…text=G2ad00f3FAAAAAAAAAAg


    Darin wird vor allem das Anfertigen einer kleinen Handskizze erklärt, die uns UND Euch die Arbeit wesentlich erleichtert und zu gemeinsamen, richtigen Verständnis führt. Nach 20 Jahren Riffkeramik Produktion, weiß ich schon, was die meisten mir mit den Skizzen sagen wollen.
    Schlimm sind für uns als Produktionsbetrieb seitenlange Beschreibungen! Die kann ich ja schlecht meinen Jungs in der morgendlichen Produktionsbesprechung vorlesen!
    Also einfach eine Skizze schicken, den Rest klären wir dann schon.


    Die Mitteldekoration und Technik wird im zweiten kleinen Film gezeigt:


    http://www.youtube.com/watch?v…text=G2d0f3e1FAAAAAAAAAAQ

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Lieferungen


    Wir liefern unsere Waren an Großhändler, Händler, Internetshops mit angeschlossenem Ladengeschäft oder direkt an Endkunden aus.
    Alle in unserer Preisliste oder auf der Webseite mit einer Artikelnummer versehenen Produkte haben wir IMMER am Lager! Geht hier eine Bestellung bis 14:00 Uhr ein, wird noch am selben Tag versandt.
    In der Regel passiert das per Spedition Schenker, der Kunde erhält dann seine Trackingdaten per Email, sofern wir die Adresse haben. Obwohl wir unsere Waren sehr sorgsam verpacken, bitten wir die Sendungen direkt bei Erhalt sehr sorgsam auf Beschädigung zu prüfen. Etwas Bruch läßt sich zwar per Aquabond Kleber unsichtbar wieder reparieren, ist aber zumindest ärgerlich.


    Sonderanfertigungen dauern in der Regel 5-10 Tage, daß hängt natürlich von der Größe ab. Am Donnerstag Abend geht natürlich auch nichts mehr, dann ist Baubeginn am Montag früh. Die Speditionslaufzeit innerhalb Deutschlands beträgt in der Regel 1-2 Tage und Rostock liegt hoch im Norden... :]


    Hier nochmal eine Skizze:
    Wir wissen schon, ob es sich um Außen oder Innenmaße handelt. Wir haben Matrizen für Abyzz Pumpen(A), sowie Tunze Stream(S), Nanostream(N) und große Waveboxen(W). Diese werden bei einer Sonderanfertigung direkt mit eingebaut und liegen dann direkt in der Keramik. Anderweitige Halterungen werden nicht benötigt.
    Einfach einen Kreis mit entsprechendem Buchstaben in die Skizze eintragen und mit einem Pfeil die gewünschte Strömungsrichtung mit angeben.
    Höhenangabe nicht vergessen! Die größtmöglichen Teile, die wir bauen können sind etwa 110 x 60cm. Hoch- oder Querformat spielen keine Rolle. Ich erwähne das, weil mindestens 1 x im Monat eine Anfrage kommt, ob die 2m Rückwand in einem Stück geliefert wird...
    Auf Wunsch klebe ich die gern hier zusammen. Gabelstapler liefern wir selbstverständlich gleich mit! Zum besseren Verständnis: Die Keramik sollte schon soviel wiegen, wie das Wasser, welches sie verdrängt, sonst würde sie schwimmen!


    Wenn die einzelnen Teile aus dem Ofen kommen, wird hier vor Auslieferung das Ganze zusammengebaut und auf Maßhaltigkeit geprüft.
    ACHTUNG: Manche Zeitgenossen haben etwas falsche Vorstellungen, davon, wie genau man mit poröser Keramik arbeiten kann.


    Pro 50cm Baulänge haben wir Mindesttoleranzen von etwa einem Zentimeter!


    Mir wollte neulich ein Spaßvogel etwas von 8mm zuviel erklären, die man stundenlang abfeilen mußte....


    Wenn das alles soweit klar ist, der Finanzminister seinen Segen erteilt hat, bleibt noch eine letzte Frage:


    Soll die Riffkeramik fest mit dem Glas verbunden werden oder später wieder herausnehmbar sein?

  • Nun sind wir, unabhängig davon, ob man Standard - Lagerware oder eine Sonderanfertigung bevorzugt, bei der Gretchenfrage, die jeder für sich selbst entscheiden muß:


    Soll die Dekoration fest mit dem Glas verbunden werden oder alles später noch einmal demontierbar sein?


    Dazu einige Denkhilfen:
    Ist ein Becken für die Lebenszeit gedacht - jaja, welches Becken ist das schon? - und wird bis ans Ende seiner Tage auf einem bestimmten Platz stehen bleiben, gibt es eigentlich keinen Grund, eine herausnehmbare Dekoration einzubauen.


    Hier ein schönes Beispiel: Aus dem Aquarium baut man die Deko sowieso nur mit dem Preßlufthammer aus!


    Nettes kleines Wohnzimmerbecken


    Bei so einer Größe will man das auch später nicht mehr umdekorieren, sondern freut sich über sein Minimeer oder baut noch ein größeres Becken (Nicht wahr Kai? :]).


    Da muß jeder selbst wissen, wo er seine Grenzen zieht.


    Die untere Grenze für gemörtelte Becken wird durch die Transportmöglichkeiten festgelegt: vierter Stock mit Wendeltreppe im nicht befahrbaren Hinterhof, bei Auszug in den nächsten drei Jahren sollte die Planungen auf etwa 120cm Beckenlänge schrumpfen lassen, andererseits hat unser verehrter Kollege Mike Schollbach gerade ein 200 x 85 x 80 in den zweiten Stock seiner Hütte bugsiert - aber der ist ja auch Gewichtheber.


    Ab Beckenlängen unterhalb von 120cm würde ich heutzutage ein Aquarium immer ausmörteln. Das Material ist jetzt seit Jahren erprobt und die Ergebnisse sind, verglichen mit lose aufgestellter Dekoration wirklich noch einmal eine Klasse besser!
    Außerdem macht es richtig Spaß und man wird sich gern an den Tag erinnern, an welchem das neue Korallenriff unter den eigenen Händen Gestalt annahm. Zumindest wurde mir das bisher von allen so bestätigt, die es gemacht haben.


    Für Zweifler sei nochmal auf die oberen Filmchen verwiesen oder die Bilder im Anhang:

  • Dieses Verfahren bringt für meinen Geschmack die besten Ergebnisse und ist eigentlich kinderleicht auszuführen. Man hat etwa 2-3 Stunden Zeit, bevor der Mörtel fest anzieht. Es ist auch kein Problem, später etwas herauszubrechen und noch einmal neu zu bauen und zu vermörteln.


    Für diejenigen, die an ihren Fähigkeiten zweifeln, seien nochmals diese zwei Filme empfohlen:



    http://www.youtube.com/watch?v…text=G2ad00f3FAAAAAAAAAAg


    http://www.youtube.com/watch?v…text=G2d0f3e1FAAAAAAAAAAQ


    Wir sprechen bei diesem Verfahren von der MÖRTELMETHODE, weil einfach alles fest miteinander vermörtelt wird.



    Es gibt allerdings auch verschiedene Gründe, sich nicht so absolut mit der Dekoration festzulegen, in der Regel können das Transportprobleme sein:
    Das Becken steht vielleicht noch nicht an seinem optimalen Platz, man plant einen Umzug oder Hausbau, man hat einen netten Menschen kennengelernt...


    Wie auch immer. Das Becken soll aber dennoch toll aussehen und nicht den Eindruck erwecken, man hätte einfach ein paar Fertigteile hineingestellt. Egal ob man nun eine passende Sonderanfertigung einbauen oder seine Dekoration aus fertigen Elementen zusammenstellen will, soll es am Ende auch wie aus einem Guß wirken.



    Hier bietet sich die KLEBEMETHODE an:


    Hierbei werden die Platten in der richtigen Reihenfolge zunächst im Becken aneinandergestellt. Im unteren Beispiel sieht man, daß in Ausnahmefällen sogar die Beckenform nur das Verkleben zuläßt.
    Die Platten stehen dann mit den senkrechten Kanten aneinander und werden mittels AQUABOND Kleber untereinander - nicht aber mit dem Aquarium - verklebt! Der Kleber wird, bei einer Bestellung direkt bei uns im Hause, selbstverständlich mitgeliefert, bei Bestellungen über Händler sollte man darauf achten, diesen auch mit zu bekommen!
    Alle von uns ausgelieferten senkrechten Platten, egal ob für Rückwände, Seitenwände oder Schächte stehen selbstverständlich von allein und brauchen nicht noch zusätzlich mit dem Glas verbunden zu werden! So kann am sich genug Zeit lassen, alles vernünftig zusammenzuschieben und so innerhalb des Beckens auszurichten, wie man es später haben möchte. Dann erst wird verklebt.
    Bei Direktbestellungen liefern wir auch immer etwas Bruchmaterial und Mörtel mit. Damit können die Übergänge zwischen den einzelnen Platten und die Klebestellen kaschiert werden und das Ganze sieht dann wirklich aus, wie aus einem Guß!


    ACHTUNG: Wir empfehlen dringend, bei der Klebemethode die Rückwandplatten NICHT mit der Glasscheibe zu verbinden!!!
    Unsere Keramikplatten sind, besonders mit zunehmender Höhe, auf der Rückseite nicht absolut eben. Bei zu wenig Zwischenraum zwischen Keramiken und Rückscheibe ergeben sich sehr enge Spalten.
    Setzt man nun neue Fische in das Becken, die keinerlei Orientierung haben, von den Alteingesessenen aber natürlich einem ausgiebigen Stresstest unterzogen werden, ist die Gefahr groß, daß sie sich in diesen engen Spalten verklemmen und nicht wieder herauskommen!!! Fische flüchten nicht rückwärts! Besonders wenn hinter das Aquarium Licht fällt, versuchen es die Tiere immer wieder!
    ALSO: unbedingt einen 2-3cm großen Spalt zwischen Riffkeramikrückwand und Glasscheibe frei lassen!


    Eine Gefahr des Verschlammens, wie immer mal wieder behauptet wird, besteht nicht! Selbst nach 10 Jahren ist die Schicht, welche sich in diesem Zwischenraum absetzt, nicht höher als 2cm. Sie ist dann eher als biologischer Filter anzusehen. Wer die Möglichkeit hat, hinter so ein Becken zu schauen, wird staunen, welche Vielzahl von Lebewesen sich dahinter entwickelt. Also bitte auf keinen Fall solch eine "Riffhinterspülung" einsetzen!


    Hier zwei Beispiele, die mit der Klebemethode ausgeführt wurden:

  • Bestellungen & Kosten


    Nachdem nun jedem klar sein sollte, was er benötigt, kann es an´s Bestellen gehen. Wir haben deutschlandweit eine Reihe von Händlern, die eine ganze Reihe verschiedener Bauteile auf Lager haben, die man gleich mitnehmen kann. Auch einige wenige Online Shops haben ein ausgewähltes Sortiment lieferbar.


    Bei uns am Lager befinden sich alle, mit einer Artikelnummer versehenen, Bauteile immer in ausreichender Zahl im Lager und werden bei Bestelleingang sofort verpackt und ausgeliefert. Dies geschieht mit größtmöglicher Sorgfalt. Die einzelnen Teile stehen lose auf Paletten die mit Styropor abgesichert sind. Dazwischen wird lose Abfallfolie aus Großverpackungen gestopft. Auf diese Weise ist noch ein gewisses Arbeiten der Bauteile gegeneinander möglich. Früher haben wir nur Styropor verwendet, hatten aber öfter Bruch zu verzeichnen. Die Transportschäden heute belaufen sich auf ein Minimum.
    Da wir den Aquabond Kleber bei Lieferungen an Endkunden ohnehin beilegen, sind kleinere Schäden schnell und unbürokratisch selbst behoben. Auch wenn zum Beispiel eine Rückwandplatte bricht, kann man diese wieder so zusammenkleben, daß dieser Bruch von der Vorderseite nicht zu sehen ist.
    Das ist bei einer Sonderanfertigung auf jeden Fall der schnellere und bessere Weg, als ewige Streitigkeiten mit der Spedition.
    Da Sonderanfertigungen bei uns in einem Stück gebaut und erst vor dem Brennen auseinandergeschnitten werden, kann man einen Nachbau ohnehin nicht so 100%ig hinbekommen, wie das Original, weil der Rest ja bereits beim Kunden ist. Außerdem will man natürlich auch irgendwie Vorwärtskommen, weil einem das Zeug sonst die Garage verstopft!


    Die Kosten für eine Sonderanfertigung berechnen sich einfach aus der gewünschten Länge pro Zentimeter bei den entsprechenden Höhen (Stand März 2012):


    Wände 35 m hoch 2,00 €
    Wände 45 m hoch 2,50 €
    Wände 55 m hoch 3,00 €
    Wände 65 m hoch 3,25 €
    Wände 75 m hoch 3,50 €


    Im oberen Beispiel wären das also:


    65 + 15 + 30 + 15 + 65cm = 190cm x 3 € = 570€


    Im Preis enthalten sind:


    - frachtfreie Lieferung innerhalb Deutschlands
    - 1 Kartusche Kleber
    - 1 Liter Mörtel
    - 1 Liter Marinostabil
    - 1 Liter Dubad PO4/Si Adsorber
    - etwas Bruch zum Kaschieren der Zwischenräume


    Das ist eigentlich alles, was ein Kunde benötigt; sozusagen ein Rundum - Sorglos - Paket.

  • Schon dreimal versprochen - aber nun wird es wirklich praktisch:


    Die Sendung bitte vorsichtig zu Hause auspacken und auf Vollständigkeit prüfen. Für ein wenig Vorfreude schadet es nicht, das neue Riff auf der Terrasse schon mal als Trockenübung zusammenzubauen.



    BERABEITEN DES MATERIALS


    Nach eingehender Vorkontrolle müssen vielleicht noch kleinere Nacharbeiten gemacht werden. Manch einer will vielleicht auch aus Standardteilen eine passende Dekoration selbst herstellen. Die Bearbeitung unserer Riffkeramik ist auch mit rudimentären handwerklichen Fähigkeiten kein Problem.
    Falls irgendwo etwas zu lang ist, eignet sich ein Trennschleifer (Flex) mit einer 1mm Scheibe, welche es mittlerweile sogar in Baumärkten gibt, am besten, der geht durch das poröse Material durch, wie durch Butter.
    Stein- oder Metallscheiben sind egal! Bei längeren Schnitten sollte man sich diese vorher mit Marker anzeichnen!
    NICHT im Wohnzimmer flexen - von der Schnittbreite bleibt wirklich nur Staub übrig!!! Vorher etwas naß machen reduziert die Sache etwas.


    BOHRUNGEN
    Bohrungen in das nasse, hochporöse Material an die richtigen Stellen zu bringen, ist außerordentlich schwierig, da es während des Trocknens und Brennens noch unheimlich arbeitet, von der Stabilität einmal ganz abgesehen. Die Bohrung soll ja später auch an der richtigen Stelle sitzen! Also besser vor Ort selber machen, das dauert auch bei größeren Löchern keine Minute. Dafür am Besten eine handelsübliche Lochkreissäge verwenden!



    Wenn irgendwo kleine Vorsprünge sind, die man vielleicht nicht haben möchte, oder die irgendwie im Weg sind - wir können ja nicht wissen, welcher Scheibenreiniger später benutzt wird - kann man sie einfach mittels Hammer und kleinem Meißel entfernen. Bitte nicht wie wild nur mit einem Hammer auf das Material eindreschen, da es aufgrund hoher Spannung sonst vielleicht nicht dort bricht, wo man möchte!



    Zu guter Letzt wird die fertige Keramik einfach abgespült. Das entfernt den anhaftenden Brennstaub. Auch wenn die Teile länger am Lager stehen, haftet viel Staub aus den Produktionshallen, aus dem unnötig Silikat entweichen kann, weil dieser ultrafeine Staub natürlich eine riesige Oberfläche hat. Das ist mit einem einfachen Schlauch blitzschnell gemacht.


    Will man die Keramik gleich in einem besetzten Becken verwenden, sollte man diesen Vorgang noch ein- zweimal wiederholen. Durch den Brennvorgang und das enthaltene Calcium und Magnesium, reagiert unsere Riffkeramik beim ersten Wasserkontakt noch stark basisch, da sich natürlich sofort deren Hydroxide bilden.
    Wer ganz sicher gehen will, läßt die Teile nach dem Abspülen einfach eine Nacht draußen stehen. Natürlich nicht bei -20°C, die Luft sollte schon ordentlich feucht sein!


    Kleinere Bauteile, wie einzelne Säulen, Miniriffe etc werden einfach zweimal kräftig abgespült und können dann nach kurzer Trocknungszeit direkt in´s Aquarium gestellt werden.


    Da wir uns mit Publikationen immer etwas schwer tun, gab es auch schon genug Leute, die das Material nicht gespült haben, und trotzdem kaum Algen in der Anfangsphase hatten, ich empfehle aber dringend, dies zu tun.

  • WÄSSERN


    Eine Wässerung der Teile, wie oft beschrieben wird, halte ich allerdings nicht für notwendig, sondern eher für übertrieben. Wenn man genügend Zeit und den Platz dafür hat, kann man das natürlich machen, aber es bringt nicht mehr wirklich viel.
    Eine gute Alternative ist, die Keramik bei Regenwetter ein paar Tage draußen stehen zu lassen, da sie dann immer wieder gewässert und getrocknet wird.


    Bei einer kompletten Neueinrichtung des Aquariums bietet es sich allerdings an, die komplette Einrichtung IM Aquarium zu wässern, da dieses meist ohnehin einmal zur Dichtigkeits- und Stabilitätsprüfung mit Leitungswasser gefüllt wird. Dann kann man auch die - vorher trotzdem gespülte - Keramik darin wässern.


    GEMÖRTELTE BECKEN sollten IMMER vorher einmal mit Leitungswasser gespült werden. Dazu läßt man, je nach Geduld, das Wasser 3- 7 Tage im Becken bei eingeschalteter Strömungspumpe und hängt die Hälfte des mitgelieferten Absorbers hinein.


    LICHT sollte selbstverständlich ausgeschaltet bleiben, aber natürlich darf man sich auch mal ein paar Minuten über seine neue Lampe freuen.....

  • Adsorber


    Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mit der Nährstofflimitierung zu beginnen. Da wir im System später nitratabbauende Bakterien und einen vernünftigen Stickstoffkreislauf kultivieren wollen, beschränken wir uns logischerweise darauf, SILIKAT und PHOSPHAT aus dem System zu entfernen.


    Glücklicherweise gibt es inzwischen Kombiadsorber auf Eisenbasis, welche in der Lage sind, beide Verbindungen gleichzeitig aus dem Wasserkreislauf zu entfernen.
    Wir liefern dieses, bei uns als DUBAD gehandeltes Material, bereits bei jeder Keramikauslieferung an Endkunden mit, damit diesbezüglich keine Fragen aufkommen und der Kunde von Beginn an ein passendes Produkt in der Hand hält.


    Ich empfehle die halbe Menge in einem Damenstrumpf von Beginn an in das Aquarium zu hängen und leicht anzuströmen. Der Einsatz in einem Filterbecken geht natürlich genauso gut.
    Nach der Spülung mit Leitungswasser kann der Absorber getauscht und das Becken mit Osmosewasser befüllt werden. Die Wirksamkeit des Absorbers in Leitungs- und erst recht in Osmosewasser ist natürlich höher und die Reaktion verläuft schneller, da zunächst kaum andere Substanzen im Wasserkörper gelöst sind.
    Später in Meerwasser mit seinen vielen gelösten Verbindungen dauert die Reaktion etwas länger.


    Jeder kann also selbst entscheiden, wie lange er das Becken mit reinem Osmosewasser und Absorber laufen läßt, ich empfehle aber 3 Tage als Minimum.
    Manche wechseln das Osmosewasser sogar noch einmal aus, was zumindest bei kleineren Becken durchaus möglich und nicht so kostenintensiv ist.


    Wer alles richtig machen will und etwas Zeit hat, läßt das neue Aquarium also zunächst eine Woche mit Leitungswasser laufen, wechselt den Absorber danach aus und betreibt das Becken dann nochmals eine Woche mit Osmosewasser. Dann kann aufgesalzen werden, entweder das schon vorhandene Osmosewasser oder eine Neubefüllung.


    Eine noch längere Wässerung halte ich für überflüssig! Es gibt Anwender, die gar nicht gewässert haben, andere haben diese Behandlung auf 6 Wochen ausgedehnt. Beide Fraktionen haben heute tolle Becken, es liegt also etwas im Gefühl des Aquarianers, wie lange er ein leeres Aquarium erträgt.

  • MARINOSTABIL


    Da in einem frisch mit Salzwasser angesetzten Aquarium noch diverse chemische Reaktionen ablaufen und durch die neue Keramik Calcium und Magnesium noch in Lösung gehen können, empfiehlt es sich, daß System auf chemischem Wege etwas laienhaft ausgedrückt "zu beruhigen".
    Am Anfang, wenn gar keine Verbraucher im Becken sind, benötigt man ja keinen Calciumwert am oberen Limit. Der durch die Brennoxide leichte Hang zur Hydroxidbildung sorgt außerdem dafür, daß in frischen Riffkeramikbecken die Karbonathärte stark fallen kann. (Der selbe Effekt wie beim Kalkwasser!)
    Dies wird von einigen Steinkorallen bei gleichzeitig hohen Calciumwerten nicht toleriert.
    Das sogenannte Kalk - Kohlensäure Gleichgewicht ist dann anfangs stark in Richtung Calcium verschoben, so daß der pH Wert auch nicht bei optimalen 8,2 liegt.


    Dem wirkt man einfach mit unserem Produkt MARINOSTABIL entgegen. Dies liegt jeder Lieferung, welche direkt hier im Haus bestellt wurde, ebenfalls in ausreichender Menge bei.
    Als grobe Dosieranleitung kann man etwa einen gestrichenen Teelöffel pro 250 Liter Wasser annehmen. Das hängt aber sehr stark von der verwendeten Salzmarke und der Menge Keramik ab, die man verwendet.
    Viel einfacher ist eine Kontrolle über die Karbonathärte, die man damit zwischen 8-10kH einstellt. Dabei kann die angegebene Dosierung durchaus 3 x täglich angewandt werden.


    ACHTUNG: Es reicht, wenn eine kH von 8-10 nach etwa 1-2 Wochen erreicht ist - keinesfalls die ganze Dose am ersten Tag in das Becken kippen!!! (Alles schon erlebt :(!)


    Man kann das Produkt später auch einfach weiter verwenden, da es die Karbonathärte oben hält, den pH Wert stabilisiert und die Aufnahme von Spurenelementen erleichtert.


    Auf diese Weise wird der Wasserkörper einfach und preiswert in den ersten Monaten so eingepegelt, daß die allermeisten Organismen eine gute Lebensgrundlage finden. Das heißt jedoch nicht, daß man sein Becken jetzt nach zwei Wochen bis zur Oberkante mit den buntesten Steinkorallen vollpacken kann! Ab jetzt ist wirklich Geduld gefragt!

  • Wasserstests


    Natürlich kribbelt es dem neu beginnenden Aquarianer, dem alten Hasen sowieso, jetzt in den Fingern und er möchte gern wissen, was da jetzt im Becken in chemischer Hinsicht "so los ist".


    Aquarienindustrie und Internetforen sorgen auch dafür, daß dieses Thema auch immer present ist. Man sollte sich jedoch klar machen, daß Messwerte in erster Linie dazu da sind, sich den IST ZUSTAND eines Beckens zu vergegenwärtigen und eine Strategie zu überlegen und nicht Auslöser panischen Handelns zu sein und nur wegen eines vermeintlich falschen Messwertes alles Mögliche in sein Becken zu kippen.


    Ich frage mich auch immer, ob es Sinn macht, wenn manche Leute sich 30 verschiedene Pillen pro Tag einwerfen, aber das können Ärzte sicherlich besser beurteilen.


    Nach 20 Jahren Berufsmeeresaquaristik war ich doch ziemlich erstaunt, daß erst jetzt eine kleine, feine Firma aus Oberhausen auf die Idee kommt, das Thema Messungen etwas ernster zu nehmen und für den Heimanwender ohne chemische Vorkenntnisse ein paar Wassertests zu liefern, die nicht nur in der Anwendung Maßstäbe setzen sondern auch wirklich zu guten nachvollziehbaren Ergebnissen führen.
    Ich habe keine Ahnung warum es bis zum Jahr 2010 dauern mußte, daß Testkithersteller - und das Zeug ist ja in der Regel nicht billig - Ihren Produkten mal eine ordentliche Referenz beilegen!?


    Insofern seien also die Tests der Firma Gilbers Umwelttechnik allen testenden Aquarianern hier an´s Herz gelegt. Der Inhaber, Peter Gilbers, ist ja selbst hier im Forum aktiv und beantwortet rührig und mit unglaublicher Geduld die immer wiederkehrenden Fragen der "Testgemeinde".
    Ich habe die Firma kürzlich selbst besucht, um mir einen persönlichen Eindruck von der Arbeitsweise dort zu machen. Ich kann nur sagen: weiter so!
    (Ich fühlte mich etwas in die Hexenküchen meines Chemiestudiums zurückversetzt :])


    Es liegt mir keineswegs daran, andere Produkt am Markt schlecht zu machen oder deren Qualität in Frage zu stellen, aber die simple Tatsache, eine Referenzlösung beizulegen, an der man zunächst einmal die Qualität der Tests und seine eigenen Fähigkeiten überprüfen kann, bedarf nun eigentlich keiner großartigen Intelligenzleistung, da hätte man auch schon 40 Jahre früher drauf kommen können.


    Wer also Spaß an der Wasseranalytik hat, ist hier gut aufgehoben. Also bitte bei Fragen an die Öffentlichkeit referenzierte Messwerte posten und nicht immer den lapidaren Satz: "Im grünen Bereich".


    Phosphat bei 0,15mg pro Liter, gemessen mit einem Kombitest für alles Mögliche und unter Kerzenlicht abgelesen, ist nämlich so gar nicht im grünen Bereich!!!


    Wenn man sich also auf Messwerte beruft oder diese zur Beurteilung seines Aquarienzustandes heranziehen möchte, sollten diese auch mit guten Hilfsmitteln und hinreichender Genauigkeit zustande gekommen sein.


    Wir liefern die Tests auf Wunsch mit aus, ansonsten kann man sie hier direkt oder über ausgewählte Händler bestellen:


    http://www.filtergranulat.de/p…27hguu55e9lri9ctn5iq9qpjf

  • Ich plädiere dennoch bei der Interpretation von Messergebnissen zu äußerster Vorsicht. In bestimmten Situationen, beispielsweise Cyanobefall, sind genaue und zuverlässige Messwerte sicherlich eine große Hilfe - keine Frage.


    In der alltäglichen Aquarienpraxis werden, gerade unsachgemäß erfaßte oder falsch interpretierte, Messwerte absolut überbewertet und führen oft zu fatalen Fehlentscheidungen.


    Mein erstes Meeresaquarium hatte ich im Alter von 5 Jahren, selbst wenn es da Testkits gegeben hätte, wäre mir die Gebrauchsanweisung sicherlich ein Rätsel geblieben.
    Mit 14 Jahren habe ich meine erste Rückwand aus Portlandzement gebaut und eingesetzt. Das wird ja heute aus Kostengründen von manch einem immer noch probiert. Es wurde ein wunderschönes Aquarium, so wie es damals in den 80igern üblich war. Hätte ich damals einen Silkattest gehabt, wären dort mit Sicherheit niemals Tiere eingezogen.
    Heute mit 47 ein Biologie- und Chemiestudium, Tätigkeit als Meeresbiologe und 20 Jahre selbstständiger Tätigkeit als professioneller Aquarianer später, habe mit Sicherheit mehr als 1000 (In Worten: EINTAUSEND) Meeresaquarien selbst gebaut, ausgeliefert und betreut oder geplant. Zum Teil hatten allein die Planungshonorare den Gegenwert eines flotten Zweitwägelchens. Es könnte also sein, daß die vielen Erfahrung, die ich in dieser Zeit gesammelt und in schöne Aquarien umgesetzt habe, durchaus zum Erfolg führen.
    Wer in viel in Foren unterwegs ist, neigt oft dazu, die Postings mancher Leute überzubewerten, welche zwar eine feste Meinung, aber oft nicht mal ein Aquarium haben. Zumindest interpretiere ich die vielen Gespräche der letzten Jahre mit Anfängern so.


    Ich warne deshalb nochmals dringend davor, nur weil ein MESSWERT vermeintlich nicht stimmt, irgendwlche gravierenden Veränderungen am Aqurium vorzunehmen.


    Letztendlich ist es entscheidend, den Nährstoffkreislauf eines Beckens in den Griff zu bekommen, also den Eintrag - Verbrauch und Austrag von Nährstoffen zu verstehen und LANGSAM auszupegeln. Das ist kein großes Geheimnis und verzeiht auch hin und wieder Fehler, solche biologischen Systeme, wie unser Aquarium, reagieren in der Regel ziemlich träge.


    Daher eine kurze Empfehlung, welche Messwerte bedeutsam sind und wie man damit umgeht:


    NITRAT: messe ich schon seit Jahren nicht mehr und gebe dem auch keinerlei Bedeutung. Erst wenn man Cyanobakterien verstärkt auftreten, sollte man ermitteln, ob es im System an Nitrat mangelt. Dann ist eine Verringerung das Phosphatwertes IMMER der bessere Weg. Bei wirklich üppigstem Korallenwachstum - aber wer hat das schon(?!) - kann es ebenfalls zu Nitratmangel kommen, den man aber am besten durch ausgiebigere Fütterung ausgleicht (KEIN TROCKENFUTTER!).
    NITRATZUGABE sollte wirklich nur absoluten Profis vorbehalten bleiben, die genau wissen, was sie tun!
    Die Nitratmessung in Seewasser ist äußerst schwierig und von vielen Faktoren abhängig. Man sollte also einem 10€ Test nicht einfach blind vertrauen.


    NITRIT: Eigentlich ein überflüssiger Wert, wenn man seinem Aquarium in der Startphase etwas Zeit gibt und nicht gerade regelmäßig Fische importiert.


    CALCIUM: Spielt im Riffaquarium natürlich eine wichtige Rolle, kann aber bei der Verwendung von unserer Riffkeramik im ersten halben Jahr getrost ausgeblendet werden, es sei denn, die Korallen wachsen schon wie verrückt, was ich aber als Ausnahme betrachte. Später benutzt man Kalkwasser oder die Balling Methode - beides geht wunderbar.
    Zu hohe Calciumwerte, welche in frischen Riffkeramikbecken oft auftreten, regulieren sich durch das natürliche Kalk - Kohlensäuregleichgewicht von selbst nach gewisser Zeit. Guter Gasaustausch (Abschäumung) ist wichtig.
    Schneller ausgleichen kann man einen zu hohen Wert mit MARINOSTABIL oder ähnlichen Präparaten(z.B. Tropic Marin Tripple Buffer).


    MAGNESIUM: Fast genauso wichtig wie Calcium und einfach zu messen. Wird auch etwa nach einem halben Jahr interessant. Kalkalgen verbrauchen in großem Stil Magnesium und stellen bei Mangel das Wachstum ein. In Aquarien mit unserer Riffkeramik passiert das aber sehr spät, da diese genug Mg enthält, welches die Kalkalgen offensichtlich nutzen können, denn sie wachsen auch noch in Becken mit relativ niedrigen Werten im Freiwasser.


    PHOSPHAT: Eigentlich DER ENTSCHEIDENDE Parameter für die Entwicklung eines Meeresaquariums. Diesen sollte man wirklich von Anfang an im Auge behalten. Zuerst wöchentlich, später monatlich messen.
    Man lernt aber schnell "mit den Augen zu sehen". Überangebot führt fast immer zu Algenwachstum. Eine Interpretation von Phosphat-MANGEL IMMER mit äußerster Vorsicht genießen und lieber nochmal nachprüfen.
    Erhöhung möglichst nur über Frostfutterzugabe, direkter Phosphatgabe würde ich nur wagen, wenn eine gute Analytik bereitsteht - für den Normalaquarianer gilt: Finger weg von solch waghalsigen Experimenten!
    In "normalen Aquarien" am besten immer etwas Absorber mitlaufen lassen!


    SILIKAT: kann man messen, muß man aber nicht. Man verwendet, wie beim Phosphat einfach einen Kombiadsorber und der Wert sinkt dann automatisch irgendwann auf unter 1mg. Eine Zufuhr erfolgt fast immer durch Wassernachfüllung, da Osmoseanlagen keine 100%ige Rückhalterate haben. Austrag wird größtenteils durch gute Abschäumung von planktischen Kieselalgen und deren Resten ("braune Brühe") gewährleistet, den Rest macht der Absorber.


    Dieses Aquarium wurde zeitlebens mit Wasser versorgt, welches mit 25mg Silikat (!!!) aus der Leitung kam. Trotz Osmose war der Silikatgehalt der Riffkeramik war wirklich Stefans kleinstes Problem!
    Aber er hat ja dennoch gut lachen!


    KABONATHÄRTE: wurde bei der Verwendung von MARINOSTABIL schon erwähnt. Sie kann in frischen Riffkeramikbecken auf 4kH abfallen, was bei gleichzeitig hohen Calcium- und Magnesiumwerten für Kalkbildende Korallen schwierig wird. Sie ist einfach zu messen und mit MARINOSTABIL nach oben zu korrigieren. Der optimale Wert liegt bei 8 - 10kH.

  • Nachdem wir uns das also noch einmal klar gemacht haben und unsere Geduld - und die unserer Mitbewohner - durch den leeren weißen Kasten doch arg strapaziert wurde, kann es jetzt losgehen und zwar mit dem


    AUFSALZEN


    Egal ob man nun einmal oder zweimal mit oder ohne Osmosewasser gespült hat: irgendwann muß Salz rein. Auch dazu gibt es immer wieder Fragen.


    Grundsätzlich kann man sagen, daß es im Fachhandel eine gute Auswahl von Markensalzen verschiedener Hersteller gibt, die durchweg eine gute Qualität haben. Vorsicht ist dann angebracht, wenn zu viel vollmundige Werbung im Spiel ist.
    Salze, die irgendwie das Wort "reef" im Namen tragen, sind in der Regel zusätzlich mit Calcium angereichert. Diese zusätzliche Ausgabe kann man sich bei Verwendung unserer Riffkeramik sparen, da Calciummangel so ziemlich das Letzte ist, womit man es zu tun bekommt. Abgesehen davon ist Kalkzugabe relativ preiswert zu bewerkstelligen. Hier kann jeder also selbst entscheiden, welches Salz er einsetzen will. Für späteren regelmäßigen Wasserwechsel hatte ich mir angewöhnt, wöchentlich zwischen zwei Salzmarken zu wechseln.


    Wirklich wichtig ist ein guter Magnesiumwert des angesetzten Frischwassers, wenn man das Salz auf Dauer verwenden will.

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  • BELEBUNG


    Nun soll also wirklich Leben in die Bude. Das ist in jedem Fall wichtig, damit das System nicht komplett ausgehungert wird und sich die Nahrungskreisläufe entwickeln können.


    Der richtige Zeitpunkt dürfte etwa bei drei Tagen nach der Aufsalzung liegen, dann sind die meisten chemischen Reaktionen abgeschlossen. Moderne Salze erlauben sogar einen noch schnelleren Besatz.


    Dieser sollte, die letzten Kapitel nahmen es schon vorweg, aus


    LEBENDEN STEINEN
    HÖHEREN ALGEN als Nahrungskonkurrenten für Aufwuchsalgen und
    KIESELALGENFRESSERN bestehen.


    Schauen wir uns das im Einzelnen an:


    LEBENDE STEINE sind natürlich das Mittel der Wahl, um genügend Mikrofauna - das sind keineswegs nur Bakterien - in das Aquarium zu bekommen. Sie sind Grundlage vieler gewünschter Organismen, beispielsweise Kalkalgen.
    Dummerweise werden lebende Steine in KILOGRAMM gehandelt, was aber eine GEWICHTS - Einheit ist, die über das Volumen, welches man IM Aquarium verteilen will, überhaupt nichts aussagt. Ich betone das deshalb, weil immer wieder nach der Menge gefragt wird und die Leute sich dann irgendetwas aus ein paar Kilo zurechtstapeln und vom Ergebnis meist enttäuscht sind. Man sollte sich, wenn man mit lebenden Steinen wirklich dekorieren will, beim Händler vor Ort ruhig die Zeit nehmen und damit eine Dekoration üben und danach wiegen. Nicht erst xx Kilo bestellen und dann zu Hause feststellen, daß man einen Haufen hat, der nach nichts aussieht.
    MENGE: In gut strukturierten Riffkeramikbecken haben lebende Steine kaum eine ästhetische Funktion, sondern nahezu nur eine biologische. Daher ist die Menge auch nicht ausschlaggebend. Ich empfehle deshalb immer, bei einem Händler ein paar wirklich schön zerklüftete und gut bewachsene lebende Steine auszusuchen. Auch gute Online Händler machen so etwas für Kunden! Die Menge spielt nicht die entscheidende Rolle. Es gibt Riffkeramikbecken, die nur mit ein paar kleinen Stücken eingefahren wurden, andere haben zusätzlich fast 100 KILO (?) verbaut. Jedem nach seinem Gusto und Geldbeutel. Aber viel hilft nicht viel, die
    QUALITÄT entscheidet! Kugelförmige, noch dazu schwere Steine sind denkbar ungeeignet, aber schön preiswert und daher verlockend! Besser sind stark zerklüftete Strukturen oder dünne Platten. Diese haben die größte Oberfläche. Der Bewuchs sollte vor allem aus violetten Kalkalgen bestehen, da wir diese später ja auch als Bewuchs auf der Keramik haben wollen.
    Die Steine werden deshalb auch IM Aquarium verteilt, können später aber auch in den Filter wandern, wenn kein Platz mehr für Korallen vorhanden ist. Aber so weit sind wir noch nicht. Ob die Steine "frisch aus dem Meer" oder gut kultiviert von einem Händler kommen, spielt keine Rolle. Wirklich frisch aus der Box, benötigen sie allerdings einige Tage, um keine Vergiftungen mehr hervorzurufen (Nitrit oder abgestorbene Schwämme).
    Werden lebende Steine wirklich fachgerecht kultiviert, können sie fast nur noch mit Kalkalgen bewachsen sein, wie im Bild.


    ALGEN hatten wir schon besprochen, Caulerpa sertularoides, die Fiedercaulerpa, ist zäh und wächst am schnellsten, andere Arten gehen aber genauso gut. Da es sich aber im Grunde um einzellige Algen handelt - auch wenn sie keineswegs so aussehen(!) - kommt es öfter vor, daß der gesamte Bestand fast über Nacht zusammenbricht und vergilbt. Die Reste nicht entfernen, sie treiben nach kurzer Zeit wieder aus!


    Auch Rotalgen sind möglich, werden aber sehr schnell von Doktorfischen gefressen.


    Drahtalgen wachsen langsam und sehen nicht so schön aus, sind aus biologischer Sicht aber genauso
    gut geeignet und äußerst zäh. Gefressen werden sie kaum, man muß sie später selbst entfernen.


    KIESELALGENFRESSER sind in erster Linie Fische, Schnecken und Einsiedlerkrebse. Letztere kann ich nicht empfehlen, sie sind zwar putzig, werfen aber alles um, so daß man ihnen ständig hinterherräumen muß, so daß anfangs die Korallen schlechter festwachsen. Die Menge, die sie fressen hält sich arg in Grenzen.


    Gehäuseschnecken (Turbo, Trochus, Nerita, ...) sind eher nur für kleine Becken geeignet, da die Fraßmenge doch recht gering ist. Bei Becken ab 1m Länge empfiehlt sich daher eher ein Seehase Dolabrifera dolabrifera. Diese Tiere vertilgen große Mengen Kieselalgen. Wenn diese später weniger werden kann man sie sicherlich wieder zum Händler zurückbringen, in Becken über 150cm Länge, können sie dauerhaft verbleiben, weil es immer irgendwo Algen zu fressen gibt.
    Das Tier einfach nach Beckengröße aussuchen und erst einätzen, wenn wirklich Kieselalgenbeläge vorhanden sind, sonst verhungern sie! Dafür kann man ihnen später beim Fressen zusehen!

  • FISCHBESATZ


    Wichtig für jedes Aquarium, welches neu gestartet wird sind KIESELALGEN - Fresser. Es ist schon erstaunlich, welche Fische manch ein Händler da anbietet. Daher die wichtigsten Empfehlungen:


    Eigentlich kommen nur zwei Gattungen in Frage:


    CTENOCHAETUS - BORSTENZAHNDOKTORFISCHE
    Arten dieser Gattung gehören eigentlich immer von Anfang an in ein Aquarium. Ctenochaetus tomininesis ist der kleinste Doktorfisch und noch dazu mit seinen orangefarbenen Flossen sehr attraktiv! Auch in nicht so großen Becken läßt er sich gut paarweise halten.
    Andere Vertreter der Gattung, wie der abgebildete C. striatus sind allerdings untereinander, und zu Schleimfischen, äußerst aggressiv, da reicht oft ein Exemplar.


    SALARIAS - ALGENBLENNIES
    Auch andere Gattungen, mit kleineren Arten hauptsächlich im Spülsaum leben, sind sehr gute Kieselalgenvertilger und für kleinere Aquarien geeignet. Salarias sind aber leider, wie auch Borstenzähner untereinander sehr unverträglich. Dies gilt besonders für den hier abgebildeten S. fasciatus, der am häufigsten im Handel angeboten wird.
    Eine Ausnahme, aber auch größte Art, ist Salarias ramosus, welchen man in größeren Becken auch als Gruppe pflegen kann - eine sehr spannende Angelegenheit! Außerdem sind das sehr hübsche Fische.


    Auch der abgebildete Acanthurus sohal ist ein Kieselalgenfresser, allerdings beileibe kein Anfängerfisch und nur für wirklich große Becken geeignet!


    ACHTUNG: gelbe Doktorfische und Palettendoktorfische, die gern als Algenfresser verkauft werden, fressen GRÜNALGEN und nützen daher am Anfang wenig!

  • Hier die am besten geeigneten Algen, die man im Handel bekommt:


    Caulerpa sertularoides (taxifolia)
    Caulerpa scalpelliformes
    Chaetomorpha - Drahtalgen
    Halymenia - Rotalgen

  • AB JETZT: GEDULD !!!


    Wer die nicht hat, für den beginnt die harte Phase! Fehler die man jetzt macht, benötigen aber am Ende noch mehr Zeit! Deshalb eines vorweg:


    DAS SYSTEM ZUR RUHE KOMMEN LASSEN !!!


    Es nützt überhaupt nichts, ständig irgendwas an dem Becken zu ändern oder gar hineinzukippen! Es sollte einfach nur ein Kombiadsorber im Filterkreislauf mitlaufen und die Karbonathärte kontrolliert werden - das ist das Wichtigste.


    Man kann die Entwicklung des Nahrungskreislaufs etwas (!) durch die Zugabe einer Kohlenstoffquelle (Alkohol) beschleunigen, aber normale Fütterung der Tiere reicht auch aus.


    Je nach Größe des Beckens hat man nun seine Anzahl Algenfresser, die selbstverständlich gefüttert werden und beginnt LANGSAM das Aquarium zu beleuchten.
    Auch einige einfache niedere Tiere, die kaum Calcium benötigen sind schon möglich, vor allem Scheiben- und Krustenanemonen sind sehr gut als Anfangstiere geeignet.

  • LICHT


    Wie schon bei den Nährstoffen ausgeführt, bedarf es zur Bildung von Biomasse noch einer Energiequelle und im Aquarium ist das LICHT.
    Licht bestimmter Wellenlängen läßt pflanzliche Organismen wachsen. Dies werden am Anfang vor allem niedere Algen sein. Da wir diese nicht haben wollen, müssen wir also, wie schon geklärt, erstens eine Nährstofflimitierung durchführen und zweitens nur so viel Licht zugeben, daß diese unerwünschten Algen nicht überhand nehmen.


    Dabei kommt uns der glückliche Umstand entgegen, daß diese Einzeller mit Massenvermehrung vor allem weißes Licht bevorzugen.
    Wenn man sein Becken also anfangs nur blau beleuchtet, haben höhere Caulerpa Algen und einfache Korallen einen großen Vorteil und werden sich gut entwickeln. Da sie auch in tieferem Wasser leben können, macht ihnen ausschließliches Blaulicht nichts aus. Sie wachsen zwar etwas langsamer, aber das ist am Anfang des Aquariums egal.


    Die DAUER der blauen Beleuchtungsphase ist so eine Gretchenfrage, die immer wieder gestellt wird. Als Empfehlung gebe ich immer mindestens vier Wochen an, weiß aber schon, daß die wenigsten sich daran halten, gerade wenn das Becken im Wohnzimmer steht. Es geht ja auch nicht darum, einen absoluten Zeitpunkt festzulegen! Das hängt natürlich auch davon ab, welche Menge Futter zugegeben wird und wie viele Tiere darin leben.
    Jeder kann selbst durch intensives Beobachten feststellen, in welche Richtung sich das System bewegt. Wachsen die Aufwuchsalgen zu stark, kann man das Licht wieder etwas reduzieren oder wieder auf blau zurückgehen.
    Zeigen die Bewohner Ihre Polypen und sind geöffnet, sollte man sich nicht scheuen, nach und nach mehr Korallen nachzusetzen, denn auch sie sind Konkurrenz für einzellige Algen.


    Sehr vernünftig ist, wenn man nach der Blaulichtphase zunächst nur 1-2 Stunden weiß beleuchtet, nämlich dann, wenn man abends auch Zeit und Muße für sein Aquarium hat! So wird das System "langsam hochgefahren". Kommen zu viele Aufwuchsalgen, reduziert man die weiße Beleuchtungsdauer einfach wieder!


    Dann kann man auch prima beobachten, welche Organismen die Oberhand gewinnen. Also nicht panisch werden, wenn es hier und da ein paar Algenflecken gibt - das ist vollkommen normal!


    Wenn Kieselalgen sich nicht allzu massenhaft entwickeln, dann sind sie als dünner durchsichtiger Flaum erkennbar - genau den fressen die vorher empfohlenen Tiere. (Hier gut an der Turboschnecke zu erkennen, sie kann sich ja nicht selbst reinigen!)


    Irgendwann wird die Geduld durch die ersten kleinen Kalkalgen belohnt:



    OZON
    Der Einsatz von Ozon in der Meeresaquaristik ist vor allem für die Vorbeugung und Behandlung von Fischkrankheiten empfehlenswert. Die Geräte sind nicht allzu teuer und rentieren sich auf jeden Fall, wenn man das Hobby länger betreibt. Außerdem sollte einem die Fischgesundheit als Pfleger ohnehin am Herzen liegen.
    Eine gute Empfehlung ist, so ein Gerät auf 10mg ständig in der Ansaugung des Abschäumers mitlaufen zu lassen.
    Bei Ausbruch einer Krankheit kann man den Wert dann, je nach Beckengröße, erhöhen.

  • ANDERE NEUE BEWOHNER


    Natürlich soll das neue Aquarium nicht langweilig sein, die Kinder wollen schließlich "Nemos gucken".


    Jetzt zeigt sich, wer wirklich Geduld hat und sein Aquarium versteht. Es kommt also darauf an, Tiere hinzuzusetzen, welche gut aussehen und wenig Nahrung benötigen.
    Es soll, wie oben schon erwähnt, "Leben in die Bude".


    Besonders geeignet dafür sind Putzergarnelen, sie sehen toll aus, sind immer zu gebrauchen und eignen sich prima als Restevertilger. Man kann also getrost auf etwa 50 Liter Wasser eine Garnele einsetzen.
    Sie können gleich mit den ersten Fischen einziehen.
    Zu empfehlen sind vor allem Weißband- und Kardinalsgarnelen, da sie auch meist zu sehen sind. Sie sollten aber mindestens zu zweit gehalten werden.


    Es spricht auch nichts dagegen in den ersten vier Wochen nach den lebenden Steinen ein Paar kleine Nemos oder andere kleine Fische, die keinen großen Futterbedarf haben, einzusetzen.


    Auf diese Weise wird ein ganz normaler Nahrungskreislauf in Gang gesetzt. Der Aquarianer selbst hat nun durch die Kontrolle des Phosphatwertes und die die Überwachung der Beleuchtungsintensität die Aufgabe, das Ganze System in die gewünschte Bahn zu lenken. Das ist werde besonders schwierig, noch ein großes Geheimnis.

  • UMZÜGE


    Ich erwähnte schon, daß bei genauerer Nachfrage, die meisten Aquarianer doch einräumen, sich "nicht so ganz" an die empfohlene Einfahranleitung gehalten zu haben. Die häufigste Ursache ist einfach die Ungeduld. Da muß jeder mit sich selbst kämpfen, ich habe aber ja gerade ausgeführt, welche Organismen sich prima eignen, das Aquarium von Anfang an interessant wirken zu lassen.


    Eine schwierige Hürde sind allerdings Umzüge, da hat man meist gar keine Möglichkeit für eine lange Einfahrphase und auch genug andere Probleme um die Ohren.


    Hier muß jeder für sich eine vernünftige Planung machen, wie das Ganze möglichst ohne Streß und großes Chaos für das vorhandene biologische System über die Bühne geht.


    Solange das alte Becken gut intakt war, spricht überhaupt nichts dagegen, soviel wie möglich Material mitzunehmen, mit einer Ausnahme:


    BODENGRUND
    Diesen möglichst gar nicht aus dem alten System mitnehmen, sondern bis auf ein paar Handvoll komplett entsorgen. In der Regel ist der Bodengrund eines alten Aquariums eine riesige Phosphatfalle.
    Wenn er nur 2cm hoch ist und durch viele grabende Tiere gut gepflegt wurde, kann man ihn komplett verwenden - das ist nach meiner Erfahrung aber eher die Ausnahme. Neuer Bodengrund kostet nicht so viel und wird schnell wieder besiedelt.
    Nimmt man allerdings kaum Steine mit, sollte es schon etwas mehr Bodengrund sein, diesen aber unbedingt auf seinen Mulmgehalt prüfen. Wenn möglich mit altem Aquarienwasser ausspülen.
    Für besseres Verständnis nimmt man einfach eine Tasse Bodengrund aus dem Becken, rührt kräftig mit dem Finger um und prüft dann den Phosphatgehalt des darüberstehenden Wassers.


    Eventuelle Beschwerden dann aber nicht an Peter Gilbers, sondern seinen Futterhersteller schicken... :]


    Danach gilt das Gleiche, wie schon beim normalen Einfahren ausgeführt, nur das hier alle der oben angegebenen Wasserwerte zumindest wöchentlich kontrolliert werden sollten.
    Eingreifen sollte man aber nur bei der Karbonathärte und dem Phosphatwert, alles Andere hat etwas Zeit.


    Auch wenn sich das jetzt alles etwas gruselig anhört, gibt es aus der Erfahrung genug Beispiele, wie selbst absolute Hau - Ruck - Aktionen problemlos über die Bühne gegangen sind. Das muß man aber nicht unbedingt nachmachen, etwas Planung und behutsame Handhabung führen mit größerer Sicherheit zum Erfolg.

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  • BAKTERIEN


    Eigentlich eher ein Reizthema. Die Meeresaquaristik hat in den letzten 20 Jahren schon so manche Modeerscheinung mitgemacht:


    Rieselfilter
    Fallstromabschäumer
    Kalkreaktor oder
    Schlammfilter


    waren alles Geräte oder Verfahren, ohne die, glaubte man den vollmundigen Werbeversprechen, ein vernünftiges Meeresaquarium gar nicht möglich wäre. Nur wenige Jahre später führen solche Dinge allenfalls ein Nischendasein oder sind ganz in der Versenkung verschwunden und dabei erhebt diese kleine Auflistung keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit! Sehr vorsichtig sollte man Werbeformulierungen wie: "Neu aus den USA" sein, den Amis kann man jeden Unfug verkaufen - die glauben einfach alles!


    Auch bei der Verwendung künstlich vermehrter Bakterienkulturen bitte ich also höflichst, zunächst den eigenen Verstand zu gebrauchen.


    Will mir wirklich jemand ernsthaft weismachen, daß in solch einer kleinen Ampulle mit KLARER (!!!) Flüssigkeit mehr Bakterien enthalten sind, als in einem nicht einmal faustgroßen lebenden Stein?


    Wenn ich mit soetwas meinem Mikrobiologieprofessor in der Prüfung gekommen wäre, hätte er mich, und das vollkommen zu Recht, binnen Sekunden aus dem Raum gebürstet...


    Also: Zunächst kann man NIEMALS die Organismenvielfalt - und auf die kommt es letztendlich an - eines lebenden Steines in ein Fläschchen zwängen und hoffen, daß daraus ein besseres Meeresaquarium entsteht, als aus einem gut bewachsenen Stein, den man dem Meer entnommen hat! Ich denke, diesen Fakt kann jeder selbst nachvollziehen.


    Ob die MENGE nützlicher - aber wer kann das schon so genau definieren(?) - Bakterien die, sagen wir mal 24 Stunden nach Zugabe, noch im System und nicht schon längst wieder abgeschäumt ist, wirklich annähernd so groß ist, wie das, was aus lebenden Steinen innerhalb von Wochen oder Monaten aktiv wird, darf ebenfalls bezweifelt werden!


    Bakterienkulturen sind genau das, was der Name schon sagt, nämlich KULTUREN - also zuchtfähige Organismen, die man in eine Flasche stecken, lange lagern und verschicken kann.
    Diese Eigenschaft KANN, MUSS aber keineswegs mit der Verwendbarkeit im Aquarium zu tun haben!!!


    Um mich nicht falsch zu verstehen: Es geht nicht darum, einzelne Firmen oder Produkte zu verteufeln, ich denke auch, daß hinter manchem viel Engagement und Herzblut steckt, ABER:


    Ein lebender Stein kommt aus dem Meer und ist in seiner Vielfalt durch nichts zu ersetzen!


    Dabei ist, wie schon erwähnt, nicht die Menge entscheidend, sondern einfach nur der Bewuchs. Den kann auch jeder Laie, durch intensives Betrachten beurteilen, falls nicht, hier ein paar Beispielbilder.


    Natürlich werden längst nicht alle darauf wachsenden Organismen im Aquarium weiterleben, aber die für unser Aquarium wichtigen Bakterienstämme auf jeden Fall.
    Als Voraussetzung dafür benötigen Sie natürlich Nahrung, die wir Ihnen zur Verfügung stellen, indem wir unsere Fische füttern.
    Wer es besonders gut machen will, stellt, wie oben schon erwähnt, eine Kohlenstoffquelle in Form von Alkohol (Essig wird beispielsweise in der Zeovitmethode verwendet, ist allerdings für chemisch nicht so Bewanderte schwerer beherrschbar) oder handelsüblichen Produkten zur Verfügung.


    Unser Produkt heißt Baktostart und ist in der Handhabung etwas sicherer als Alkohol, da der Kohlenstoff nicht in gesamter Menge sofort zur Verfügung steht und man nicht bei leichter Überdosierung sofort eine Bakterienblüte riskiert.
    Auch andere Firmen haben solche Produkte.


    Es kommt also mit Sicherheit mehr auf die FUTTERQUELLE für Bakterien, als auf letztere an, deren Natur man als Laie ohne mikrobiologisches Labor sowieso nicht nachprüfen kann.


    Ich wollte mit den letzten Zeilen Niemanden davon abhalten, solche Produkte zu kaufen, nur sollte man keinen unrealistischen Erwartungen erliegen!
    Eine vernünftige Mikrofauna entwickelt sich in vielen Wochen, das ist mit ein paar Glasampullen nicht getan!

  • GROBE FEHLER


    Nachdem wir in den letzten Kapiteln die am meisten gemachten Fehler schon ausführlich besprochen haben, kommen nun, nach nochmaliger, kurzer Auflistung, weitere Kardinalfehler, die immer wieder gern von Anfängern gemacht werden. Bisher haben wir also:


    - Nichtbeachtung des Phosphatwertes und zu viel Eintrag am Anfang (z.B. Trockenfutter)
    - Zuviel weißes Licht und somit Förderung unerwünschter Algen
    - Zu früher und vor allem falscher Tierbesatz (zuerst Kieselalgenfresser)
    - fehlender Si/PO4 Adsorber
    - zu niedrige Karbonathärte (bei Riffkeramikbecken)



    KALKREAKTOR
    Schon viel zu oft habe ich erlebt, daß Anfänger mit einem nagelneuen Aquarium UND Kalkreaktor aus einem Laden spazieren. Wie kommt manch ein Verkäufer nur auf eine solch absurde Idee???


    Zur Theorie
    Ein Kalkreaktor ist an sich eine prima Erfindung: mittels CO2 werden ehemals im Meer gewachsene Steinkorallen wieder aufgelöst.


    Dadurch wird erstens die Karbonathärte schön hoch gehalten, das Becken prima mit Calcium und Magnesium versorgt und außerdem noch ordentlich mit Spurenelementen. Und das auch noch genau in dem Verhältnis, wie die Korallen sie ehemals aus dem Meerwasser entzogen haben.


    Was will man(n) mehr - besser geht es ja eigentlich gar nicht!


    Soweit die Theorie - in der Praxis sah das leider deutlich anders aus. Als diese Dinger in den 90er Jahren so richtig in Mode waren, wurden schätzungsweise 80% aller Becken, deren Niedergang ich persönlich erlebt habe, durch einen Kalkreaktor gehimmelt!!!


    Warum?
    Erstens hat man wenig Einfluß darauf, welche Qualität der Korallenbruch hat, der da komplett aufgelöst wird. Wer sich einmal die Mühe macht und das mit Salzsäure tut, wird sich wundern, was für eine üble Brühe dabei entsteht. Wenn man diese dann auf ihren PHOSPHATGEHALT prüft, erlebt man nicht selten sein, im wahrsten Sinne des Wortes, BLAUES Wunder.
    Zweitens - und das ist viel entscheidender - hängt das Wohl und Wehe eines kompletten Aquariums von einem kleinen 5€ (In der Regel China - ) Bauteil namens Feinnadelventil ab. Wenn dieses Ding versagt - und das taten sie zu Hauf - oder auch nur ungenau arbeitet, hat man schnell einmal über Nacht pH 7 oder noch weniger in seinem Becken und das war´s dann!!!


    Um es kurz zu machen: Kein Aquarium benötigt im ersten Jahr irgendwas, was ein Kalkreaktor kann. Das sind Geräte für absolute Profis und Kontrollfreaks, die genau die Macken dieser Anlagen kennen und vor allem soviel Wasser hintendran haben, daß eine Fehlfunktion nicht gleich über Nacht einen kompletten Beckenbesatz in den Fischhimmel schickt.
    Ich schreibe diese Zeilen übrigens als ein Kalkreaktorenproduzent - wir haben viele hundert Anlagen in die ganze Welt verkauft - ich weiß absolut, wovon ich rede!


    Also Finger weg von so einem Ding, wenn überhaupt, dann sollte man ein sehr großes Becken und immer ein ZWEISTUFIGES Gerät haben. Außerdem mindestens 1 Jahr Erfahrung als Meeresaquarianer, damit man überhaupt merkt, wenn die Tiere empfindlich auf solche Veränderungen reagieren.


    Für professionelle Korallenzüchter, oder den, der soetwas mal werden will, gibt es aber kaum etwas Bequemeres - die schauen aber auch jeden Tag genau hin und sehen sofort, wenn etwas mit ihren Korallen nicht stimmt.

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  • SPURENELEMENTE


    sind gleich das nächste Reizthema. Wie der Name schon sagt, kommen sie nur in Spuren im Meerwasser vor. Wenn das Aquarium also bis zur Wasseroberfläche mit Korallen vollgewachsen ist, wird es früher oder später zu einem Mangel an gewissen Stoffen kommen. Das hängt sehr stark von der Häufigkeit und Menge des Wasserwechsels ab.


    Der grundlegende Gedanke bei einem NEUEN Becken ist aber NICHT DER MANGEL, sondern DAS WACHSTUM DER KORALLEN. Wer kann schon von seinem neuen Aquarium behaupten, daß die Korallen wie verrückt wachsen?


    Also braucht man auch auf GAR KEINEN FALL Spurenelemente!!! Die heutigen Salzmischungen sind ohnehin fast ausnahmslos mit solchen Elementen übersättigt, die Erstbefüllung gerade ein paar Wochen her - wo soll da ein MANGEL herkommen?


    Man erlebt immer wieder, daß wenn jemand ein Problem schildert, ihm zuerst geraten wird, dieses oder jenes Produkt der Fa. XY in´s Becken zu kippen.
    In der Regel fangen damit die Probleme aber erst richtig an. Oft genug gibt es zu allerlei Wundermittelchen - und der Markt ist ja mittlerweile übervoll davon - nicht einmal eine Inhaltsangabe. Die ganze Sache endet in der Regel sehr schnell in einem absoluten Blindflug: der Gutmeinende schüttet alles Mögliche in sein Aquarium, ohne auch nur halbwegs zu verstehen, was er da tut.
    Langjährige Forenleser wissen genau was ich meine.


    Wenn man einige Beiträge aufmerksam liest, kommt man fast zu der Erkenntnis, daß die Leute deshalb ein Meeresaquarium betreiben, weil man dort mehr hineinschütten kann, als in eine Süßwasserpfütze...


    Also:


    KEINE SPURENELEMENTZUGABE IM ERSTEN HALBEN JAHR!


    Um Niemandem zu nahe zu treten, verunglimpfe ich mich hier also lieber selbst:

  • FALSCHE KORALLEN


    Über dieses Thema läßt sich heftig streiten, natürlich gab es, ich erwähnte die berühmten Hau - Ruck - Aktionen ja schon, auch schon erfolgreiche Umzugsaktionen, bei denen ein ganzer Tierbesatz innerhalb eines Tages in ein nagelneues Riffkeramikbecken ohne große Verluste umgezogen ist. Mit viel Erfahrung geht das sicherlich, aber ein Risiko bleibt immer. Also nach Möglichkeit vermeiden.


    Ein Fehler, der in den letzten Jahren sehr häufig beobachtet wird, ist ein viel zu früher Besatz von neuen Aquarien, egal ob mit oder ohne Riffkeramik, mit wirklich sehr empfindlichen Tieren, insbesondere Steinkorallen.


    Altmeister Dietrich Stüber hat uns früher immer belehrt, nicht vor einem Jahr (!!!) überhaupt an Steinkorallen zu denken. Natürlich ist diese Sichtweise heute, auch Dank besserer Salze und Technik etwas überholt, daß heißt aber nicht, daß man gleich am Tag 1 auf 100% gehen muß.


    Man kann auch nicht immer "skrupellosen Händlern" die Schuld in die Schuhe schieben, wenn man ein lebendes Tier kauft, ist man schließlich selbst dafür verantwortlich, sich VORHER über die Lebensansprüche ausgiebig, das sollten durchaus mehrere Meinungen sein, zu informieren.
    Wozu gibt es dieses wunderbare Forum?


    Da aber Korallenableger heute fast nichts mehr kosten, wird einfach nach Farbe ausgesucht - das geht online natürlich besonders gut - und gekauft.
    Damit enden nicht nur die Tiere im Mülleimer, sondern oft genug auch die Motivation des Aquarianers.
    Wer bringt schon gern Tiere um?!


    Also zunächst, die oben schon erwähnten Tiere - auch da gibt es wundervolle Farben - und auch ein paar Weichkorallen als Erstbesatz wählen und von den im Folgenden dargestellten Tieren zunächst die Finger lassen.
    Man sollte sich auch klar machen, daß das Milieu, aus dem diese Tiere stammen - nämlich hochprofessionell geführte Zuchtanlagen - eine jahrelange Entwicklung durchgemacht haben und tagtäglich mit großem Aufwand auf diesem Level gehalten werden. Das ist nicht unbedingt mit einem Anfängeraquarium zu vergleichen.


    Wem das nicht klar ist, der möge hier einen kurzen Blick drauf werfen:


    http://www.korallenzucht-wendel.de/zuchtanlage_neu.html


    Wenn es dann unbedingt Steinkorallen sein müssen nimmt man zunächst nur EINEN Ableger einer robusten Art. Das muß nicht immer die sein, die beim jeweiligen Händler in großen Mengen steht.


    Es ist generell besser, zunächst großpolypige Arten wie Blasenkorallen, Euphyllia oder Pilzkorallen zu versuchen. Astförmige Montipora oder Stylopora Arten reagieren in der Regel empfindlich auf frische Riffkeramik Becken, deshalb noch zwei Bilder, wie man es in den ersten Wochen besser nicht machen sollte:

  • Damit nun keiner Panik bekommt und denkt, er muß vor einem leeren Becken sitzen, hier ein kurzer bebilderter Schnelldurchlauf, wie sich ein Aquarium aus 100% Korallenwelt Riffkeramik OHNE lebende Steine entwickelt, wenn man die gemachten Ausführungen wenigstens halbwegs beherzigt.
    Die Bilder stammen nicht von mir, sondern von Stefan Kadatz, der weder meiner Firma angehört, noch hier in der Nähe wohnt. Er ist Architekt und hat von Biologie und Chemie soviel Ahnung, wie ich vom Häuserbauen!


    Warum schreibe ich das?
    Erstens habe ich mit der Beckenentwicklung nichts zu tun gehabt, da uns 200km trennen und zweitens wird daraus ersichtlich, daß jeder es mit etwas Geduld und Beobachtungsgabe innerhalb eines überschaubaren Zeitraums zu einem perfekten Korallenriffaquarium bringen kann.


    Hier nun das Becken nach 14 Tagen (Tag 1 ist der Zeitpunkt des Einschaltens des WEISSEN Lichtes nach 4 Wochen Blaulichtphase):

  • Nach einem Monat:

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