Seegras (und Alternativen)

  • Hallo Seegrasfreunde,


    nachdem ich in den vergangenen Tagen ein paar mir zuvor unbekannte Lebensformen in einem eigenen Thread vorgestellt hatte und mittlererweile weiß, dass es sich um Foraminiferen, eine Kalkrotalge und einen Seehasen handelt, möcht ich in diesem Thread hier die weitere Entwicklung der beiden Seegrasaquarien dokumentieren.


    Einstweilen gibt's noch nicht allzuviel zu berichten, aber natürlich betrachte ich das Absterben alter Seegrasblätter mit Argwohn, auch wenn die Bildung neuer Blätter bisher in gleicher Menge erfolgt und obendrein auch Ausläufer gebildet werden.


    Zu diesem Thema hab ich auf der Seite der Smithonian Marine Station in Fort Pierce eine Info gefunden, die den gewaltigen Stoffumsatz von Seegrasbiotopen recht eindrucksvoll beschreibt: Pro acre und Jahr werden Blätter in der Gesamtmasse von mehr als zehn Tonnen produziert. Umgelegt auf meine beiden Aquarien mit einer Grundfläche von je 60x30 cm macht das, wenn ich richtig gerechnet habe, fast ein Kilogramm Blattmasse pro Jahr aus! Da hat das bodenlebende Kleingetier bestimmt genug zu essen, und auf diese Weise kommt hoffentlich auch wieder genügend Nahrung an die Seegraswurzeln. Das ist ein Punkt, dessen Bedeutung ich in der Vergangenheit unterschätzt habe. Oligotroph sind die Seegrasbiotope offensichtlich erst durch die Nährstoffaufnahme der Gräser.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Linda,


    man muss ja nur einmal schauen, welche gewaltigen Mengen an abgestorbenen Blättern an manchen Stellen täglich an den Strand gespült werden. Ich vermute, du wirst bald ein Seekuh einsetzen müssen, wenn das Kleingetier sich überfressen hat.


    Gruß


    Wolfgang


    PS: Wie kommst du nur auf "Linda vom Ponyhof"? :smiling_face:

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Ich vermute, du wirst bald eine Seekuh einsetzen müssen...


    Hallo Wolfgang,


    na, vielleicht ist doch noch eine Überraschung in der Wundertüte :smiling_face:


    Aber die Dugongs essen ja net das Falllaub, sondern die frischen grünen Blattln. Das fiele dann unter die Rubrik unerwünschte Gäste, und es gäb Rinderbraten von der Seekuh bei der


    Linda :wink


    PS:

    Zitat

    Wie kommst du nur auf "Linda vom Ponyhof"?

    War so eine Eingebung :face_with_rolling_eyes:

  • Hallo Linda,


    ich gehe davon aus, dass du das Falllaub nicht entfernst? Wird das nicht mit den Wasserwerten schwierig?


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hallo Wolfgang, guten Morgen!


    Du gehst richtig aus. Nach meinem Verständnis ist es gut, wenn das abgestorbene Laub im Becken bleibt und von den zahlreichen Abbauorganismen verarbeitet werden kann. Nicht wenige von denen leben ja im Bodensubstrat und bringen mit ihren Ausscheidungen wieder Nährstoffe an die Pflanzenwurzeln. Dazu zähl ich vor allem die kleinen Nassarius-Schnecken, ferner auch die Borsten- und die Spaghettiwürmer.


    Soviel zum Kreislauf. Damit das Gras aber auch mehr wird füttere ich das Kleingetier zusätzlich mit Spirulina-Tabletten, Flockenfutter und Granulat, gelegentlich auch mit Frostfutter, das von der Fütterung in anderen Aquarien übrig bleibt. Dazu kommen die Ausscheidungen der Seegrasponies.


    In Summe führ ich derzeit also recht viele Nährstoffe zu. Meine Leidenschaft, die Wasserwerte zu testen, ist an sich enden wollend. Aber natürlich hab ich voriges Wochenende (also 3 Wochen nach Einzug des Seegrases und dem Beginn der erhöhten Nährstoffzufuhr) die Nährstoffwerte in der 'Seegraswiese' getestet: NO3 2 mg (Tropic Marin), PO4 n.n. (Hanna).


    Im anderen Becken, der Pferdekoppel 2013, hab ich die Werte gar nicht gecheckt, wie ich grad gesehen hab :face_with_rolling_eyes: Mach ich demnächst.


    Was als Aufgabe für die Zukunft bleibt ist die mehr oder weniger regelmäßige Entfernung von Feinsubstrat, das sich auf dem Boden ansammelt. Das ist etwas mühsam, wenn damit nicht auch gleich die darin lebenden Bewohner entsorgt werden sollen. In der Seegraswiese hab ich diese Übung kürzlich absolviert und bin mit dem Ergebnis recht zufrieden


    Liebe Grüße
    Linda

  • Was als Aufgabe für die Zukunft bleibt ist die mehr oder weniger regelmäßige Entfernung von Feinsubstrat, das sich auf dem Boden ansammelt. Das ist etwas mühsam, wenn damit nicht auch gleich die darin lebenden Bewohner entsorgt werden sollen. In der Seegraswiese hab ich diese Übung kürzlich absolviert und bin mit dem Ergebnis recht zufrieden


    Hallo Seegrasfreunde,


    nichtsdestoweniger habe ich vor ein paar Tagen auch in der Seegraswiese einen Eheim 2213 Außenfilter mit Korallenbruch als Substrat installiert. Warum? Die in diesem Aquarium doch schwächere Strömung fördert Ablagerungen auf den Blättern, was dem Seegras - ich hab's schon mal erwähnt - augenscheinlich nicht zusagt. Offenbar mögen zumindest die Arten, die ich hab, eine etwas kräftigere laminare Wasserbewegung. Das beste Wachstum zeigen nämlich die paar Triebe, die ich versuchsweise ins brackige Schlammspringerbecken gesetzt habe! Dort herrscht - für die Hupfer nicht ganz artgerecht, aber von ihnen akzeptiert - eine recht flotte Strömung. Ähnlich ist es in der 'neuen' Seegraswiese.


    Die drei Seegras-Ausläufer in der Bildmitte des zweiten angehängten Fotos sind diese Woche erschienen.


    Eine früher einmal hier geäußerte Vermutung, dass der Korallenbruch im Filter zu erhöhter Alkalinität führt und die dem Seegras nicht gut tut, hat sich nicht bestätigt: In den Seegrasaquarien sind die Werte mit 9° dKH ident, im Schlammspringerbecken liegt der Wert bei 18° dKH.


    Dass die geringe Salinität von 17 psu im Mangrovenbecken überhaupt keine Beeinträchtigung darstellt hat mich schon ein wenig überrascht, selbst wenn Seegräser auch in der Natur in brackigen Lagunen vorkommen.


    Noch mehr überrascht hat mich aber die Entdeckung, die ich vor einer halben Stunde in der 'neuen' Seegraswiese gemacht hab. Das Überraschungsei seht ihr ziemlich genau in der Mitte des angehängten ersten Fotos.


    Ich bin ja generell schneckophil veranlagt, aber so gefreut hab ich mich noch selten über einen Schneck :smiling_face:


    Liebe Grüße
    Linda

  • Zitat

    Offenbar mögen zumindest die Arten, die ich hab, eine etwas kräftigere laminare Wasserbewegung.


    Linda, schade daß man hier nicht direkt Videos einstellen kann. Dann könnte ich Dir mal demonstrieren, daß selbst bei spiegelglatter Wasseroberfläche noch Bewegung in den Seegraswiesen herrscht. Und spiegelglatte Meeresoberflächen sind eigentlich die absolute Ausnahme. Die Seegrasblätter sind in der Natur normalerweise immer in Bewegung.


    .

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hallo Linda!


    Freue mich mit Dir daß es bei Dir endlich grün wird.


    In der Mitte des ersten Bildes sehe ich Deine Fototapete. :wink
    Die Schnecken im zweiten Bild kann ich nicht erkennen.


    PS: Wie lange ist die Rennschnecke schon im Meerwasser?

  • Hallo Torsten,


    du machst mich neugierig. Wie darf ich deinen Beitrag verstehen?


    Und ja: Youtube freut sich über Korallenwelts Seegrasvideos :smiling_face:


    Btw: Hier sieht man auch die Bewegung der Gräser, aber die scheint mit der Strömung zusammenzuhängen, die ich mit der in meinen Seegrasbecken vergleichen möchte. Die im Schlammspringerbecken ist vor allem an der Stelle, wo die gezeigten Ausläufer wachsen, kräftiger.


    In dem oben verlinkten Video ist halt nicht zu sehen, wie's an der Wasseroberfläche aussieht.


    Ein anderes Video zeigt eine Seegraswiese, bei der deutlich Sedimentablagerungen an den Blättern zu erkennen sind. Dieses Biotop vor Hainan wird auch als 'relativ stark beschädigt' bezeichnet. Da ist kaum Strömung zu erkennen. Die Toleranz der Gräser was Ablagerungen auf den Blättern im Speziellen und Wasserverschmutzung im Allgemeinen angeht dürfte auch von Art zu Art verschieden sein.


    Bin neugierig auf deinen Videobeitrag auf Youtube :smiling_face:


    Liebe Grüße
    Linda

  • Freue mich mit Dir daß es bei Dir endlich grün wird.


    Hallo Reinhard,


    drück bitte auch die Daumen, dass es grün bleibt :smiling_face:


    Zitat

    In der Mitte des ersten Bildes sehe ich Deine Fototapete. :wink

    Na gut, ich werd versuchen, das Foto ein bissl nachzubearbeiten und noch einmal zu posten.


    Zitat

    Die Schnecken im zweiten Bild kann ich nicht erkennen.


    PS: Wie lange ist die Rennschnecke schon im Meerwasser?

    Die Schnecken auf dem 2. Bild sind nur mehr leere Häusln für die Einsiedler als die noch klein waren. 5 weitere Rennschnecken wohnen hier seit 3 oder 4 Jahren.


    Vittina coromandeliana ist erfahrungsgemäß (auch auf Dauer) gut zu halten bis etwa 25 psu, genauso wie die Melanoides tuberculatus. Ich hab sie jetzt aber nur mehr im Brack, von 10 psu im Cryptocorynenaquarium mit den Brachygobius bis zu den 17 psu im Mangrovenbecken. Die Pferdchenkoppeln sind schon seit einiger Zeit aufgesalzen auf 30-35 psu, und dort wohnen sowieso jede Menge verschiedene andere Schneckenarten.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Guten Morgen Linda!


    Danke für Deine Schneckeninfos.


    Habe derzeit neben verschiedenen Turmdeckelschnecken auch noch die Clithon corona und die Vittina coromandeliana in den Brackwasserbecken.



    Deine Schnecke auf dem Bild hat einen sehr schönen hellen Bauch.
    Also ist er wohl eine Weißbauchschnecke. :confused_face:

  • Zitat

    du machst mich neugierig. Wie darf ich deinen Beitrag verstehen?


    An den Seegraswiesen vor meiner Haustür habe ich eigentlich am meisten über Strömung gelernt! Da diese sich über mehrere Quadratmeter erstrecken - oder man zumindest eine solche Fläche gleichzeitig überblicken kann - ist eine natürliche Strömungsverteilung anhand der gut meterlangen Blätter hervorragend erkennbar.


    Zuerst kamen ja Waveboxen auf den Markt. Von dem fehlerhaften kurzfrequenten Geschwabbel einmal abgesehen, hat selbst bei einigermaßen regelmäßigen Wellen solcherart Aquarienströmung nichts mit der Natur zu tun. Die Halme bewegen sich nämlich immer noch ziemlich unterschiedlich.


    Genauso verhält es sich mit der sogenannten "laminaren" Strömung, von der immer geredet wird, auch hier im Forum. Auch diese wird man so nicht im Meer beobachten. Selbst bei glatter Wasseroberfläche, sowas kommt vielleicht an 10 Tagen im Jahr vor, bewegen sich die Seegrashalme immer noch in sehr unterschiedliche Richtungen und nicht alle gleich.


    Im Monterey Bay Aquarium wollte man als eine der ersten großen Aquarien Kelpalgen halten und hat am Ende den Schlüssel dazu in sehr unregelmäßiger Strömung gefunden. Fast alle öffentliche Schauaquarien verzweifeln an der Haltung von Seegras. Aber sie nutzen auch nur ganz normale Pumpen ohne Strömungsprogramme. Ich denke, ein wichtiger Puzzlestein zum Erfolg ist eine nicht gleichmäßige Strömung. Wobei sich Deine Pflänzchen ja schon hervorragend entwickeln. Sieht wirklich toll aus.


    Ich verspreche mit steigenden Außentemperaturen - jetzt kriegt mich da keiner rein :winking_face_with_tongue: - ein Video nur über Seegraswiesen und Strömung zu machen und in Youtube hochzuladen.


    Interessant wäre bei Deinem Becken sicherlich ein Monitoring von


    kH
    NO3 und
    PO4


    über mehrere Monate.

  • Fast alle öffentliche Schauaquarien verzweifeln an der Haltung von Seegras.


    Hallo Torsten,


    ich kenn das von einem großen Schauaquarium hier in Wien, mit dessen Leiter der Meerwasserabteilung mich das Interesse an Röhrenmäulern und Seegräsern verbindet. Verzweifeln ist nicht der richtige Ausdruck, aber eine gewisse Enttäuschung glaub ich schon zu erkennen, wenn die Gräser nach anfänglich gutem Wachstum im Lauf der Zeit immer mehr kümmern und schließlich absterben.


    Am Licht - LED oder T5 - scheint es nicht zu liegen, vermutlich ist auch die Art der Strömung als solche sekundär, solange sie dafür sorgt, dass Sedimentablagerungen und folglich der Algenaufwuchs an den Blättern im Rahmen bleiben. Die Blattfolge ist eh rasant, aber bis jetzt werden mehr neue Blätter gebildet als alte absterben.


    Im Gegensatz zu früheren Versuchen, Seegras zu halten, schau ich jetzt auf einen höheren Nährstoffeintrag durch entsprechende Fütterung der Bodenlebewesen. Das hab ich hier schon erwähnt, und bis jetzt scheint es sich zu bewähren. Die Schwierigkeit wird wahrscheinlich sein, die Balance auf Dauer zu erhalten, sprich: Die Nährstoffmenge auf die Dichte und das Wachstum der Gräser abzustimmen. Zuviel davon mögen Seegräser ganz allgemein nicht. Ich nehm an, die Nitrat- und Phosphatwerte in der Wiese vor deiner Haustür werden auch im nicht nachweisbaren Bereich liegen.


    Natürlich schau ich mir gelegentlich die Nährstoffwerte in den Seegrasaquarien an, allein schon, um die Futtermengen zu evaluieren. So hab ich kürzlich festgestellt, dass NO3 und PO4 in meiner 'neuen' Seegraswiese mit 5 zu 0,85 nicht optimal sind, und hab die Futtermenge deshalb etwas reduziert. In der 'alten' Seegraswiese waren zuletzt weder NO3 noch PO4 nachweisbar, da gibt es seither etwas mehr zu essen für das Kleinzeug. Ich bin gespannt, in welcher Weise sich das auf das Gräserwachstum auswirken wird.


    Zitat

    Ich verspreche mit steigenden Außentemperaturen - jetzt kriegt mich da keiner rein - ein Video nur über Seegraswiesen und Strömung zu machen und in Youtube hochzuladen.

    Das ist zwar ein Minderheitenprogramm, aber dafür dankt dir schon jetzt


    Linda :smiling_face:


    PS: Danke für das Bild vom Monterey-Aquarium. Ist schon beeindruckend (wenn die Kelpalgen echt sind :)).

  • Deine Schnecke auf dem Bild hat einen sehr schönen hellen Bauch.
    Also ist er wohl eine Weißbauchschnecke.


    Hallo Community,


    das Foto im Anhang hab ich grad geknipst. Es ist die ältere Weißbauchschnecke ;), die ich erstmals am 19.11. gesehen habe. Da war sie ungefähr so groß wie das Kleinchen von gestern. Inzwischen misst sie gut zweieinhalb Zentimeter.


    Ich bin ziemlich sicher, dass nur eine einzige adulte Phyllaplysia in diesem Aquarium wohnt, und geh deshalb davon aus, dass der Zwerg aus einem Gelege der Großen stammt und die Befruchtung vor dem Einzug bei mir stattgefunden hat, oder er ist als Larve mitgekommen und hat sich erst vor kurzem umgewandelt. Möglich (für mich aber eher unwahrscheinlich) ist auch, dass Phyllaplysia voll entwickelte Jungtiere zur Welt bringt. Leider habe ich im Web nichts über die Vermehrung der grünen Seehasen gefunden, ja nicht einmal die Art bestimmen können. Lediglich bei Wiki gibt's eine Seite über Breitfußschnecken.


    Egal: Spannend ist es allemal, und weil die Tiere wie alle Hinterkiemer Zwitter sind, gibt's eine gute Chance, dass das Zwergerl jetzt nicht das letzte Jungtier bleiben wird in Lindas Seegraswiese.


    Auf den Kaviarersatz vom Roggen des Grünen Seehasen zu Silvester 2016 freut sich schon jetzt
    Linda

  • Hi,
    schön zu lesen das es hier weitergeht!
    Leider ist bei uns grad die unruhige Weihnachtszeit ( viel zu viel Arbeit ),
    aber ich habe ein Video unserer Seegraswiese, muß es erst mal bearbeiten und hochladen.
    Wird aber erst nach dem 24. passieren...


    Wir haben in unserem Seegrasbecken eine Nanowavebox, allerdings ist es auch schon vorher bei ganz normaler "Tunze" Strömung im Ablegerbecken gewachsen.
    Ich bin mir auch nicht sicher ob man unsere europäischen mit den tropischen 1:1 vergleichen kann.
    In Kroatien kenne ich es mit viel Altmaterial dazwischen, von den Tropen eigentlich gar nicht!
    Erstmals scheint auch das Ovalis in unserem Seegrasbecken zu halten!
    Sollte es austreiben, wäre das sehr fein ;-))
    Es kämpft halt auch mit der lästigen Wattealge, aber es überlebt.
    Linda hat in einem Telefonat gemeint, es könnte am Mißverhältnis No3 ( nn ) zu Po4 ( deutlich ) liegen.


    Wesentlicher scheint mir der fehlende AS zu sein.
    In allen unseren Becken wo Seegras gewachsen ist, also aktiv!, war / ist kein AS!!!
    Leider haben wir es auch nicht geschafft weiterführende Versuche mit Düngung zu machen, bzw erst von der letzten Lieferung welches mit TM Material eingesetzt.
    Da fehlen aber noch die sichtbaren Erfolge, wobei ich auch zuerst wie bei Korallen mit einer Eingewöhnungszeit rechne.
    Alternativ wäre noch eine Co2 Düngung spannend, aber nur in einem Becken ohne nachweisbare Nährstoffe.


    LG,
    Wolfgang

  • Alternativ wäre noch eine Co2 Düngung spannend, aber nur in einem Becken ohne nachweisbare Nährstoffe.


    Hallo Wolfgang,


    fein, dass du wieder einmal Zeit gefunden hast, hier reinzuschauen!


    Das Zitat versteh ich aber nicht ganz. Ja, wenn die Nährstoffe vom wuchernden Seegras restlos aufgebraucht wurden und deshalb nicht nachweisbar sind, ok. Dann muss aber auch Kohlenstoff in ausreichendem Maß vorhanden gewesen sein. So hat's zumindest sinngemäß der Justus Liebig in seinem Minimumgesetz formuliert.


    Ich hab ja selber - angesichts kümmernder Seegraspflanzen - schon einmal über CO2-Düngung nachgedacht. Die Diskussion darüber ist ein paar Seiten weiter vorne. Mit Hilfe von Armin Glasers schlauem Buch über Meerwasserchemie hat sich aber herausgestellt, dass ein CO2-Mangel offenbar nicht besteht. Vom Gefühl her glaub ich auch nicht, dass es in einem 'normalen' Aquarium dazu kommen kann, weil durch den Gasaustausch über die Oberfläche ein wirkliches Defizit schnell ausgeglichen würde.


    Deshalb glaub ich, dass meist mangelnde Bodennährstoffe limitierend auf das Seegraswachstum wirken. Allerdings möcht ich erst gern mal so weit sein wir ihr mit eurer Wiese =)


    Liebe Grüße
    Linda


    PS:

    Zitat

    Leider haben wir es auch nicht geschafft weiterführende Versuche mit Düngung zu machen, bzw erst von der letzten Lieferung welches mit TM Material eingesetzt. Da fehlen aber noch die sichtbaren Erfolge, wobei ich auch zuerst wie bei Korallen mit einer Eingewöhnungszeit rechne.

    Das kann durchaus sein. Und es mag auch eine Rolle spielen, dass das Gras länger als meines ohne Substrat war. Da wird's schon ein bisslö mehr Zeit brauchen für die Regeneration.

  • Hi Linda,
    was mir im Zusammenhang mit dem Co2 mehr Sorgen macht, ist das sich irgendwelche anderen Algen sonst zu sehr ausbreiten, wenn ausreichend Nährstoffe vorhanden sind.....
    Im Meer ist das mit den Freßfeinden ja einfach, aber in unserem 200l Becken weniger ;-))


    LG,
    Wolfgang

  • Zitat

    Die Nährstoffmenge auf die Dichte und das Wachstum der Gräser abzustimmen.


    Genau das meinte ich mit Monitoring, sowas muß man über längere Zeiträume beobachten.


    Zitat

    Zuviel davon mögen Seegräser ganz allgemein nicht. Ich nehm an, die Nitrat- und Phosphatwerte in der Wiese vor deiner Haustür werden auch im nicht nachweisbaren Bereich liegen.


    Ja da könnte das Hauptproblem liegen: Im öffentlichen Bereich muß immer viel Fisch zum Gucken sein, ergo: viel Futter. Phosphatdepots im Boden sind wahrscheinlich kontraproduktiv. Das ist aber ein interessanter Punkt und ich werde im nächsten Sommer mehrere Bodenproben nehmen und auf Phosphat untersuchen. Das interessiert mich auch selbst brennend.




    Zitat

    In allen unseren Becken wo Seegras gewachsen ist, also aktiv!, war / ist kein AS!!!


    Sehr interessant, Wolfgang!



    Zitat

    schon einmal über CO2-Düngung nachgedacht. Die Diskussion darüber ist ein paar Seiten weiter vorne. Mit Hilfe von Armin Glasers schlauem Buch über Meerwasserchemie hat sich aber herausgestellt, dass ein CO2-Mangel offenbar nicht besteht.


    Wir reden immerhin über Blütenpflanzen, schwer vorstellbar, daß CO2 Zugaben keinen positiven Effekt haben sollten. Allerdings wäre das bei fehlendem Abschäumer schon eine ziemlich riskante Sache. Das kann schnell mal in die Hose gehen!


    .

    KORALLENWELT - gegr. 1993 - Torsten Luther - Inhaber
    Tätigkeitsschwerpunkte: Aquariendekorationen, Abyzz Pumpen, Propellerpumpen, Großanlagen, Planungen

  • Hallo Torsten und Wolfgang,


    soviel ich weiß besitzen Wasserpflanzen grundsätzlich die Fähigkeit, ihren Kohlenstoffbedarf aus Hydrogencarbonat zu decken, wenn das im Wasser gelöste CO2 nicht ausreicht. Die biogene Entkalkung benötigt zwar mehr Energie, aber wenn ansonsten ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stehen, ist das immer noch besser als wenn der Stoffwechsel zum Erliegen kommt, weil Kohlenstoff fehlt.


    Im Süßwasser ist dieser Prozess mitunter gefährlich wegen des damit verbundenen Anstiegs der pH-Wertes. Das Risiko ist im Seewasser nach meinem Verständnis geringer (da kann ich aber natürlich auch irren).


    Jedenfalls glaub ich nach wie vor nicht an Kohlenstoffmangel als limitiernden Faktor bei Seegras :smiling_face: Aber es ist ja fein, dass es hier doch mehr Leute gibt, die dem Geheimnis der erfolgreichen Seegraspflege auf die Spur kommen möchten. Und was mich selber angeht freut's mich besonders, dass ich jetzt 3 Aquarien mit Seegras gleichzeitig zum Vergleich hab.


    Übrigens: Ich hab heut einen kurzen (und wie üblich schlechten :face_with_rolling_eyes: ) Videoclip angefertigt vom Seegras im Schlammspringerbecken. Zu sehen auf Youtube.


    Liebe Grüße
    Linda


    PS: Ab Beitrag #21 in diesem Thread hier ist die letzte Diskussion zum Thema CO2 und Nährstoffe zu finden. Ich hab damals geschrieben, dass ein paar Monate nach der damaligen Seegraspflanzung NO3 und PO4 hoch waren bzw. zu einander in einem Missverhältnis standen und das auf einen CO2-Mangel zurückgeführt, der aber schlussendlich nicht realistisch erschienen ist anhand der Relation pH zu KH. Da bin ich jetzt gespannt auf Ostern =)

  • Hi Thorsten,
    Po4 im Becken ist für das Seegras kein Problem!
    Unseres wuchert zuviel....
    Auch der Blasentang den wir von den Philippinen mitgenommen haben, wächst wie blöd.....
    No3 ist dagegen nicht nachweisbar.
    Kann natürlich auch eine Frage des besseren Aufnahmevermögens sein.


    Das Po4 ist nur wegen der Schizotrix ( ? ) Alge ein Thema.
    Deswegen möchte ich auch von einer Co2 Düngung momentan nichts wissen......


    Eine Mittelmeerseegraswiese sieht ganz anders aus als eine tropische.
    Auch ist das Wachstum, bzw die Wurzel / Triebverbreitung anders.


    Beim Ovalis fällt das am stärksten auf....


    Wenn Weihnachten überstanden ist, gerne mehr Bilder und Video.
    Sitz grad noch in der Firma, und bin endlich fertig für heute, morgen geht es um 05:45 wieder los...


    LG,
    Wolfgang

  • Hallo Freunde der Seegräser,


    heute Abend hab ich ein Vergleichsfoto geknipst von dem Halodule uninervis im Mangrovenbecken, und den Zeitpunkt halt ich gut für ein Update.


    Im Mangrovenbecken gedeiht das Gras tatsächlich überraschend gut. Die Triebe an der Frontscheibe haben sich in den 19 Tagen seit dem letzten Foto wirklich schön entwickelt. Auch das Büschel im hinteren Bereich macht sich gut.


    Ebenfalls zufrieden bin ich mit der Entwicklung der Gräser in der Pferdekoppel 2013.


    Wider Erwarten weniger gut gedeiht Halodule uninervis in der Seegraswiese 2014. Ich vermute, dass das eine Folge der Feinsubstratablagerungen auf den Blättern ist. Vor ein paar Tagen habe ich deshalb auch dort einen Eheim 2213 mit Korallenbruch als Filtersubstrat installiert, der mit ca. 50% der Maximalleistung eine spürbare Strömung in Bodennähe erzeugt und damit das Feinsubstrat von den Blättern bläst.


    Alarmzeichen sind bisher immer braune Stellen an der Blattbasis gewesen, anschließend hat die Pflanze das Wachstum eingestellt und ist gestorben. Diese braunen Stellen haben sich seit dem Einsatz des Filters nicht weiter intensiviert.


    Zu den Nährstoffwerten: In der Seegraswiese war gestern weder Nitrat noch Phosphat im nachweisbaren Bereich. In der Pferdekoppel hab ich gestern 0,45 mg PO4 ermittelt (bei NO3 im nicht nachweisbaren Bereich) und daraufhin 37% des Wassers gewechselt. Der letzte Wechsel von 19% war am 05.12. gewesen. Im Mangrovenbecken, muss ich gestehen, habe ich die Nährstoffwerte gar nicht getestet. Das werde ich aber demnächst nachholen, weil das Gras dort wie erwähnt ausgesprochen gut gedeiht und ich ein Gefühl dafür bekommen möchte, warum.


    Nach wie vor bin ich überzeugt, dass das Geheimnis die kontrollierte Nährstoffzufuhr ist und - zumindest was Halodule uninervis angeht - die Verhinderung von Mulmablegerungen auf den Blättern. Die kontrollierte Nährstoffzufuhr in der Seegraswiese ist allerdings auch die große Herausforderung angesichts der zuletzt massiv gestiegenen Pferdchenpopulation, die eine Zufütterung mit Artemianauplien erfordert hat. Ich hatte deshalb die Gaben weiteren Futters für das Kleinzeug reduziert.


    Es bleibt spannend in den Seegraswiesen. Aber interessant auf jeden Fall.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Liebe Linda


    Vielen Dank für deine stete Berichterstattung!
    Ich bin einer der vielen stillen Leser und beobachte die Entwicklungen in der Ponyzucht sehr aufmerksam.
    An dieser Stelle daher ein großes Dankeschön an dich für deine Ausdauer und der damit verbundenen Berichterstattung!


    Ich bin schon lange am überlegen eine eigene Ponykoppel aufzubauen. Bislang hat mich die Verfügbarkeit von Seegras davon abgehalten aber ich möchte im kommenden Jahr meine Suche danach offensiv angehen um dann meine Idee verwirklichen zu können.


    Im kommenden Frühjahr darf ich einen Vortrag beim ÖVVÖ Bundeskongreß 2016 halten und werde anschließend ein paar Tage in Wien verbringen.
    Dürfte ich dich bei dieser Gelegenheit einmal besuchen und mir deine Ponykoppeln in natura ansehen?


    Beste Grüße,
    Torsten

  • Hallo Torsten,


    gleich vorweg: Du bist herzlich eingeladen zu Kaffee und Kuchen :smiling_face:


    Was die Ponyhaltung angeht erscheint mir Seegras tatsächlich als die optimale Einrichtung. Im Augenblick liegt mein Hauptaugenmerk auf der Erhaltung der Gräser, die Seepferdchen und die anderen Mitbewohner sind in der Hinsicht 'nur mehr' schmückendes Beiwerk. Gedeiht das Gras, sind auch sie wohlauf.


    Bis zum Frühjahr werden wir an (hoffentlich guten) Erfahrungen reicher sein. Und weil ich jetzt drei parallel laufende Seegraskulturen hab bin ich auch zuversichtlich, dass durch den ständigen Vergleich der Entwicklung auch halbwegs zuverlässige Aussagen über die wesentlichen Parameter gemacht werden können. Die hohe Alkalinität etwa, die hier schon einmal als möglicher Misserfolgsfaktor diskutiert wurde, spielt in der Hinsicht jedenfalls keine Rolle.


    Natürlich möcht ich darüber auch weiterhin hier berichten. Wie sich gezeigt hat, sind Seegraswiesen immer wieder auch für nette Überraschungen gut.


    Und weil ich inzwischen Kontakt hab zu dem Exporteur auf Cebu, sollte sich bei Gelegenheit auch eine Lieferung nach D organisieren lassen. Ich geh davon aus, dass mehr deutsche Händler bei ihm bestellen als österreichische, und eine Box Halodule uninervis ist dann schnell dazugepackt.


    Ich freu mich über dein Feedback hier und erst recht auf deinen Besuch im Frühling!


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Ihr Grünfans ;-))


    Endlich fertig mit Arbeiten für heuer, da kann ich noch ein paar Bilder von gestern einstellen.
    Video habe ich auch gemacht, muß aber noch durch den Schnitt.....


    Bild 1 ist eine Seitenansicht des Beckens
    Seegras und Sargassum sind gut zu erkennen, seitlich die Nano Wavebox


    Bild 2 ist die selbe Ansicht unten größer, hier erkennt man die kleinen schmalen Blätter in der Mitte, die aus der letzten Lieferung stammen


    Bild 3 ist Ovalis aus dieser Lieferung, an der Vorderseite eingesetzt. Auch frische Blätter ;-))
    Freut mich besonders.


    Bild 4 und 5 sind ebenfalls aus dieser Lieferung, aber in einem anderen Becken, und mit einem schichtmäßigen Bodenaufbau
    TM Nährstoffboden / Sand / TM Nährstoffboden / Sand
    Hier treiben die Gräser jetzt ebenfalls aus.


    Da es leider recht lange gedauert hat, bis ich das Seegras abholen konnte, hatte ich schon bedenken bezüglich Überleben....
    War doch zumindest 4 Tage im Sackerl.....


    Allerdings war es wie bei unserem Erstversuch, es dauert einfach offensichtlich bis sich das Gras an die neuen Umgebungsbedingungen gewöhnt.
    Wenn dann die Parameter stimmen, wuchert es.
    Hoffe ich zumindest. Sollten wir jetzt nioch die lästige Schizotrix wegbekommen wäre alles super......


    Torsten, wenn es Dich nach Wien verschlägt, melde Dich.


    LG,
    Wolfgang

  • Hallo Seegrasfreunde,


    ein kurzes Update zu Lindas Seegrasaquarien ...


    So toll wie bei Wolfgangs etablierter Wiese läuft es nicht :frowning_face:


    Zu meiner Überraschung ist genau in dem Becken, bei dem ich die geringsten Probleme erwartet hatte (der eigentlichen Seegraswiese 2014), das Wachstum wenig berauschend. Ich hatte gedacht, dass die sorgfältige Einzelpflanzung Vorteile bringt. Das scheint aber zumindest keine große Rolle zu spielen.


    In der Pferdchenkoppel 2013, wo ich die Gräser büschelweise eingesetzt hatte, sind jene Pflanzen, die zu einem nur geringen Teil von Substrat bedeckt waren, erwartungsgemäß abgestorben. Dafür haben sich mehrere Triebe entwickelt, die optisch einen guten Eindruck machen. Wie schon erwähnt sind braune Stellen an der Blattbasis ein schlechtes Zeichen. Das seh ich in diesem Becken nur bei wenigen Pflanzen.


    Vergleichsweise gut gedeiht allerdings nur Halodule uninervis. Halophila ovalis und eine Seegrasart mit breiteren Blättern konnten sich nicht wirklich etablieren.


    Erfreulich ist das nach wie vor gute Gedeihen von H. uninervis im Mangrovenbecken. Braun werdende Blätter schrecken mich nicht, solang mehr neue grüne Blätter nachkommen. Das ist der Fall.


    Zu den Ursachen der unterschiedlichen Entwicklung kann ich nach der noch kurzen Zeit mit Vergleichsdaten nur sagen, dass ich eine kräftige Wasserbewegung für förderlich halte und die ausgewogene Nährstoffzufuhr.


    In der Seegraswiese hatte ich zuletzt weder Nitrat noch Phosphat im nachweisbaren Bereich, obwohl dort wegen der relativ großen Pferdchenpopulation am Meisten zugefüttert wird. Gebessert hat sich die Situation seit Beginn gezielter Stickstoffdüngung. Außerdem wurde in diesem Aquarium die Strömung verstärkt.


    Im Pferdchenbecken 2013 hatte ich zuletzt einen Phosphatüberschuss (0,35 mg:NO3 n.n.). Hier hab ich ebenfalls mit Stickstoffdüngung nachgeholfen und das Verhältnis auf 1:10 gebracht (mit tendenziell abnehmendem Nährstoffgehalt).


    Der optische Eindruck der Gräser in diesem Aquarium ist insgesamt nicht schlecht, aber halt im Vergleich zur Anfangsphase nicht ganz befriedigend.


    Morgen werde ich wieder Tests durchführen.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Community,


    voilà die heutigen Testergebnisse:


    Seegraswiese 2014
    NO3 5 mg/l
    PO4 0,02 mg/l
    Alkalinität 10,5° dH
    letzter WW 03.01.16 16%


    Pferdekoppel 2013
    NO3 <1 mg/l
    PO4 0,53 mg/l
    Alkalinität 10° dH
    letzter WW 27.12.15 37%


    Mangrovenbecken
    NO3 n.n.
    PO4 n.n.
    Alkalinität 19° dH
    letzter WW 13.12.15 33%


    Offensichtlich ist die 'entsprechende' Nährstoffzufuhr doch keine so einfache Sache. Vor allem in der Pferdekoppel zeigt sich, dass der absichtlich im Becken belassene organische Abfall schwer einzuschätzen ist hinsichtlich seiner Auswirkungen auf den Nährstoffhaushalt. Als Wohnstätte für allerlei Kleingetier sind die abgestorbenen Seegrasblätter halt sehr wertvoll. Die Zusatzfütterung in Form von Granulat und Flocken für die Schnecken und Würmer hab ich hingegen bereits reduziert.


    Zuletzt habe ich den WW in der Pferdekoppel aus Rücksicht auf die Seehasen-Veliger ausgesetzt. Das war scheinbar keine so gute Idee. Ich werde heute Nachmittag einen größeren WW durchführen, um den PO4-Gehalt im Freiwasser zu reduzieren.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Community,


    glücklicherweise hab ich ja derzeit (noch) 3 Aquarien, in denen Seegräser gepflanzt sind. Bis jetzt war aus den Ergebnissen der Wassertests kein eindeutiger Hinweis zu erkennen, worauf das in den einzelnen Becken sehr unterschiedliche Gedeihen zurückzuführen ist.


    Dieser Artikel im gestrigen Standard hat mich auf die Idee gebracht, dass ich mit meinem bisherigen Fokus ausschließlich auf die Nährstoffwerte auf dem Holzweg bin.


    Es war auch in der Vergangenheit so, dass sich das Seegras zunächst schön entwickelt hat, das Wachstum dann aber stagniert und die Pflanzen in der Folge sukessive absterben. Das muss ich zu meinem Leidwesen auch jetzt wieder in der 'Seegraswiese' beobachten.


    Ausgehend von dem Hinweis in dem zitierten Zeitungsartikel, dass Sulfid die Pflanzenwurzeln schädigt, habe ich in diese Richtung noch ein bissl weiter recherchiert und bin jetzt überzeugt davon, dass Schwefelwasserstoff der Verursacher des Seegrassterbens ist. Der entsteht in dem hoch geschichteten feinen Substrat unter den gegebenen anaeroben Bedingungen in großer Menge, und die abgestorbenen Rhizome warden ihren Teil dazu beitragen.


    Vor ein paar Tagen habe ich in der Pferdekoppel (wo die Situation nicht so schlimm ist wie in der Seegraswiese) ein weißes Geflecht entdeckt, bei dem es sich möglicherweise um Zoothamnium niveum handelt. Hübsche Fiederbuschen kann ich zwar nicht erkennen, aber auf einem Foto, das ich im Web gefunden habe, ist das auch nicht der Fall. Natürlich kann es sich auch um einen Pilz handeln, jedenfalls glaube ich, dass in jedem Fall mikrobielles Leben mitspielt, das von der Sulfidoxidation lebt und damit die Pflanzenwurzeln entlastet. Die frischen Seegrastriebe im Bereich des weißen Geflechts sehen durchaus gesund aus.


    Spannend wären natürlich auch ein paar Mondmuscheln mit ihren bakteriellen Symbionten, aber dafür muss ich erst eine Quelle finden.


    Für das Gedeihen der Seegräser im Mangrovenbecken habe ich die Erklärung, dass dieses Becken seit 2007 besteht und das Substrat mittlererweile dicht von Mangrovenwurzeln durchsetzt ist. Dabei handelt es sich aber nicht um die bekannten Stelzwurzeln (die sind in diesem Aquaterrarium im Pumpensumpf zu finden), sondern um feines Wurzelwerk. Das trägt anscheinend dazu bei, dass H2S nicht im Überfluss entsteht, obwohl das Substrat mehr als 20 cm Schichthöhe aufweist.


    Vielleicht spielt ja auch die Besiedlung der Pflanzenwurzeln selber mit sulfidoxidierenden Bakterien eine Rolle (da bin ich mit der Recherche noch nicht weit gekommen). Es muss jedenfalls einen schlüssigen Grund geben, warum das Gras im Mangrovenbecken unter ansonsten suboptimalen Bedingungen (geringe Salinität, extrem niedriger Wasserstand, ständiges überklettert Werden von den Schlammspingern und den Einsiedlerkrebsen) gut gedeiht, während es in den anderen Aquarien stagniert oder überhaupt verschwindet.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Linda,


    der weiße "Pilz" (sieht ähnlich wie Schimmel oder Pilz aus) dürfte Beggiatoa, ein Riesen-Schwefelbakterium, sein. Das hast Du schon richtig interpretiert. Die wandeln H2S in elementaren Schwefel um, der ihnen die weiße Farbe gibt.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    danke schön für den Tipp! Hab gleich ein bissl gegoogelt nach Beggiatoa, und das scheint schon zu passen.


    In Bezug auf das Seegras (genauer: Auf dessen Wurzeln) wird ein aerobes Bakterium halt wenig ausrichten können. Bisher hatte ich angenommen, dass chemoautotrophe Bakterien in der Regel im anaeroben Milieu leben, weil sie ja auch keine Lichtenergie benötigen. Da scheint aber das Eine mit dem Andern nix zu tun zu haben.


    Ich würd halt gerne wissen, welche Mikroben im Wurzelbereich der Seegräser den Schwefelwasserstoff oxidieren. Der permanente Blattwechsel der Gräser allein bringt schon eine schöne Menge an Detritus zusammen. Interessant in dem Zusammenhang: Eine strömungsärmere Stelle in der Pferdekoppel, an der sich das Fallaub sammelt, zeigt äusserlich keine Anzeichen, dass sich dort massenhaft H2S entwickelt. Der Komposthaufen ist so locker geschichtet, dass genügend Sauerstoff auch in die Tiefe gelangt.


    Wenig überraschend, trotzdem aber unerfreulich ist der neuerliche Zuwachs an Dinoflagellaten, vermutlich im Zusammenhang mit der Ausbreitung der schwefeloxidierenden Bakterien. Das weiße Geflecht ist davon aber nicht betroffen, ebensowenig der Komposthaufen. Die größte Ausdehnung finde ich in einem Bereich, der von Beginn an eher dünn bepflanzt war.


    Das alles bezieht sich jedoch nur auf die Pferdekoppel. In der Seegraswiese, in der das Gras inzwischen großen Schaden genommen hat, finden sich weder Cyanobakterien noch Dinoflagellaten. Aber ein paar Millimeter unter der Substratoberfläche ist der Bodengrund schwarz.


    Dieses Rätsel zu lösen wird spannend.


    Anbei zwei Fotos von heute: Der weiße Bakterienrasen und der fast 'cleane' Komposthaufen.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Dieser Artikel im gestrigen Standard hat mich auf die Idee gebracht, dass ich mit meinem bisherigen Fokus ausschließlich auf die Nährstoffwerte auf dem Holzweg bin.

    Der link funktioniert leider nimmer. Dafür ist der Artikel jetzt auch im Archiv des Standard verfügbar.


    Ich hab dazu einen Bericht im Riffaquaristikforum erstellt und hoffe, dass hier niemand böse ist, wenn ich für diesen Beitrag den Text bloß kopiere.



    Hier sind's vermutlich ein paar mehr.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Linda,


    sowohl die Mondmuscheln als auch der Beggiatoa-Rasen sind auf jeden Fall Anzeiger für Schwefelwasserstoff. Die Wurzeln der Seegräser können also nicht übermäßig empfindlich auf Schwefelwasserstoff sein, wenn in der Natur symbiontische Mondmuscheln und in Deinem Becken Beggiatoa-Rasen bei intakten Seegräsern gedeihen. Beggiatoa und Mondmuschel-Bakterien oxidieren zwar den Schwefelwasserstoff, benötigen ihn aber für ihre lithtotrophe Lebensweise. Das bedeutet zwingend, bis dorthin ist Schwefelwasserstoff vorhanden. Sie leben zwar selbst im aeroben oder zumindest microaeroben Bereich, anaerobe Bedingungen mit Bildung oder zumindest Anwesenheit von Schwefelwasserstoff befinden sich aber in unmittelbarer Nähe bzw. bis direkt zu den Bakterien.


    Die Schwefelbakterien sind also zunächst mal nur Anzeiger, was darunter geschieht ist unklar. Dass unterhalb der Bakterien eine Oxidation von Schwefelwasserstoff stattfindet, ist eher zweifelhaft, da die Schwefelbakterien ja selbst die Grenze des Schwefelwasserstoff-Vorkommens bilden. Die Schwefelbakterien bilden zwar einen Sink für Schwefelwasserstoff, der Einflussbereich im Substrat dürfte aber im Millimeter-Bereich liegen, da Diffusion über größere Strecken nur sehr langsam stattfindet.


    Einen effektiven Schutz der Seegräser vor Schwefelwasserstoff können die Schwefelbakterien also nur bilden, wenn die Seegräser selbst für aerobe Bedingungen im Wurzelbereich sorgen. Das würde aber bedeuten, der Wurzelbereich der Seegräser sollte mit Schwefelbakterien durchzogen sein, ähnlich dem symbiotischen Pilzmantel um Baumwurzeln.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    ich hatte gehofft, dass du zu dem Thema Stellung beziehst.


    Bis jetzt habe ich noch nicht herausgefunden, welche Bakterien in den Kiemenvakuolen der Mondmuscheln leben. Es werden ja vermutlich auch aerobe Arten sein. Da würde ich annehmen, dass die Muscheln selbst durch ihre Grabtätigkeit für einen ausreichenden O2-Gehalt selbst in 20 cm Tiefe sorgen und somit die Bedingungen für die Schwefeloxidation herstellen.


    Die an der Substratoberfläche lebenden Beggiatoa-Bakterien zeigen das Vorhandensein von H2S nur an und oxidieren das Sulfid höchstens im Millimeter-Tiefenbereich. Dennoch scheinen die im Bereich der Beggiatoa-Kolonie wachsenden Gräser fiter. Die Rhizome von Halodule uninervis entwickeln sich knapp unterhalb der Bodenoberfläche, vielleicht ist das der Grund, dass zumindest neue Triebe keine Schäden zeigen.


    Zitat

    Einen effektiven Schutz der Seegräser vor Schwefelwasserstoff können die Schwefelbakterien also nur bilden, wenn die Seegräser selbst für aerobe Bedingungen im Wurzelbereich sorgen. Das würde aber bedeuten, der Wurzelbereich der Seegräser sollte mit Schwefelbakterien durchzogen sein, ähnlich dem symbiotischen Pilzmantel um Baumwurzeln.

    Das hätte ich auch vermutet, zumal H. uninervis als Pionierart gilt. Es hat sich so aber nicht bestätigt.


    Die Kondition der Gräser im Mangrovenbecken scheint allerdings der Beleg zu sein, dass das Feinwurzelgeflecht der Mangroven in diese Richtung wirkt.


    Das der Schwefelwasserstoff im Bodensubstrat durch den Abbau von Aminosäuren im Zuge von Fäulnisprozessen kommt, ist mir mittlererweile klar. Ich verstehe nur nicht, in welcher Weise die Pflanzenwurzeln durch H2S geschädigt werden sollen. Darüber habe ich keine Information im Web gefunden. Es gibt lediglich den Hinweis im verlinkten Standardartikel (und in ein paar weiteren, die ebenfalls Sulfid als Ursache für Pflanzenschäden angeben), aber keine Erklärung über die Wirkungsweise.


    Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto komplexer wird es für mich.


    Mit der Absicht, durch organischen Abfall die Nährstoffversorgung im Wurzelbereich zu erhöhen, habe ich scheinbar selbst zum Verfall der Gräser beigetragen. Ich glaube jetzt auch die Erklärung zu haben, warum sich Wolfgangs Seegraswiese nach der Übersiedlung der Gräser in das neue Becken so rasch etabliert hat. Das hat mich ja immer gewundert, weil ich (auch nach früher mit Thalassia hemprichii selbst gemachter Erfahrung) immer davon ausgegangen bis, dass Seegräser einen 'reifen' Bodengrund benötigen. Das mag auch sein, aber 'reif' bedeutet wohl das Vorhandensein bestimmter Mikroben und eines aeroben Klimas im Substrat. Die Körnung des Substrats scheint dabei irrelevant zu sein, denn im Mangrovenbecken ist der Bodengrund der Gleiche wie in einem der Seegrasaquarien.


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Linda,


    nach diesem Artikel hemmt H2S die Alkoholdehydrogenase in der Pflanzenwurzel und den Energiestoffwechsel. Es geht also wohl um die Hemmung von Enzymen.


    Die Nutzung des Schwefelwasserstoffs durch die Muscheln würde ich mir ähnlich vorstellen wie bei den Riesenwürmern an den Schwarzen Rauchern. Der Wurm bzw. die Muschel versorgen die Bakterien in H2S-Umgebung mit Sauerstoff. So kann die bakterielle Oxidation des H2S stattfinden. Würde die Muschel das Sulfid schon außerhalb durch ihre Grabtätigkeit oxidieren, sollte das eigentlich für ihre Symbionten und somit für sie selbst kontraproduktiv sein.


    Gruß


    Hans-Werner

  • ... ich hab´ noch was in der 8. Aufl. vom Schlegel gefunden: Beggiatoa ist zur anaeroben Schwefelwasserstoff-Oxidation in der Lage, indem sie Nitrat speichern und das Nitrat zur Schwefelwasserstoff-Oxidation nutzen. Dabei wird Nitrat zu Ammonium reduziert (Nitratammonifikation). Möglicherweise gefällt es Deinem Seegras bei den Beggiatoas dewegen so gut, weil dort Ammonium zur Verfügung steht. Vielleicht haben also die Seegräser eine Vorliebe für Ammonium als Stickstoffquelle.


    Übrigens dürfte im Meerwasser die Sulfidbildung weniger mit schwefelhaltigen Aminosäuren zu tun haben als eher mit der Sulfatatmung. Unter anaeroben Bedingungen wird Sulfat von Bakterien als Oxidationsmittel ( Elektronen-Akzeptor) beim Abbau organischer Substanzen herangezogen und dabei zu Sulfid reduziert.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    danke für den Artikel über die Wachstumslimitierung von Marschlandpflanzen durch Schwefelwasserstoff im Boden! Das trifft in ähnlicher Weise bestimmt auch auf die Seegräser zu. Genau sowas hab ich gesucht.


    Und natürlich auch danke für den link zum Wiki-Artikel über die Sulfatatmung. Darauf bin ich zwar heute schon im Weg des Artikels über den Schwefelkreislauf gekommen, hab mich aber mit der Erklärung, dass H2S durch den Abbau von schwefelhaltigen Aminosäuren entsteht, zufrieden gegeben.


    Das alles ist keine leichte Kost für mich, aber ich bin sicher, dass es sich lohnt, hier Zeit zu investieren.


    Liebe Grüße
    Linda


    PS: Dass Beggiatoa auch zur anaeroben Schwefelwasserstoff-Oxidation fähig ist und dabei NH4 entsteht hab ich nicht gewusst. Hab jetzt ein wenig darüber gegoogelt und bin dabei auf der englischsprachigen Wiki-Seite auf den Hinweis gestoßen, dass Vertreter dieser Bakteriengattung auch im Wurzelbereich von Sumpfpflanzen anzutreffen sind.

  • Hallo Linda,


    der Schlegel ist DAS deutsche Lehrbuch zur allgemeinen Mikrobiologie, kennt jeder, der etwas tiefer in die Mikrobiologie einsteigt.


    Scheinbar wird in Deutschland besonders intensiv an Beggiatoa geforscht, hier und hier sind gleich zwei Dissertationen die sich mit Beggiatoa und dessen Rolle im Stickstoffkreislauf beschäftigen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Hans-Werner,


    danke für diese wunderbaren Geschenke zum Valentinstag! :smiling_face:


    In die Dissertationen hab ich gleich reingeschaut. Beggiatoa scheint ein Schlüsselbakterium zu sein für das 'Funktionieren' von Bodensubstraten mit einem hohen Eintrag von organischem Abfall.


    Den Schlegel hab ich mir auch grad bestellt. Irgendwie würd es mich ja reizen, mein vor 39 Jahren begonnenes (und aus finanziellen Gründen gleich wieder abgebrochenes) Biologiestudium in der Pension wieder aufzunehmen, um endlich vom Status des interessierten Laien wegzukommen.


    Liebe Grüße
    Linda

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