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    Nur wenn du es fürchtest, beißt es dich
    Ich streichelte das See-Ungeheuer
    von Mauritius


    Von JÜRGEN DAMSCH


    Auge in Auge mit dem Ungeheuer: Nur wenige Zentimeter vor dem Gesicht, reißt die Muräne ihren Rachen weit auf



    Ein alter Fischer am Strand von Mauritius erzählte mir von einer Monstermuräne. „Sie lebt im Wrack des Frachters ‚Stella Moru‘“, sagte er. „Sie beißt dich nur, wenn du sie fürchtest.“


    ICH WOLLTE SIE SEHEN.



    Ein paar Meilen nordwestlich der Küste tauche ich in den Indischen Ozean. Am Grund zeichnen sich die Umrisse des Wracks aus dem sandigen Boden.



    Ich umtauche die „Stella Moru“, schaue vorsichtig durch die Luken.



    Plötzlich gleitet die Riesenmuräne aus dem Dunkeln. Drei Meter lang, ein mächtiger schlangenförmiger Körper. Geschmeidig, bedrohlich.



    Das aufgerissene Maul reicht bis hinter die eisblauen Augen. Ich streichle ihren Körper. Ihre Haut ist wie ein eingeölter Muskel. Fest und schmierig.



    Muränen sind die Monster der Meere. Urbild aller See-Ungeheuer. Es gibt sie schon seit über 400 Millionen Jahren. Ihr Biß kann töten.



    Meine Muräne reißt ihren Rachen auf. Zähne blitzen vor meiner Taucherbrille. Ich drücke sie weg. Ein Reflex! Da schnappt das Maul zu. Ein Blitz-Biß! Stechender Schmerz in meiner rechten Hand. Ich muß aufsteigen.



    Am Strand treffe ich den Fischer wieder. „Und? Habe ich gelogen?“ fragt er mich. „Nein“, sage ich, „ich habe mich gefürchtet ...“

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