Das Biorock-Projekt: Bilder und mehr

  • Hallo Zusammen,


    letzte Woche konnte ich das Biorock-Projekt von MARUBIS im Rahmen meines Urlaubs in Thailand live betrachten. :]


    Wir hatten unheimliches Glück mit dem Wetter, da es bis 2 Tage vor unserem Besuch auf Koh Samui wochenlangen Dauerregen mit heftigem Wind gegeben hatte.
    Die Sicht war zwar noch entsprechend schlecht, aber immerhin, wir konnten die Riffstrukturen sehen und auch daran arbeiten.
    Da in den Wochen vorher aufgrund des schlechten Wetters ein Arbeiten an den Strukturen unmöglich war, waren diese heftigst mit Fadenalgen und anderen höheren Algen bewachsen. Diese wurden zunächst per Hand entfernt. Anschließend wurden die Strukturen mit einer Bürste gereinigt, um die Drahtstäbe für das Anbringen von Korallen freizulegen.


    Danach haben wir das angrenzende 'Riff' nach geeigneten Korallen durchforstet, was sich als schwieriger herausgestellt hat, als ich mir vorgestellt hatte.
    Denn viel ist von dem einst schönsten Riff vor Koh Samui nicht übrig geblieben. Das Riff ist fast vollständig mit verschiedenen höheren Algen überwuchert, die den nicht vom Coralbleaching betroffenen Korallen jegliches Licht nehmen.
    Nach fast einstündiger Suche hatten wir gerade mal eine Handvoll Acroporas gefunden, die wir an den Biorock-Strukturen befestigen konnten.
    Insofern wird man die Suche nach geeigneten Korallenstücken zur Ansiedlung auf der Biorock-Struktur auch auf die weiter entfernten Riffe ausdehnen müssen.
    Dies wird der nächste große Schritt sein, der hoffentlich mit der Unterstützung einiger ortsansässigen Tauchbasen demnächst in Angriff genommen werden wird.



    Im Anschluss einige Bilder :wink
    (Alle Bilder, soweit nichts anderes angegeben Copyright Biorock.org)


    Viele Grüße,
    Sabine

    Hobby zum Beruf gemacht - daher keine Privatbecken mehr :smiling_face:
    www.seaspirits.de
    ________________________________


    Nur was Menschen kennen, können sie lieben.
    Nur was Menschen lieben, werden sie schützen.

  • Hallo!


    Eine twas ketzerische Frage, aber : Ist es nicht sinnvoller, erstmal rauszufinden, warum da plötzlich so viele Algen wachsen und wie man sie zurückdrängen kann (z. B. Kläranlage zur Düngungsverminderung, Angelverbot für herbivore Großfische), bevor man loszieht, um neu Korallen abzubröseln, die dann doch wieder vom "Unkraut" zu- und totgewuchert werden? Denn das Bauen von Stahlskulpturen, deren Versenkung sowie das Putzen derselben ist zwar sehr publicityfördernd und aktivitätsdokumentierend, aber wenn´s nach kurzer Zeit nur wieder grün und korallenfrei ist, ja doch nicht sinnvoll oder gar riffbildend wie eigentlich beabsichtigt.


    Viele Grüße aus OL
    Paula

  • Hallo Paula,


    natürlich wurde der Standort nicht einfach so ins Blaue gewählt - ohne Rücksicht auf Erfolgschancen - und dieses Projekt von allen Projektbeteiligten, wie der GCRA, dem Sun&Sea e.V. und Biorock Thailand gründlich vorbereitet.
    Es ist auch nicht das erste Projekt des Biorock-Systems weltweit und in Thailand und der Standort wurde von den Projektverantwortlichen gezielt gewählt.


    Dass sich an freiem Siedlungssubstrat zunächst Algen ansiedeln, sollte eigentlich nicht überraschend sein. - Dieser Verlauf konnte in allen bisherigen Projekten festgestellt werden und das säubern der neuen Riffstrukturen, vor der Ansiedlung der Korallen stellt einen ganz normalen Vorgang bei diesem System dar, der auch noch einige Male wiederholt werden wird, bis das neue Riff sich selbst überlassen werden kann.


    Natürlich hat das von mir beschriebene Riff in der Nähe auch seine Historie und natürlich haben wir uns die gleiche Frage gestellt:
    Was zerstörte die Riffe vor Koh Samui?
    So genau kann das leider keiner mehr sagen.
    Den Einheimischen wurde diese Frage immer wieder gestellt. Aber es wurde bisher niemand gefunden, der hierzu wirklich eine sachkundige Antwort geben konnte.
    Es gibt nur noch wenige Ältere, die sich noch an diese Zeit erinnern können. Diese aber sprechen von kristallklarem Wasser voll mit Muscheln, Hummer, Delphinen und Haien.
    Aufgrund der Insel-Geschichte ist aber bekannt, dass Koh Samui vor ca. 100 Jahren einem großen landwirtschaftlichen Wandel unterzogen war.
    Die internationale Nachfrage nach Kokosnuss trieb die Preise dafür in die Höhe und machte den Anbau zu einem lukrativen Geschäft.
    Zu dieser Zeit wurde Koh Samui hauptsächlich von chinesischen Fischern bewohnt, die ihre Fänge zu thailändischen und chinesischen Märkten exportierten und auf diesen Zug aufsprangen.
    Der Kokosnussboom führe zu massiver Abholzung auf Koh Samui und den benachbarten Inseln.
    Niedrig gelegene Gebiete wurden ihrer Urwälder beraubt und die den Boden befestigenden Wurzelgeflechte wurden zerstört. Dadurch kam es in den Monsunzeiten verstärkt zu Bodenerosionen, nährstoffreicher Schlamm und Dreck flossen ins Meer und erstickten die Riffe.


    Was macht uns sicher, dass dies mit dem neuen Riff nicht mehr passiert?
    Während Ban Thai früher eine Kokosnussplantage war, ist es heute eine kleine Gemeinde und das umgebende Land ist im Besitz dort lebender einheimischer Familien. Diese sind bemüht, das Dorf und das Land darum in seiner jetzigen Form zu erhalten. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt durch die Vermietung von Häusern an dort langfristig ansässige Ausländer, die dort Ruhe und die Natur suchen. Die einheimische Bevölkerung hat keine Intention, ihr eigenes Land für den Massentourismus zu öffnen und so entstanden in den letzten Jahren um Ban Thai nur 3 sehr kleinere Resorts, die auch keine Vergrößerungskapazität haben, so dass dieses Gebiet nicht den Schaden nehmen wird wie die größeren Touristengebiete Chewang oder Lamai.
    Die anfänglich geschilderten ständigen Ablagerungen nährstoffreicher Sedimente durch Strömung und Gezeiten haben verhindert, dass sich das Riff in der flachen Gezeitenzone regenerieren konnte, da die Korallen dadurch nicht nur erstickt wurden, sondern das von den Korallen zur Ansiedelung benötigte Substrat durch seinen Nährstoffreichreichtum von Algen überwuchert wurde. Dies in Verbindung mit der ständig steigenden Wassertemperatur und Coralbleaching war verantwortlich für die stetige Rückbildung des Riffs.
    Die Etablierung von Biorock-Strukturen wird der auslösende Faktor für die Einleitung einer Sanierungsphase in diesem Gebiet sein.
    Korallen, die auf den Biorock-Strukturen wachsen, können nicht so leicht von Dreck und Ablagerungen erstickt werden, wachsen bis zu 5mal schneller, tolerieren höhere Temperaturen und erholen sich leichter von negativen Umwelteinflüssen.


    Ich hoffe, deine Frage damit beantwortet zu haben.


    Grüße,
    Sabine

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