Brauche Rat bei massiven Befall meines Kofferfisches

  • Wie ich bereits hier beschrieben habe, leidet mein Kofferfisch zur Zeit stark unter "Pünktchen". Der Befall ist mittlerweile so massiv, dass ich wohl heute akute Maßnahmen ergreifen muss. Nun stellt sich die Frage, was ich am besten mache.


    Einerseits werden Süßwasserbäder empfohlen, andererseits heisst es, die erreichen die Erreger in der Schleimhaut ohnehin nicht. Ich hab noch ein 60er-Set als Quarantänebecken, in dem ich den Koffer behandeln kann. Der Fisch frisst mittlerweile super und hat sich auch schon reichlich mit Malachitgrün versetztes Futter einverleibt, aber auch das scheint nicht zu helfen. Das Tier ist eigentlich gut drauf, neugierig und verfressen, sieht aber wirklich übel aus und bekommt mittlerweile schon einen Belag auf den Augen.


    Jetzt ist die Frage: Erst Süßwasserbad und dann Quarantäne oder nur Quarantäne? Welches Medikament nehme ich am besten und wie lange muss ich warten, bis der Fisch wieder zurück ins Becken kann?
    Ich habe auch schon von Brackwasserbädern gehört, die wohl schonender für den Fsich sind. Da der Fisch schon wieder gut zugelegt hat und sehr aktiv ist, sollte er ein Süßwasserbad schon gut packen, aber obwohl einerseits geschrieben wird, dass die Bäder gegen Cryptocarion irritans helfen, wird an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass die Erreger zu tief in der Haut sitzen, um davon beeinträchtigt zu werden.


    Bisher habe ich immer alle Krankheiten durch gutes Futter und Pflege in den griff bekommen, aber hier sit jetzt wirklich Handlungsbedarf...


    Was sind eure Erfahrungen und wie sollt ich am besten vorgehen?

  • Nils,


    solange er noch so gut frisst und aktiv ist, würde ich gar nichts machen.


    Ein 60iger dürfte ihn mächtig stressen und das kann das ganz nur noch steigern.


    Falls doch behandeln, dann erst SW Band und denn Medikamente.

  • Zitat

    Original von Peter Schmiedel
    Ein 60iger dürfte ihn mächtig stressen und das kann das ganz nur noch steigern.


    hi peter,


    ...das ist die frage....


    wir hatten einen a. leucosternon aus einer beckenauflösung in unser schowbecken übernommen und so nach und nach (über mehrere wochen) brachen bei ihm pünktchen aus.


    aufgrund der zufälligen möglichkeit des herausfangens habe ich ihn in ein ca. 160 liter algenbecken gesetzt, das parkenderweise von einem flavescens bewohnt war.


    der weissi ist in kürzester zeit wieder gesundet und hat noch nicht einmal den gelben angesteckt.


    die ruhe hat im gut getan.

  • Hallo Nils,


    schwimmen die Kofferfische z.Zt. in diesem Becken mit dem angegebenen Besatz ?

    Zitat

    160x70x60 als Raumteiler - Pärchen: Pfauenkaiser (Pygoplites Diacanthus), A. Ocellaris (in H. Crispa), Pinzettfische (Chelmon Rostratus), Valenciennea puellaris, Blaustreifen-Seenadeln, Mandarinfische, Symbiosegrundeln ( Cryptocentrus cinctus) mit Pärchen A.bellulus, Pseudochromis Fridmani Harem, Aalgrundeln, Demoisellen
    Einzeltiere: Halichoeres argus, Halichoeres Melanurus, Acanthurus leucosternon
    Krebstiere: Pärchen Anemonenkrabben, 4 Kardinalsgarnelen, Pärchen Stenopus, 2 Putzergarnelen, Pärchen Alpheus bellulus


    Zeigen dann die anderen Fische keine Pünktchen bzw. Krankheitssymptome ??? Oder hälst Du die beiden Kofferfische separat ??? Ein paar Bilder wären sehr hilfreich, ebenso Daten über den Wirbellosen-Besatz, falls separate Haltung.


    in dem anderen Thread schreibst Du:

    Zitat

    Leider ist aber nicht alles toll. Beide Koffer haben deutlich an Pünktchen zugelegt. Das Weibchen sieht noch recht gut aus (ich tippe mal auf ca 40 Punkte) aber der Herr Kofferfisch ist ein richtiger Streuselkuchen. Die Haut ist übersäht mit kleinen Punkten und auf den Flossen sieht man, dass er anscheinend auch den für Oodinium typischen Belag bekommen hat.

    Es ist typisch für Cryptocaryon bzw. für Oodinium, dass sie nach scheinbaren Abklingphasen mit neu vermehrten Schwärmern verstärkt zurückkehren und sich das Krankheitbild dann verschlimmert.


    Es wäre sehr wichtig, die Krankheit sicher zu diagnostizieren. Ich vermute mal, wenn Du einzelne weiße, scharf umgrenzte Punkte sicher identifizieren kannst, dass es sich nicht um Oodinium bzw. die Samtkrankheit (Amyloodinium ocellatum) , sondern um die Weißpünktchenkrankheit (Cryptocaryon irrtans) handelt.
    Dazu schau Dir mal die Bilder und Beschreibungen auf dieser Seite an. Evtl. hilft sie Dir, die Krankheit zu identifizieren.


    Süßwasserbäder helfen grundsätzlich erst einmal gegen fast alle Ektoparasiten. Bei der Weißpünktchenkrankheit (Cryptocaryon irritans) hat man aber herausgefunden, dass die Parasiten davon kaum beeinträchtigt werden, da sie tief in der Schleimhaut sitzen. Andererseits gibt es oft auch Mischinfektionen mit anderen Erregern, die Du dann mit dem SW-Bad entfernen kannst. Im Falle von Oodinium kannst Du damit was ausrichten, aber vollständig vernichtet werden die Erreger nicht.


    Mit 10 bzw. 15 cm sind die Kofferfische für einen 60er Würfel eigentlich schon viel zu groß - und selbst als kurzfristiges Quarantänebecken für mindestens 2 Wochen Behandlungsdauer viel zu klein.


    Wenn alle anderen Fische keine Symptome zeigen, würde ich es trotzdem im Quarantänebecken versuchen. Behandlung mit Tetra MarinOopharm - das ist gegen beide Erreger (Oodinium und Cryprocaryon) wirksam. Allerdings ist es bei einer gemischten Haltung mit anderen Fischen extrem unwahrscheinlich, dass die Erreger nur auf die zwei Kofferfische beschränkt sind. Daher muss man mit Re-infektionen rechnen, solange die Erreger im Becken persistieren. Behandlungsdauer mind. 2 Wochen und bzgl. Dosierung genau nach Herstellerangabe.


    Eine Behandlung im Hauptbecken mit MarinOopharm kann nur bei Abwesenheit von Xenien und Stachelhäutern (Seesterne, Seeigel) erfolgen. Ein gewisses Risiko bleibt dabei aber bestehen, trotz der Herstellerangaben evtl. noch Korallen und Krebse, Garnelen zu verlieren. Ich kenne bisher nur 3 gesicherte Berichte über eine Anwendung dieses Mittels in vollbesetzten Korallenbecken, dabei waren meistens nur Weichkorallen und Fische eingesetzt. In allen Fällen gab es keine Verluste nach dem Einsatz des Mittels.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Hallo alle zusammen.


    Was mich persönlich ein wenig verwundert ist die Tatsache, dass das "Krankheitsbild" durch kein einziges Bild in das richtige Licht gesetzt wurde.


    Betreffend der zuvor angesprochenen Ausscheidungen, die den restlichen Fischbestand "himmeln" bin ich zwischenzeitlich - und nach einigen in den Becken verstorbenen Kofferfischen, die keinen Bestand himmelten - ein wenig beratungsresistent und habe dazu eine eigene Theorie.


    Es würde mich einmal interessieren:
    Eine Nahaufnahme von jedem der Kofferfische.
    Eine Beckenansicht
    und...
    ggf. eine Beschreibung des Besatzes.


    Ich gehe einmal ungeachtet der evtl. folgenden Bilder davon aus, dass der "Befall" sich mit der Schwächung des Immunsystems ausbreitet. Das wiederum hat nichts mit der Futteraufnahme und der Verwertung zu tun.


    Im Übrigen sind unsere Kofferfische, insbesondere der rund 20 cm lange Kuhkoffer auch gerne an Melone herangegangen.


    Es wäre auch nicht auszuschließen, das ein parasitärer Befall der Auslöser für die Pünktchen darstellt, welchem mit entsprechenden Zugaben entgegengewirkt werden könnte.


    Aber, ohne teils erklärender Bilder sind das alles nur Mutmaßungen.


    Gruß,
    Bert

    Einmal editiert, zuletzt von trefferversenkt ()

  • Wahrscheinlich bin ich grade der schlechteste Ansprechpartner (das Meleagrisweibchen ist soeben verendet)


    Ich hatte meinen Kuhkoffer jetzt dreimal in Quarantäne aus dem großen Becken:


    zweimal als er noch klein war, mit Pünktchen jeweils eine Woche mit JBL Punktol (glaube ich) behandelt, und innerhalb kürzester Zeit war alles wieder weg, dann lief meine UV Anlage, seitdem hat er ganz ganz selten mal ein-zwei Punkte, die aber sofort nach Anreicherung des Futters verschwinden. Becken war ein 30l mit Luftsprudler.


    Vor zwei Monaten hatte er zwei Verpilzungen an den Flossen, die auch mit erhöhter Vitaminisierung verschwanden, mein Händler hat ihn dann bekommen und behandelt, da er in 30l wirklich albern aussehen würde (gut 20cm) dort hatte er allerdings auch nur einen großen Eimer mit Belüftung und div. Mittelchen.


    Ich habe mir jetzt ein 60l Becken mit Technik zur Reserve geholt, damit ich zur Not selber Quarantäne fahren kann.


    LG


    Florian

  • Vielen Dank für die rege Beteiligung! Vielleicht haben das einige etwas falsch aufgefasst, aber ich bin vor allem auf der Suche nach Behandlungserfahrungen der Krankheit. Warum die tiere krank sind, kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen und eine Diagnose per Foto ist auch nicht nötig. Ich bin schon etwas länger dabei und bilde mir ein, die gängigen Krankheiten identifizieren und einschätzen zu können. Bisher konnte ich nur alle Krankheiten durch entsprechendes Futter und Pflege bekämpfen. Dies scheint aber bei den Koffern mittlerweile aussichtlos, da der Befall schon so akut ist.
    Mit Fotos zu den Tieren kann ich auch zur Zeit leider nicht dienen, da ich keine Kamera habe. Die Krankheit kann ich als eine Kombination aus Cryptocarion irritans und Oodinium identifizieren. Anfangs war es nur Cryptocarion, aber mit zunehmendem Befall trat nun auch Oodinium auf.


    @ Torsten Sause
    Der Besatz ist bis auf die Chelmons der selbe, wie in meiner Signatur angegeben. Ich hab nur keinen Bock die Signatur zu ändern, weil so lange Signaturen wohl mittlerweile unerwünscht sind und ich sie massiv kürzen müsste. Die Chelmons hatte ich vor etwa einem Jahr abgegeben, da sie sich mit den Kaisern auf Dauer nicht verstanden haben und das die labile Paarbindung der Pinzettfische stark belastete.
    Ich werde auf keinen Fall Medikamente im Becken einsetzen. Das Risiko ist mir viel zu groß und in meiner Anfängerzeit hab ich damit nur schlechte Erfahrungen gemacht. Der Rest des Besatzes ist wohlauf und kaum oder gar nicht betroffen. Der Weißkehl ist natürlich am anfälligsten und hat einige wenige Cryptocarion-Punkte. Soweit ich das sehen kann, sind es aber weniger als 10. Er scheuert sich gelegentlich und hängt viel bei den Putzern rum. Um den Fisch mache ich mir aber gar keine Sorgen. Der ist kugelrund, frisst wie immer und ist ein sehr robuster Pflegling. Alle anderen Tiere zeigen gar keine Erreger auf der Haut.


    @Bert
    Mit Fotos kann ich leider nicht dienen, wüsste aber auch nicht, was diese beitragen würden. Die Krankheiten kann ich relativ sicher identifizieren. Die anderen Beckeninsassen kann ich als Auslöser ziemlich sicher ausschließen. Es ist evtl. möglich, dass es noch andere Erkrankungen bei den Koffern gibt (wie Darmparasiten), die die Krankheit begünstigen. Der Monat ohne Futter sollte aber ausgereicht haben, um die Tiere zu schwächen und anfällig zu machen. Fressen tun sie ja erst seit etwa einer Woche richtig.



    Der neue Stand der Dinge ist nun folgender:


    Das Weibchen ist seit gestern spurlos verschwunden. Ich habe alle Höhlen, Ablaufschacht u.ä. untersucht und um das Becken überall nachgeguckt, aber nichts gefunden. Obwohl es äußerlich deutlich weniger befallen war und bis zu seinem Verschwinden sehr aktiv und nicht beeinträchtigt erschien, gehe ich davon aus, dass es gestorben ist. Seltsam ist nur, dass von dem Tier nichts zu finden ist, obwohl allein das Gerippe recht beachtlich sein müsste...
    Die Leiche des Weibchens dürfte auch nochmal für einen beträchtlichen Schub an Schwärmern gesorgt haben. Der Koffermann sieht jedenfalls sehr schlimm aus und ist auf Körper und Flossen fast flächig bedeckt.


    Den männlichen Koffer habe ich gestern in ein 100x40x40 Becken gesetzt, in dem ich jetzt mit kupferhaltigem Medikament behandle. Er hat sich ganz einfach fangen lassen, da er ja mittlerweile auf meine Hand getrimmt ist und im Quarantänebecken sofort weiter gefressen. Er frisst sogar im Quarantänebecken aus der Hand und macht einen guten Eindruck. Auf das Süßwasserbad habe ich doch verzichtet, da ich den Fisch fast ohne Stress umsetzen konnte und davon ausgehe, dass die Erreger durch die Kupferbehandlung genügend bekämpft werden.
    Eine Behandlung war wirklich unumgänglich, da trotz gutem Fressverhalten, Medikamenten und Vitaminen im Futter und Ozon die Haut des Koffermannes mittlerweile so voll mit Parasiten war, dass man kaum noch Haut gesehen hat. Komischerweise zeigte das Tier bis auf eine schnelle Atmung kein auffälliges Verhalten.


    Weitergehen soll es nun folgendermaßen:
    Der Koffer bleibt erstmal mindestens eine Woche in Behandlung, damit er auch ganz parasitenfrei ist. Im Hauptbecken muss natürlich die Bekämpfung übers Futter weitergehen, damit es keine zu heftige Neuinfektion gibt, wenn der Koffer zurückgesetzt wird. Es gibt also weiter Malachitgrün und Vitamine aufs Futter.


    Ich habe jetzt an einigen Stellen recherchiert, kann aber nicht sicher sagen, wie lange so eine Quarantäne normalerweise durchgezogen werden muss. Das ist in meiner mittlerweile etwas siebenjährigen Meerwasserlaufbahn der erste Fall, bei dem ich so drastische Maßnahmen ergreifen muss.
    Was meint ihr denn? Ich würde den Fsich logischerweise gerne schnell zurücksetzen, da er mir im recht kahlen Quarantänebecken natürlich Leid tut. Ich denke aber, dass es erst sinnvoll ist, wenn im Hauptbecken die Gefahr von Schwärmern nicht mehr zu groß ist.

  • Hallo Nils,


    mit kupferhaltigen Mitteln ist Oodinium sehr gut zu bekämpfen. Wenn es sich tatsächlich um Oodinium handelt, müsste der Befall relativ schnell abklingen. Die Behandlung sollte mindestens 10-12 Tage durchgeführt werden. Dabei, wenn möglich, nach Herstellerangabe den Kupfergehalt parallel messen, damit genügend Kupfer vorhanden ist.

    Allles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben - ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.
    E.P. Odum 1980 - Grundlagen der Ökologie

  • Tja, schade dass du es nicht bebildern kannst. Das hätte ja auch durchaus eine Hilfe für andere sein / werden können.
    Werde deinen Thread weiter beobachten.


    Gruß,
    Bert

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